Klimaschutz | Betrieb + Praxis

Gemeinsam schneller ans Ziel

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Weniger Strom – viele Firmen wollen ihren Energieverbrauch weiter reduzieren

Energieeffizienz-Netzwerke helfen Betrieben, ihre Effizienzpotenziale auszuschöpfen. Die bisherige Bilanz der bayerischen Netzwerke ist beeindruckend. Warum sich Mitmachen lohnt. 

Von Josef Stelzer, IHK-Magazin 11-12/2024

Über Erfahrungen aus der Netzwerkpraxis verfügt die HAWE Hydraulik SE reichlich. Die Münchner Firma hat sich bereits an 10 Netzwerken der Bayerischen EnergieEffizienz-Netzwerk-Initiative (BEEN-i) beteiligt. Aktuell ist sie im Dekarbonisierungs-Netzwerk dekarbN aktiv. Von den Vorteilen des Engagements ist das Unternehmen überzeugt.

„Die Netzwerke beschleunigen betriebliche Effizienzmaßnahmen ungemein, da wir viel über eine optimale Umsetzung sowie über etwaige Hürden oder Herausforderungen voneinander lernen können“, sagt Robert Novak, HAWE-Beauftragter für das Energiemanagement. „Wir tauschen uns regelmäßig zu Effizienzthemen aus und knüpfen neue Kontakte zu anderen Unternehmen oder Experten.“ Etwa alle 3 Monate trifft sich Novak mit anderen Netzwerkteilnehmern zum ganztägigen Erfahrungsaustausch und informiert sich über Praxisbeispiele.

2 Millionen Euro weniger Energiekosten

Mittlerweile hat HAWE rund 200 Effizienzmaßnahmen umgesetzt, viele davon sind durch Novaks Netzwerkaktivitäten inspiriert worden. „Wir sparen unterm Strich Energiekosten in Höhe von ungefähr 2 Millionen Euro jährlich ein“, betont der HAWE-Manager.

Das kommt auch der Umwelt zugute. Insgesamt konnte HAWE die CO2-Emissionen bisher um etwa 14.000 Tonnen senken, zum Beispiel durch Photovoltaikanlagen, reduzierten Stromeinkauf und Verbrauchssenkungen bei fossilen Brennstoffen. „Ein weiterer Vorteil der Netzwerkarbeit ist ein spürbarer Imagegewinn, da man uns verstärkt als fortschrittliches und umweltbewusstes Unternehmen wahrnimmt“, ist Novak überzeugt.

Unterstützt seit 2015: BEEN-i

Der Freistaat Bayern hat zusammen mit den bayerischen IHKs (BIHK) und anderen Organisationen der Wirtschaft 2015 BEEN-i ins Leben gerufen. Den Anstoß gab eine Bundesinitiative. Das Ziel: BEEN-i soll den Unternehmen bei der Netzwerkgründung sowie beim Ausschöpfen von Sparpotenzialen helfen. Als „Netzwerk-Koordinierungsstelle Bayern“ dient die Bayern Innovativ GmbH in Nürnberg, die unter anderem regionale Informationsveranstaltungen organisiert.

Die Bilanz von BEEN-i fällt überaus positiv aus: In den vergangenen 10 Jahren sind 79 Netzwerke mit über 700 Unternehmen entstanden. Die Beteiligten sind vom Nutzen des Engagements überzeugt: Rund 94 Prozent der Netzwerkfirmen würden laut dem Bayerischen Wirtschaftsministerium anderen Firmen die Teilnahme an einem Energieeffizienz-Netzwerk empfehlen.

Gemeinsam 63.000 Tonnen CO2 gespart

Wie erfolgreich die Initiative ist, zeigt auch ein Blick auf die zuletzt entstandenen 6 Netzwerke mit zusammen knapp 80 Unternehmen. Diese Firmen reduzierten nach Zahlen des Bayerischen Wirtschaftsministeriums ihren Energieverbrauch 2022 und 2023 um rund 270 Gigawattstunden. Damit verringerten sie ihre CO2-Emissionen um 63.000 Tonnen.

Wahrnehmung schulen

Anna Gruber, Expertin für Energie- und Klimatechnik der Münchner Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE), weiß, wo und wie sich solche betrieblichen Effizienzpotenziale aufspüren und ausschöpfen lassen. Zum Beispiel in der Steuerungstechnik von Lüftungsanlagen: Bei den Netzwerkteilnehmern lassen sich die Betriebszeiten und Volumenströme in vielen Fällen so modifizieren und an den Bedarf anpassen, dass sowohl der Energieverbrauch als auch die Kosten sinken.

Effizienzpotenziale erkennen

„In manchen, teilweise neuen Gebäuden wird gleichzeitig gekühlt und geheizt, aber niemand merkt es“, berichtet Gruber. „Häufig fehlt es in den Betrieben schlichtweg an Zeit, um sich mit Fragen der Energieeffizienz ausreichend zu beschäftigen.“

Beratung und Workshops

Die Netzwerke helfen hier. Gruber führt Vor-Ort-Beratungen bei den Teilnehmern durch, bietet ganztägige Workshops zu verschiedenen Themen rund um Energieeffizienz sowie Treibhausgasneutralität an und erstellt Monitoringberichte zur Zielerreichung des jeweiligen Netzwerks.

In kürzerer Zeit mehr umsetzen

„Die Effizienzsteigerungen liegen bei durchschnittlich 2 Prozent jährlich, unsere gesteckten Ziele konnten wir damit deutlich übertreffen“, sagt die promovierte Maschinenbauingenieurin, die derzeit mit ihrem Team in 7 Netzwerken tätig ist. Für die Teilnehmer ergeben sich zudem spürbare Synergieeffekte. „Durch den Erfahrungsaustausch und die Begleitung durch uns Experten können sie mehr Maßnahmen innerhalb kürzerer Zeit umsetzen“, weiß Gruber aus langjähriger Beratungspraxis. Dies fördere den Kompetenzaufbau in den Betrieben massiv.

Hilfreich für die CSRD

Derzeit stehen in vielen Firmen die Vorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) im Fokus, da die meisten Industrieunternehmen ab 2025 solche Nachhaltigkeitsberichte erstellen müssen. „Auch die Transformation der industriellen Prozesse, die häufig durch Elektrifizierung realisiert wird, ist ein großes Zukunftsthema“, sagt die Expertin. „Dabei müssen die Unternehmen auf verschiedene klimaschonende Energieträger umstellen, also ohne Einsatz fossiler Brennstoffe.“ Aufgaben gibt es für Netzwerke und Berater somit weiterhin reichlich.

IHK-Info: Pluspunkte durch Energieeffizienz-Netzwerke

Wie profitieren Firmen, die sich an einem Energieeffizienz-Netzwerk beteiligen? Die Vorteile im Überblick:

  • detaillierte Informationen zu energetischen Schwachstellen im Unternehmen, Energie-Audit mit Initialberatung, Betriebsbegehungen vor Ort
  • Vorschläge für Maßnahmen und Technologien, um Schwachstellen zu beseitigen
  • Berechnung der Investitionsrentabilität als Entscheidungsgrundlage für die Umsetzung der aufgezeigten Maßnahmen
  • regelmäßige Treffen mit Informations- und Erfahrungsaustausch zu energierelevanten Themen
  • Möglichkeiten zur Zertifizierung im Rahmen des Netzwerks, beispielsweise nach EMAS oder ISO 50001

Mehr Infos zu BEEN-i gibt es auf der IHK-Website.

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