Standort Deutschland: Zurück zum Wachstum
Der Standort Deutschland ist renovierungsbedürftig. Nach der Wahl muss die Politik die Rahmenbedingungen für Unternehmen schnell verbessern. Die Forderungen der Wirtschaft.
IHK-Magazin 01-02/2025
Das Bruttoinlandsprodukt ist in Deutschland seit 2019 nicht mehr gewachsen. Bis 2029 sinkt das Wachstumspotenzial auf durchschnittlich 0,4 Prozent pro Jahr. Ein höheres Wirtschaftswachstum aber ist entscheidend, um die Finanzierung notwendiger öffentlicher Investitionen sowie der sozialen Sicherungssysteme zu gewährleisten.
In der nächsten Legislaturperiode brauchen wir in Deutschland einen Pfad zu höherem Wachstum, wirtschaftspolitische Ziele mit eigenständigen, marktbasierten Steuerungsinstrumenten sowie Stabilität der öffentlichen Finanzen. Ganz konkret fordert die IHK für München und Oberbayern wirksame Reformen bei diesen Top-Themen:
Arbeitskräfte
Allein in Bayern könnten bis 2037 rund 630.000 Beschäftigte auf dem Arbeitsmarkt fehlen. Der Grund liegt in der demografischen Entwicklung. Das verschärft nicht nur den schon heute in vielen Bereichen akut spürbaren Personalmangel. Auch das Wirtschaftswachstum wird deutlich gedämpft.
Das ist zu tun:
- Ältere für eine längere Erwerbstätigkeit gewinnen
- Erwerbstätigkeit von Frauen steigern
- Zuwanderung von Arbeitskräften weiter vereinfachen
- Beschäftigung von Geflüchteten leichter ermöglichen
- Arbeitsanreize stärken
- Flexibles Arbeiten erleichtern
Energieversorgung
Die Energiewende in Deutschland läuft schleppend und verursacht hohe Kosten. Immense Investitionskosten für Stromnetze, grundlastfähige Back-up-Kapazitäten sowie Stromspeicher in den nächsten Jahren sind notwendig. Allein der Stromnetzausbau erfordert bis 2045 Investitionen von rund 460 Milliarden Euro.
Das ist zu tun:
- Regionale Hürden für den Ausbau der erneuerbaren Energien beseitigen
- Infrastruktur ertüchtigen
- Rahmenbedingungen für wettbewerbsfähige Energiepreise schaffen
- Rohstoffverfügbarkeit erleichtern
Europa- und Geopolitik
Der Export stockt und Blockbildungen gefährden den freien sowie fairen Welthandel. Zudem ist die Abhängigkeit von einzelnen Beschaffungs- und Absatzmärkten groß.
Das ist zu tun:
- Internationalen Handel und Arbeitsteilung vertiefen und mit Reformen die Welthandelsorganisation stärken
- Handelsverträge abschließen und auf fairen Wettbewerb mit Drittstaaten hinarbeiten
- EU-Binnenmarkt vollenden, auf eine Wachstumsagenda drängen sowie Maßnahmen zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele unter dem Aspekt der Wettbewerbsfähigkeit kritisch evaluieren und reformieren
Digitalisierung
Im internationalen digitalen Wettbewerb liegt Deutschland im Mittelfeld. Zur Sicherung des zukünftigen wirtschaftlichen Wohlstands müssen die Chancen der Digitalisierung – in der breiten Nutzung wie in der Spitzentechnologie – schnell und konsequent ausgeschöpft werden.
Das ist zu tun:
- Spitzenposition in digitalen Technologien erreichen
- Mittelstand mitnehmen und Know-how-Transfer sicherstellen
- Datenschutz rechtssicher, praktikabel, wettbewerbskonform gestalten
- Sicheres digitales Ökosystem gegen Cyberangriffe schaffen
- Daten umfassend nutzen, den rechtssicheren Austausch stärken
Bürokratieabbau und Verwaltungsdigitalisierung
Durch das Übermaß an Bürokratie entgehen Deutschland bis zu 146 Milliarden Euro pro Jahr an Wirtschaftsleistung. Hinzu kommt die schleppende Verwaltungsdigitalisierung, der rund die Hälfte der Firmen die Schulnote 5 oder 6 geben.
Das ist zu tun:
- Praxis-, Digital- und Anti-Goldplating-Checks für neue Regelungen einführen
- Alle Gesetze anhand vorab festgelegter Ziele evaluieren
- Durchgängig digitale und nutzerfreundliche Prozesse
- Zentraler Zugang und Authentifizierung für alle Verfahren
- Registermodernisierung beschleunigen und ausweiten
Steuerpolitik
Das Steuersystem ist hinsichtlich Höhe und Komplexität ein Wettbewerbsnachteil. Leitbild muss ein praktikables Steuerrecht sein, das Leistung fördert, Anreize fürs Arbeiten setzt sowie die Unternehmen in ihrer Innovations- und Investitionskraft unterstützt.
Das ist zu tun:
- Wettbewerbsfähigkeit des Steuersystems verbessern
- Innovations- und Investitionskraft der Unternehmen stärken
- Mehr Kooperation statt Konfrontation
IHK-Info: Rund um die Bundestagswahl
Alle Positionen der Wirtschaft sowie weitere Informationen zur Bundestagswahl am 23. Februar 2025 gibt es auf der IHK-Webseite.