Messe München GmbH ©
Sieht das Schutz- und Hygienekonzept als Basis für neue Impulse – Messechef Klaus Dittrich (65).

Gemeinsam mit anderen Messegesellschaften erarbeitete die Messe München ein Schutz- und Hygienekonzept, das von der Bayerischen Staatsregierung verabschiedet wurde. Messe-Chef Klaus Dittrich (65) ist optimistisch.

Eva Elisabeth Ernst, Ausgabe 10/20

Herr Dittrich, wie zufrieden sind Sie mit dem Schutz- und Hygienekonzept für die bayerische Messebranche?

Das Konzept entspricht unserem Wunsch, einen verbindlichen Standard für unsere Veranstaltungen in Coronazeiten festzulegen. Es legt die Kriterien Abstandswahrung, Hygiene und Nachverfolgbarkeit aller Teilnehmer zuverlässig und verbindlich fest. Das Schutz- und Hygienekonzept ist also Basis dafür, dass wir mit unseren Branchentreffs der Wirtschaft bald wieder neue Impulse geben können.

Wie schwierig und teuer wird die Umsetzung?

Die Umsetzung des Schutz- und Hygienekonzepts ist für uns eine Herausforderung, die wir sehr ernst nehmen, aber gut meistern können. Denn es gehört zu unseren Kernkompetenzen, dass wir für jede Veranstaltung flexibel auf wechselnde Anforderungen eingehen und komplexe logistische Abläufe umsetzen können. Zudem galten auch schon vor Coronazeiten für alle unsere internationalen Veranstaltungen hohe Sicherheitsstandards. Das heißt, Leistungen, die wir für das Schutz- und Hygienekonzept umsetzen müssen, erbrachten wir in ähnlicher Form auch für Veranstaltungen vor Ausbruch der Pandemie.

Können Sie dafür Beispiele nennen?

Wir verfügen zum Beispiel über eine eigene Sanitätsstation vor Ort, die zu den Messen mit qualifiziertem medizinischem Personal besetzt ist. Auch die Infrastruktur unseres Geländes war von Beginn an bereits auf hohe Sicherheitsstandards ausgelegt: So sorgen unsere modernen Lüftungsanlagen für eine sehr gute Luftqualität. Breite Rettungswege hatten immer schon das Ziel, Gedränge zu vermeiden. Genau dieses Sicherheitsniveau, das wir unseren Kunden seit Jahrzehnten bieten, ist eine gute Basis, die zusätzlichen Maßnahmen wegen Covid-19 umzusetzen.

Ihre nächsten großen Leitmessen sind die analytica und die automatica 2020. Wie sieht es mit den Buchungen der Aussteller aus?

In die analytica und die automatica setzen unsere Kunden große Hoffnung, um das internationale Geschäft so bald wie möglich wieder in Schwung zu bringen. Wir spüren selbstverständlich auch eine gewisse Zurückhaltung, interessanterweise mehr aus Deutschland als aus dem Ausland. 2020 wird sicher kein Jahr der Rekorde.

Mit welchen Besucherzahlen rechnen Sie?

Die Besucherzahlen lassen sich noch nicht seriös prognostizieren. Wir spüren derzeit eine Unsicherheit bei Interessenten, weil monatelang keine Messe stattgefunden hat. Sobald wir aber mit einer ersten Präsenzveranstaltung bewiesen haben, dass der Austausch und das Geschäft auch unter Coronabedingungen erfolgreich sind, wird die Zurückhaltung abnehmen.

ISPO Shanghai sogar mit 14 Prozent mehr Besuchern

In China ist uns das Anfang Juli bereits erfolgreich gelungen. Wir haben vier Präsenzmessen in Shanghai mit strengen Schutz- und Hygieneauflagen durchgeführt. Trotz Maskenpflicht und Abstandswahrung verzeichneten sie hohe Besucherzahlen. Die ISPO Shanghai hatte sogar einen Besucherzuwachs von 14 Prozent. Auch in Deutschland werden wir mit den Maßnahmen unseres Schutz- und Hygienekonzepts beweisen, dass sichere, attraktive und wirtschaftlich erfolgreiche Messen in Zeiten von Covid-19 möglich sind.

Was wird sich für die Messebesucher konkret verändern?

Die Regeln orientieren sich an dem, was wir aus dem täglichen Leben kennen, etwa vom Besuch eines Supermarkts oder Restaurants. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Besucher die Vorsichtsmaßnahmen als neue Normalität annehmen werden.

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