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Alle Kinder an Bord

Als wachsendes Tech-Unternehmen bietet BBW Lasertechnik der nachfolgenden Generation gute Perspektiven. Wie die Familie die Übergabe vorbereitet.
Von Eva Elisabeth Ernst, IHK-Magazin 09/2025
Dass gleich alle 3 Kinder ins Familienunternehmen einsteigen und es gemeinsam weiterführen wollen – damit hatten Maria Bürger und Hans Bürger nicht gerechnet. „Wir haben sie keinesfalls dazu gedrängt und ihnen bei Berufs- und Studienwahl freie Hand gelassen“, betonen beide. „Aber es freut uns natürlich schon, dass sich das alles so ergeben hat.“
Zunächst stieg der älteste Sohn Andreas Bürger vor 10 Jahren ins Unternehmen ein. Das war nicht von langer Hand geplant, sondern erfolgte eher „aus einer Art Notsituation heraus“, wie er sagt. Der bisherige Kompagnon seines Vaters, der die BBW Lasertechnik GmbH 1997 mitgegründet hatte, wollte seine Anteile kurzfristig verkaufen. Ihm gehörten 50 Prozent der Firma.
Ältester Sohn zieht Einstieg vor
Die Familie beschloss, diese Anteile zu übernehmen. Das stellte nicht nur einen finanziellen Kraftakt dar – auch für die Unternehmensführung musste Ersatz gefunden werden. „Ich habe immer wieder in den Ferien bei BBW gejobbt und fand das sehr spannend“, erinnert sich Andreas Bürger, der damals gerade sein Bachelorstudium zum Wirtschaftsingenieur abgeschlossen hatte. Dass er mit seinem Vater gut zusammenarbeiten konnte, hatte kurz zuvor ein gemeinsames Entwicklungsprojekt gezeigt.
„Eigentlich hätte ich mich damals gern auf mein Masterstudium konzentriert und danach noch in einem anderen Unternehmen Erfahrungen gesammelt.“ Doch für den Kredit zur Finanzierung des Anteilskaufs legte die Bank Wert darauf, dass er sofort als Geschäftsführer und persönlich haftender Gesellschafter einstieg. Sein Masterstudium schloss er trotz Doppelbelastung erfolgreich ab.
Bauchgefühl trifft Rationalität
„Als Berufsanfänger gleich ein Unternehmen zu leiten und gegenüber Mitarbeitern klare Ansagen zu machen, war anfangs schwierig“, erinnert sich Andreas Bürger. „Ich wusste eigentlich gar nicht so genau, mit welchen Aufgaben ich anfangen sollte. Da habe ich mich zunächst auf das Organisatorische konzentriert, während mein Vater mit seinen Ideen und seinem praktischen Know-how nach wie vor überwiegend für die Produktion zuständig war.“
Diese Aufgabenteilung zwischen dem Seniorchef, der sich als „Pragmatiker mit Bauchgefühl“ bezeichnet, und seinem Sohn, der sich als „rational und gut überlegt“ charakterisiert, funktioniert bis heute bestens.
BBW unter „Bayerns Best 50“
Dies zeigt nicht zuletzt das anhaltend hohe Wachstumstempo des Unternehmens: 2015 beschäftigte BBW 70 Mitarbeitende, mittlerweile sind es knapp 200. Vor 2 Jahren wurde die Firma vom Bayerischen Wirtschaftsministerium als eines der 50 wachstumsstärksten Unternehmen Bayerns mit der Auszeichnung „Bayerns Best 50“ geehrt. Auch die Kapazitäten im Werk in Prutting bei Rosenheim waren ausgeschöpft. Da die Grundstückspolitik der Gemeinde dort keine Weiterentwicklung zuließ, kaufte BBW ein Grundstück in Edling bei Wasserburg und eröffnete dort im Januar 2025 ein weiteres Werk.
Kunden kommen vor allem aus der E-Mobilität, aus dem Maschinen- und Anlagenbau für die Lebensmittelindustrie sowie aus der Medizintechnik. Für sie werden bei BBW an mehr als 55 Laseranlagen Einzelteile oder komplette Baugruppen hochpräzise geschweißt, geschnitten, gebohrt, gedreht. Auch die Oberflächenbearbeitung per Laser ist möglich. „Wir sind ein Auftragsfertiger, das heißt, wir bearbeiten einzelne Teile oder stellen komplette Serien von Komponenten her“, erklärt Hans Bürger. „Daher beherrschen wir natürlich auch andere Techniken der Metallbearbeitung – aber ein Laser ist immer dabei.“
„Keine strategischen Differenzen“
Wachstumstreiber sind nach Ansicht von Andreas Bürger zudem der Fokus auf zukunftsträchtige Branchen und die schnellen Entscheidungen innerhalb der Familie. „Natürlich waren auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den letzten Jahren günstig“, sagt er. „Aber die Aufbruchstimmung im Unternehmen, die auch die Mitarbeiter mittragen, kommt vor allem daher, dass es bei uns keine strategischen Differenzen gibt.“
Mittlerweile arbeitet auch seine Schwester Kristina Bürger im Unternehmen. Sie jobbte in ihrer Jugend ebenfalls regelmäßig bei BBW, hatte zunächst jedoch andere berufliche Ambitionen: Nach ihrem Masterabschluss in International Public Relations arbeitete sie 3 Jahre bei der E.ON Energie Deutschland GmbH in der Unternehmenskommunikation.
