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Rohstoffe aus Afrika

Simon Doleschal ©
Afrikanische Alternative – Zink-Kupfer-Mine in der Demokratischen Republik Kongo

Die Märkte Afrikas bieten angesichts der aktuellen Energiekrise attraktive Alternativen, Rohstoffe zu beziehen. Unternehmen stehen dabei besonders vor der Herausforderung, ihr Engagement nachhaltig zu gestalten.

MECHTHILDE GRUBER, Ausgabe 09/2022

Krisen, Korruption, Kinderarbeit, dazu politische Instabilität, aber auch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz – diese Hemmnisse nennen bayerische Unternehmen als Gründe, warum sie von einem Engagement im südlichen Afrika bisher eher Abstand nehmen.

Das soll sich ändern, sagt Christina Püttmann, Referentin Subsahara-Afrika bei der IHK für München und Oberbayern: »Viele Akteure, von der Bundesregierung mit Kanzler Olaf Scholz bis zu den Auslandshandelskammern und den IHKs, schaffen für Unternehmen Handlungsräume, die ihnen den Einstieg in die attraktiven Märkte Afrikas erleichtern.«

»Chancenkontinent« Afrika

Die Länder des »Chancenkontinents« verdienen angesichts der schwierigen Situation durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine wesentlich mehr Aufmerksamkeit als bisher. Bei vielen Schlüsseltechnologien wie der Batterietechnik und Robotik ist Deutschland von aus wenigen Ländern importierten Rohstoffen abhängig. Alternative Quellen etwa für Kobalt, Nickel oder Kupfer müssen erschlossen werden. Vor allem das an Rohstoffen reiche südliche Afrika gewinnt dadurch an Bedeutung. Dabei werden einige Staaten nicht nur als Energie- und Rohstofflieferanten interessant, sondern auch als Produktionsstandorte.

Bergbau ist ein langfristiges Geschäft, betont Simon Doleschal, Leiter des Kompetenzzentrums Bergbau und Rohstoffe der Außenhandelskammer (AHK) Südliches Afrika: »Um in Afrika erfolgreich zu sein, bedarf es Ausdauer und des Willens, sich auf lokale Gegebenheiten einzulassen.«

Kooperation mit den richtigen Partnern

Das Kompetenzzentrum in Johannesburg ist – ebenso wie das Kompetenzzentrum Sourcing – eine zentrale Anlaufstelle für deutsche Unternehmen. Vor Ort gut vernetzt, fördert es die Kooperation mit den richtigen Partnern. Ziel ist es, die von der Bundesrepublik geforderte nachhaltige Rohstoffpolitik zu unterstützen. So hilft das Kompetenzzentrum Unternehmen dabei, die Vorgaben des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes umzusetzen. »Das Gesetz ist für Unternehmen keine Hürde, sondern eine Chance«, sagt IHK-Referentin Püttmann. »Sie haben damit gesetzliche Vorgaben, was sie beachten müssen, und wissen, wie sie durchstarten können.«

»Gibt kein einheitliches Rezept für Afrika«

Ebenso wichtig sei es, sich über den jeweiligen Markt frühzeitig zu informieren, sagt AHK-Experte Doleschal: »Es gibt kein einheitliches Rezept für Afrika, jedes der Länder hat seinen eigenen Fokus und auch seine eigenen Probleme und Herausforderungen.« Kleine Mittelständler sollten sich zum Beispiel auf relativ konfliktfreie Länder wie Namibia, Sambia oder Südafrika fokussieren.

Südafrika spielt für Deutschland beim Sourcing die bedeutendste Rolle. Edelmetalle und Erze sind die wichtigsten Exportgüter, Südafrika gehört zu den größten Abbaugebieten von Platinmetallen. Der am weitesten entwickelte Wirtschaftsraum des Kontinents ist aber nicht nur wegen seiner Bodenschätze interessant. Bei der Afrikareise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) waren Kooperationen bei grünen Wasserstofftechnologien das Hauptthema. Auch bei Industrie 4.0 bietet Südafrika bayerischen Firmen viele Chancen.

