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Auf Engpässe vorbereiten

Der neue Rohstoffreport der bayerischen IHKs zeigt, wie es in den Unternehmen um die Rohstoffversorgung steht und was sie von der Politik erwarten.
Von Josef Stelzer, IHK-Magazin 03/2025
Die Sicherung der Rohstoffversorgung ist für die Wirtschaft zentral. Wie sind die bayerischen Unternehmen hier aufgestellt? Wo gibt es Engpässe, wo steigen die Kosten? Wie lässt sich die Versorgung sicherstellen? Für den Rohstoffreport Bayern 2025 haben die bayerischen Industrie- und Handelskammern (BIHK) im Vorjahr rund 7.000 Mitgliedsunternehmen aus verschiedenen rohstoffrelevanten Wirtschaftszweigen befragt.
Im Fokus der Befragung standen die Verwendung, Versorgung und Beschaffung von Metallen, Steinen und Erden, Industriemineralen oder anderen Materialien. Die Ergebnisse sind eindrücklich: Unternehmen registrieren teils drastische Preissteigerungen und befürchten Versorgungsengpässe. Von den politischen Akteuren fordern sie daher unter anderem Planungssicherheit, freie Märkte, die Förderung heimischer Rohstoffgewinnung und schnellere Genehmigungsverfahren.
Schlechtere Versorgung befürchtet
Denn die Lage wird sich nach Ansicht der meisten Unternehmen vor dem Hintergrund anhaltender Unsicherheiten auf den globalen Märkten in absehbarer Zeit nicht verbessern. 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in den nächsten 5 Jahren mit einer schlechteren Versorgungssituation rechnen (siehe folgende Grafik).
So warnt zum Beispiel Bauunternehmer Marinus Krämmel, Geschäftsführer der Krämmel Unternehmensgruppe in Wolfratshausen, vor einer schlechteren Versorgung mit Natursand und Kiesen, die zur Betonherstellung in verschiedenen Korngrößen zum Einsatz kommen. Er befürchtet steigende Preise für diese Rohstoffe.
Suche nach alternativen Quellen
Jahr für Jahr werden für das firmeneigene Transportbetonwerk aus einem Umkreis von etwa 30 Kilometern rund 100.000 Tonnen Natursand und Kiese per Lkw geliefert. Wenn diese Rohstoffe in der Region knapper werden, könnte dies Zukäufe in deutlich weiter entfernten Regionen erfordern. Größere Entfernungen zu den Lieferanten aber führen zu höheren Transportkosten. Außerdem verursachen längere Transportrouten steigende CO2-Belastungen durch den zusätzlichen Lkw-Verkehr.
Um Versorgungsengpässe und Kostensteigerungen zu vermeiden, hält Krämmel bereits seit etwa 2 Jahren in der Region rund um Wolfratshausen nach Grundstücken Ausschau, die sich für den Abbau von Kiesen und Sand eignen. Zeitraubend ist jedoch nicht nur die Grundstückssuche. „Bis die behördlichen Genehmigungen für den heimischen Rohstoffabbau schließlich vorliegen, dauert es in der Regel 5 bis 10 Jahre“, sagt Krämmel und fügt hinzu: „Die Genehmigungen könnten viel schneller vorliegen, zumal wir auf umwelt- und naturverträgliche Abbaumethoden setzen.“
Recyclingstoffe werden von jeder 2. Firma genutzt
Die Verbesserung der Ressourceneffizienz spielt laut aktuellem Rohstoffreport für die Wirtschaft eine wichtige Rolle, oftmals bereits in der Produktentwicklung. Die Mehrheit der befragten Unternehmen achtet bei der Materialauswahl auf Ressourceneffizienz oder plant dies.
Recyclingmaterial verwendet bereits jeder 2. Betrieb, etwa ebenso viele Firmen wollen Recyclingstoffe vermehrt nutzen. In den Produktionsprozessen setzt die überwiegende Mehrheit darauf, die Anteile von Abfall und Verschnitt stetig zu minimieren und den Verbrauch von Hilfs- und Betriebsstoffen zu senken. Rund 93 Prozent weisen ihr Personal auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Materialien hin (siehe folgende Grafik).
Strategische Partner statt Zölle
Eine wesentliche Säule der Versorgung bildet der Rohstoffimport. Da für Einfuhren die politischen Rahmenbedingungen maßgeblich sind, hilft den Unternehmen in vielen Fällen die Etablierung internationaler Rohstoffpartnerschaften. Vor diesem Hintergrund begrüßen rund 40 Prozent der Befragten den Aus- und Aufbau strategischer Partnerschaften im Rohstoffsektor.
Mehr als 50 Prozent fordern, dass politische Akteure für freie Märkte sorgen und gegen Wettbewerbs- und Handelsbeschränkungen vorgehen. Denn Restriktionen jeglicher Art, etwa Exportquoten oder Zölle, erschweren eine kostengünstige Rohstoffbeschaffung.
Recyclingforschung intensivieren
Bezüglich der Ressourceneffizienz fordern mehr als drei Viertel der Befragten von den politischen Akteuren außerdem, stärker mit der Wirtschaft zusammenzuarbeiten. Nahezu jedes 2. Unternehmen unterstützt die Forderung, mehr Anreize durch Fördermittel zu schaffen und die Entwicklung von neuen Recyclingtechnologien zu stärken. Die Förderung der Grundlagenforschung zu Fragen einer effizienten Rohstoffverwendung und zu Substitutionsmöglichkeiten befürwortet ein Drittel der Befragten.
Sicherheit durch volle Lager
Die Unternehmen selbst bereiten sich mit verschiedenen Maßnahmen auf drohende Versorgungsengpässe vor und stellen sich bei der Rohstoffbeschaffung möglichst breit auf. Rund drei Viertel der Befragten optimieren vor allem die Lagerhaltung und steuern ihre Bestände so, dass benötigte Materialien jederzeit verfügbar sind. Dabei besteht die Herausforderung darin, zu hohe oder zu niedrige Bestände – und damit unnötige Kosten – möglichst zu vermeiden.
Diversifizierung vornehmen
Zweithäufigste Maßnahme ist die Diversifizierung von Rohstoffbezugsquellen und -lieferanten. Um Bezugsmengen und Einkaufspreise abzusichern, setzt ein Drittel der befragten Betriebe zudem auf langfristige Lieferverträge. Seltener genutzt werden Einkaufsgemeinschaften sowie Beteiligungen an Zuliefer- oder Bergbaubetrieben.
IHK-Info zu Rohstoffen und Rohstoffreport
- Rohstoffreport: Der vollständige BIHK-Rohstoffreport 2025 ist online abrufbar.
- Ressourceneffizienz-Zentrum Bayern: Bei Fragen rund um die betriebliche Material- und Rohstoffeffizienz können sich bayerische Betriebe an das Ressourceneffizienz-Zentrum Bayern wenden.
- DIHK-Anlaufstelle Rohstoffe: Unternehmen erhalten Unterstützung in puncto Rohstoffbeschaffung bei der von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) koordinierten Anlaufstelle Rohstoffe. Zu deren Schwerpunktthemen gehören mineralische Rohstoffe, Zwischenprodukte, Kreislaufwirtschaft und Recycling.