Tochter springt „ins kalte Wasser“
In der kurzen Zeit zwischen Studium und erstem Job konzipierte sie die neue Unternehmenswebsite bei BBW. „Da habe ich mich zum ersten Mal intensiver mit dem Geschäftsmodell auseinandergesetzt“, sagt sie. Während ihrer Tätigkeit bei E.ON unterstützte sie im Hintergrund das Familienunternehmen bei der weiteren Professionalisierung der Kommunikation. „2022 haben mir mein Vater und mein Bruder dann einen Job bei BBW angeboten.“ Im Personalbereich, der Kristina Bürger bis dahin fremd war. „Das war wirklich ein Sprung ins kalte Wasser.“
Die Personalabteilung Human Resources (HR) hatte ihre Mutter Maria aufgebaut, die seit der Gründung von BBW im Unternehmen tätig ist. „Insbesondere die Personalentwicklung ist sehr spannend. Schließlich liegt das Durchschnittsalter unseres Teams bei 35 Jahren“, sagt Maria Bürger.
Networking und Weiterbildung
Zum Einstieg arbeitete Kristina Bürger in jedem Bereich des Unternehmens, anschließend bildete sie mit ihrer Mutter ein Tandem und begleitete sie bei allen Aufgaben im Betrieb. Parallel dazu begann sie ein berufsbegleitendes MBA-Studium mit Schwerpunkt Management und Leadership an der TH Rosenheim. „Anfangs war ich unsicher, ob ich die Erwartungen meines Bruders an mich erfüllen kann“, sagt sie.
Diese Sorge war offenbar unbegründet: Seit 2023 leitet sie als Prokuristin die Abteilungen HR und Kommunikation. Zudem ist sie Mitglied des 15-köpfigen Führungskreises von BBW. „Ich nehme mir aber noch ganz bewusst Zeit, um mich in Kursen und beruflichen Netzwerken weiterzubilden.“
Jüngster Sohn nun in der Produktion
Der jüngste Sohn Matthias Bürger ist seit Januar 2025 im Unternehmen in der Produktion tätig. Auch er kannte BBW von Ferienjobs. Im Unterschied zu seinen Geschwistern konnte er sich aber schon damals vorstellen, später im Familienbetrieb zu arbeiten. Mit seiner Ausbildung zum Elektroniker, dem anschließenden Bachelorstudium der Elektrotechnik und einem Praktikum bei einem israelischen Laserhersteller bereitete er sich darauf vor.
Eltern treten bereits kürzer
Mittlerweile findet er das Laserschweißen so interessant, dass er eine Fortbildung zum Schweißfachingenieur plant, um die Aufgaben seines Vaters künftig noch besser übernehmen zu können. Denn Maria und Hans Bürger treten beruflich etwas kürzer und wollen sich in 2 Jahren komplett aus dem Unternehmen zurückziehen. „Ich plane, dann höchstens noch beratend tätig zu sein, wenn ich gebraucht werde“, sagt der Senior.
Begleitung durch externen Berater
Um den Generationswechsel möglichst reibungslos zu gestalten, trifft sich die Familie regelmäßig, um über das Tagesgeschäft hinaus Regeln der Zusammenarbeit abzustimmen oder Stärken-Schwächen-Analysen vorzunehmen. „Ganz wichtig ist uns ein respektvoller Umgang untereinander im Unternehmen“, sagt Kristina Bürger. In der konkreten Übergabephase wird sich die Familie zudem von einem Berater begleiten lassen.
Geschwister ergänzen sich perfekt
„Ich finde es richtig spannend, wie gut sich meine Geschwister und ich von den Kompetenzen her ergänzen“, sagt Andreas Bürger und betont, wie froh er ist, sie mit an Bord zu haben. „Allein hätte ich deutlich weniger Lust darauf, das Unternehmen weiterzuführen.“
Informationen, Tipps und Checklisten zu Übergabe und Nachfolge gibt es auf der IHK-Website.