Aufschwung stockt

Coronabeschränkungen, Lieferengpässe und hohe Preise belasten derzeit die bayerische Wirtschaft. Die Unternehmen bleiben jedoch optimistisch. Sie rechnen mit einer Erholung in den kommenden Monaten.
NADJA MATTHES, Ausgabe 03/2022
Die Pandemie hat den Aufschwung der bayerischen Wirtschaft unterbrochen, die Stimmung hat sich eingetrübt. Das zeigt der BIHK-Konjunkturindex, für den regelmäßig rund 3.900 Unternehmen in Bayern Auskunft über ihre Geschäftslage und ihre Erwartungen geben. Seit der letzten Umfrage im Herbst 2021 ist der Index um vier Zähler auf 124 Punkte gesunken (siehe Grafik unten). Das liegt vor allem daran, dass die Firmen ihre aktuelle Situation schlechter einschätzen. Die Entwicklung ihrer künftigen Geschäfte sehen sie dagegen positiv.
Materialengpässe bei mehr als jedem zweiten Betrieb
Hindernisse und Risiken gibt es für die Unternehmen im Freistaat derzeit zur Genüge. So meldet mehr als jeder zweite Betrieb Materialengpässe. Fehlende Rohstoffe und Vorprodukte verhindern zum Beispiel, dass die Industrie ihre sehr hohen Auftragsbestände schnell abarbeiten kann.
Bremsend wirken sich ebenfalls die drastischen Preissteigerungen aus. Knapp drei Viertel der Firmen geben an, dass sie unter stark erhöhten Einkaufspreisen und gestiegenen Energiekosten leiden. Als Reaktion darauf wollen fast 70 Prozent der Unternehmen ihre Verkaufspreise anheben – so viele wie noch nie seit Beginn der Befragung 1993.
Die Coronamaßnahmen wiederum machten vor allem dem Einzelhandel und dem Tourismus in Bayern schwer zu schaffen, auch wenn einzelne Auflagen wie etwa die 2-G-Regel für Geschäfte oder die Sperrstunde in der Gastronomie nach Ende der Konjunkturumfrage aufgehoben wurden. Gravierend wirkt sich quer über alle Branchen hinweg der Fachkräftemangel aus. 64 Prozent der Betriebe sehen darin ein Geschäftsrisiko.
Positive Perspektiven
Trotz all dieser bremsenden Faktoren bleiben die Unternehmen aber zuversichtlich und wollen Personal einstellen. Sie setzen darauf, dass die Belastungen langsam nachlassen. In der Industrie und im Baugewerbe stimmen die vollen Auftragsbücher die Firmen optimistisch. Tourismus und Einzelhandel können im Frühjahr mit einer Sonderbelebung rechnen, wenn die aktuelle Coronawelle wie erwartet abflaut. Weltweit sollten sich dann auch die Lieferketten stabilisieren.
Politik soll unterstützen
Um die Erholung zu unterstützen, muss die Politik verlässliche, praxisnahe und klare Rahmenbedingungen setzen, fordert BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz. »Dies verlangt konkret ein Ende der Ad-hoc-Corona-Politik, realistische Vorgaben für die Klimawende und vor allem gezielte Entlastungen bei den Strompreisen.«