Namibia ist im Vergleich zum großen Nachbarland ein noch wenig regulierter Markt. Gerade kleinere Mittelständler können deshalb hier etwas leichter Fuß fassen. Das Land baut hochwertige Diamanten ab und gewinnt als weltweit drittgrößter Uranproduzent aktuell an Bedeutung. Zudem wird in Namibia derzeit der Strommarkt liberalisiert, was zu einem Anstieg von erneuerbaren Energien wie Wind-, Solar- und Bioenergie führt.

Obwohl Sambia eines der ärmsten Länder Afrikas ist, zählt es zu den politisch stabilsten. Als zweitgrößter Kupferproduzent des Kontinents profitiert das Land gerade besonders von den hohen Weltmarktpreisen. Um unabhängiger zu werden, will Sambia seine Wirtschaft diversifizieren. Die Offenheit gegenüber ausländischen Investoren macht das Land zusätzlich interessant.

Den stärksten Aufschwung erleben gerade Mosambik und Tansania, sagt AHK-Experte Doleschal. »Von der politischen Instabilität in diesen Ländern sollten sich Unternehmen nicht abschrecken lassen, da sie gerade bei den Rohstoffen, die für die Energiewende wichtig sind, viel Potenzial bieten.«

Erfahrung seit 1965

Die Graphit Kropfmühl GmbH aus Hauzenberg verfügt bereits über einige Erfahrung mit Rohstoffen aus Afrika. Das Unternehmen engagierte sich 1965 in Simbabwe, zunächst über ein Joint Venture mit einem Regierungsunternehmen. Die dortige Grafitmine wurde über Jahrzehnte erfolgreich betrieben, bis das Management – anders als zuvor praktiziert – durch den lokalen Partner ausgesucht und eingesetzt wurde. »Nach wenigen Jahren war die Mine heruntergewirtschaftet und wir haben unseren Anteil an den Partner verkauft«, sagt CEO Thomas Junker (58). In Mosambik hält die Firma nun seit 2012 mehrere Explorationslizenzen und betreibt aktiven Bergbau. Mit rund 110 Mitarbeitenden – lediglich zwei davon sind Expats – werden verschiedene Grafitkonzentrate vor Ort produziert und dann zur Weiterverarbeitung nach Hauzenberg verschifft.

Herausforderndes Engagement

Junker verschweigt nicht, dass das Engagement in Mosambik herausfordernd ist. Das liege außer an der politischen Instabilität vor allem an der verbesserungswürdigen Infrastruktur, dem geringen Ausbildungsniveau, den sehr hohen Energiekosten, der Rechtsunsicherheit bei vorausbezahlter Umsatzsteuer und nicht zuletzt an der schwierigen Versorgung mit Ersatzteilen. »Sie lokal zu bekommen, ist quasi nicht möglich. Und beim Importieren zeigt sich der Zoll vor Ort oft nicht kooperativ«, sagt Junker.

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz werde sein Unternehmen dagegen nicht vor unlösbare Aufgaben stellen, betont der CEO: »Wir setzen uns schon bisher selbst hohe Ziele bezüglich Compliance und Nachhaltigkeit. Zudem gehören namhafte Weltkonzerne zu unserer Kundschaft, die uns bereits seit Jahren entsprechend auditieren.«

Hilfsangebote für Einsteiger

Auch Firmen, die nicht wie Graphit Kropfmühl über jahrzehntelange Erfahrung sowie ein eigenes Netzwerk vor Ort verfügen, können bei ihrem Einstieg in afrikanische Märkte auf ein vielfältiges Unterstützungsangebot zurückgreifen. Die Länderberatung der IHK gibt Orientierung über die einzelnen Zielmärkte. Sie informiert, welche Branchen dort erschlossen sind, welche Projekte und Finanzierungspartner es gibt. Ein wichtiger Ansprechpartner in den jeweiligen Ländern ist neben den AHKs das German Mining Network, dem auch die Kompetenzzentren der AHK Südliches Afrika angehören. Diese wissen, wo Vorkommen sind, haben gute Kontakte zu Ministerien und Bergbaukammern, leisten praktische Hilfe, wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz umgesetzt werden kann, und vermitteln Partner vor Ort.

Von den vielfältigen Herausforderungen sollten sich Firmen daher nicht abhalten lassen, das Potenzial des Kontinents für sich zu erschließen, so AHK-Experte Doleschal: »Wer sich als Problemlöser erweist, dem vertrauen die Afrikaner langfristig und kommen auf ihn zurück.«

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