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Brau, schau, wem!

Thorsten Jochim ©
Bier, das zur Mannschaft passt – Geschäftsführer Stefan Lettl

Die zweite Mannschaft der Unterhachinger Volleyballer ist nicht nur sportlich fit. Das Team macht sich auch gut als Unternehmer. Seit 2018 ist ihr Rammlerbräu auf dem Markt. Die Firma wächst stetig – und hat noch viel vor.

SABINE HÖLPER, Ausgabe 04/2022

Auch Sportler leben nicht von Wasser und isotonischen Getränken allein. Zumindest nach dem Spiel sind ein, zwei Bier erlaubt – und eine feine Sache. Noch leichter läuft es die Kehle hinunter, wenn es gesponsert wird. Doch was tun, wenn sich keine Unterstützer finden?

825 Hektoliter im Jahr 2021

Dann braut man das Bier einfach selbst. So einfach wie genial lässt sich die Idee der zweiten Mannschaft der Unterhachinger Volleyballer zusammenfassen. 2018 entschloss sich das achtköpfige Kernteam, eine eigene Biermarke zu entwickeln. Ihr »Rammlerbräu« kam schon kurz darauf auf den Markt. Im vergangenen Jahr wurden bereits 825 Hektoliter ausgeschenkt. Und es sollen noch viele, viele mehr werden.

»Bieridee« in feuchtfröhlicher Runde

Wenn junge Männer in feuchtfröhlicher Runde daherreden, entsteht die ein oder andere Schnapsidee. Im Fall der Volleyballer des TSV Unterhaching handelte es sich um eine »Bieridee«. Stefan Lettl, bei den Volleyballern der zweiten Mannschaft seit vielen Jahren im Außenangriff, erzählt, wie es zur Gründung des eigenen Unternehmens kam: Die Truppe saß beim Training zusammen, philosophierte darüber, dass ein Biersponsor hermüsse.

»Wir haben aber gar nicht lange nach einem Sponsor gesucht«, sagt der 27-Jährige. »Schnell hatten wir die Idee, lieber ein eigenes Bier zu brauen.«

»Das Besondere in die Flasche füllen«

Schließlich, so der Betriebswirt und angehende Steuerberater, »hatten wir einen sehr hohen Anspruch an die Qualität des Bieres«. Sie wollten das Besondere in die Flasche füllen, ein Bier, das zur Mannschaft passt. Der Kreis möglicher Sponsoren war damit stark eingeschränkt. Also kontaktierten sie den befreundeten Braumeister Johannes Probst – und los ging’s in Eigenregie.

Die ersten Versuche fanden in Probsts Keller statt. Dort standen ein großer Kessel, ein Bunsenbrenner, ein Rührgerät, ein Apparat zum Schroten der Gerste und alles weitere, was man braucht. Die Volleyballer der (damals noch dritten, heute zweiten) Mannschaft gaben ihre Wünsche an, was den Geschmack betrifft, und, so Lettl, »die Auswirkungen auf den Körper«. Der Braumeister mit Abschluss von der TU Weihenstephan in Brauereiwesen und Getränketechnologie setzte es um.

Vom Keller in die Brauerei

Heraus kamen die ersten 60 Liter eines naturtrüben Festbiers mit knapp sechs Prozent Alkoholgehalt. »Des bummst di richtig« – so die anerkennenden Worte der Sportler nach dem Probieren des kräftigen Gebräus, und seither Slogan für das Bier der Volleyballer. Der Name Rammlerbräu war im Übrigen auch schnell gefunden: Die Mannschaft wurde seit Jahren spaßeshalber als die »Rammler« bezeichnet. Die damalige Zweitliga-Mannschaft nannte sich die »Hasen«.

Spezialisten für alles im Team

Das Team gründete die Rammlerbräu UG und machte weiter. Aus Litern wurden Hektoliter, das Unternehmen verließ den Keller, suchte sich professionelle Brauereien. Gemeinsam ersannen sie weitere Sorten, ein naturtrübes Helles mit 4,9 Prozent Alkohol sowie ein Hefeweißbier mit 5,3 Prozent. Sie entwickelten ein ansprechendes Logo, mit einem Hasen. Sie kreierten Merchandise-Artikel wie Kappen, Shirts und Gläser, Kochschürzen und Babylätzchen, anfangs sogar Liegestühle. »Für alles haben wir einen Spezialisten im Team«, sagt Lettl stolz.

Eine eigene Brauanlage als Traum

Das ist der Vorteil einer Hobby-Mannschaft, die Sportler gehen alle Berufen nach, etwa als Grafikdesigner. Somit konnte das Unternehmen von innen heraus wachsen und gedeihen. Die einzige fremde Hilfe blieben die beiden Brauereien, eine in Grafing und eine in Traunstein. »In den nächsten fünf bis zehn Jahren würden wir auch gern diese Tätigkeit selbst übernehmen«, sagt Lettl. »Unser Traum ist eine eigene Anlage. Darauf arbeiten wir hin.«

Die Selbst-Sponsoren sponsern mittlerweile selbst

Die Volleyballer stellten auch das Unternehmen auf stabilere Beine. Aus der UG wurde im Herbst 2021 eine GmbH, der bisher nebenberuflich für die Firma tätige Probst wurde kurz darauf zum zweiten Geschäftsführer neben Lettl bestimmt und ist seither hauptberuflich für die Firma tätig. Das Bier sponsert die Rammler und einige weitere Sportmannschaften. Die Fußballer der Fortuna Unterhaching trinken das Gebräu der Volleyballer und laufen mit dem Logo aufs Spielfeld. Die Damenmannschaft des Vereins wird ebenfalls unterstützt – und ein Verein »über die Ortsgrenzen hinaus«. Die Selbst-Sponsoren unterstützen mittlerweile also auch andere.

Und sie vertreiben ihr Bier im Einzelhandel. »Hauptumsatzbringer sind mit weitem Abstand Getränkefachmärkte inklusive Lieferdienste«, sagt Lettl. Danach komme der eigene Onlineshop als wichtigste Absatzquelle. Auch in der Gastronomie wird Rammlerbräu ausgeschenkt. Die erste Bar, die die Unternehmer gewinnen konnten, war die Bummsvoll-Bar in Giesing. Dort traf sich die Mannschaft oft nach dem Training. Die Verbindung intensivierte sich, als der Wirt das Rammlerbräu ausschenkte.

Kürzlich drehten die Volleyballer dort ihren ersten Imagefilm. Mittlerweile gibt es zudem einen Kino-Werbespot. Marketing beherrschen die Sportler eben auch.

»Eine eigene Bar, das wär’s«

Die coronabedingten Einschränkungen in der Gastronomie spürte auch die junge Brauerei. Lettl hofft, dass die Pandemie bald vorbei ist und wieder Feste gefeiert werden können. Das Team um die Geschäftsführer Lettl und Probst möchte zudem gern eigene Events durchführen. Ihr größter Wunsch aber ist »der eigene Ausschank in der Ortsmitte von Unterhaching«. Lettl: »Eine eigene Bar, das wär’s – allein schon zur Identifizierung.«

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