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Mehr ausländische Fachkräfte gewinnen

Thorsten Jochim ©
Bei der Anpassungsqualifizierung – Lokführer Hossam Ramadan aus Ägypten

ProRecognition unterstützt ausländische Fachkräfte bei der Vorbereitung auf Leben und Arbeiten in Deutschland. So funktioniert das Programm.
 
Von Sabine Hölper, IHK-Magazin 03/2025

Zehn Jahre hat Hossam Ramadan bei der ägyptischen Eisenbahn als Lokführer gearbeitet. Seit Juni 2024 macht er gemeinsam mit 12 anderen Ägyptern eine Anpassungsqualifizierung bei der Deutschen Bahn AG. Im internationalen Qualifizierungszentrum von DB Regio lernen Ramadan und seine Kollegen gut ein halbes Jahr lang die theoretischen Kenntnisse.

Bestehen sie die Prüfungen, „gehen sie anschließend in die Zielregionen, um die Praxis zu verinnerlichen“, sagt Christian Wlaschitz, Leiter des Zentrums. Im Sommer 2025 soll die Ausbildung abgeschlossen sein.

DIHK-Service GmbH als Initiator

Der Fachkräftemangel erfordert es zunehmend, Personal aus dem Ausland zu rekrutieren. Die Deutsche Bahn macht das seit Jahren professionell. Sie unterstützt die interessierten Kandidaten, bezahlt etwa Sprachkurse im Heimatland oder stellt für die Zeit der Ausbildung eine Wohnung. „Unterstützung ist der Schlüssel zum Erfolg“, sagt Wlaschitz. Und je mehr, desto besser.

Aus diesem Grund wurde auf Anregung der DIHK Service GmbH 2015 ein Projekt zur Anerkennungsberatung ins Leben gerufen: ProRecognition berät, begleitet und unterstützt ausländische Fachkräfte bereits in ihrem Heimatland bei allen Fragen der beruflichen Anerkennung – die Voraussetzung, um in Deutschland eingestellt werden zu können.

Auf Deutschland vorbereiten

Die ausländischen Kräfte erhalten Antworten auf alle wichtigen Fragen: Habe ich mit meinem Abschluss Chancen auf eine Anerkennung? Welcher ist der passende Referenzberuf zu meinem Abschluss? Wo und wie stelle ich den Antrag? Welche Dokumente muss ich vorlegen? Wo kann ich Deutsch lernen? Wie finde ich einen Job?

ProRecognition unterstützt zudem mit Bewerbungstrainings, beim Verfassen von Lebensläufen und bietet interkulturelle Trainings. Das Ziel des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts ist es, die ausländischen Fachkräfte auf das Leben und Arbeiten in Deutschland vorzubereiten und ihnen einen berufsadäquaten Einstieg in den Job zu erleichtern.  

7.000 positive Bescheide

„Wir haben schon viel erreicht“, sagt Sabine Kotsch, Projektleiterin bei der DIHK Service GmbH. Vom Programmstart bis zum 1. Juli 2024 führten alle neun ProRecognition-Standorte etwa 32.500 Beratungen durch. Rund 9.350 Personen stellten einen Antrag auf Anerkennung, 7.000 positive Bescheide wurden erlassen. Laut Kotsch arbeiten mindestens 2.250 Fachkräfte in Deutschland. „Die tatsächlichen Zahlen sind wahrscheinlich noch höher“, sagt die Expertin. Schließlich beruhen die Angaben auf freiwilligen Rückmeldungen.

Ein positiver Bescheid heißt nicht in allen Fällen, dass die Ausbildung aus dem Heimatland in Deutschland zu 100 Prozent anerkannt wird. Oft wird nur eine sogenannte Teilanerkennung ausgestellt. Sie bedeutet, dass im Vergleich zum deutschen Referenzberuf viele Fähigkeiten bereits vorhanden sind, aber weiteres Know-how nachträglich erworben werden muss.

Mit IHK FOSA zur Anerkennung

Auch Ramadan, der mithilfe von ProRecognition ein Anerkennungsverfahren bei der für ihn zuständigen Stelle IHK FOSA durchlaufen hat, hat eine teilweise Anerkennung für seinen ägyptischen Berufsabschluss erhalten. Für ihn liegt der größte Unterschied zwischen der Eisenbahn im Norden Ägyptens und der Deutschen Bahn in der Technologie und der Geschwindigkeit der Züge.

Mit 300 km/h durch Deutschland

„In Ägypten fuhren die Züge höchstens 120 Kilometer pro Stunde, hier kommen sie auf 300 Stundenkilometer. Auch die technische Ausstattung in Deutschland ist moderner, viele Abläufe sind automatisiert – etwa das Schließen der Türen.“

Beistand im Visumsprozess

Ramadan ist fasziniert – und dankbar. Ohne ProRecognition wäre er heute vielleicht nicht in Deutschland. „ProRecognition hat den Anerkennungsprozess erleichtert“, sagt er. Die Berater halfen ihm bei der Antragstellung und standen bei allen weiteren Fragen zur Seite. Auch bei der Beantragung des Visums halfen sie.

Vorfreude auf die Praxis

Jetzt freut er sich auf einen baldigen Einsatz als Lokführer in Deutschland. Den Triebfahrzeugführerschein hat er bereits erhalten. Demnächst geht es an die letzten Prüfungen. Sofern er sie besteht, hat er einen wichtigen Schritt hin zu einer Anstellung in Deutschland getan. Ramadan: „München oder Nürnberg als Einsatzorte würden mir gut gefallen.“

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