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Teilen und sparen

Schwaiger Group ©
Mieten und losfahren – Carsharing-Station in Unterhaching vor dem Bürogebäude Hatrium

Mit Carsharing können Unternehmen ihren eigenen Fuhrpark optimieren und Kosten senken. Ein Überblick über Konzepte und Nutzungsmöglichkeiten.

JOSEF STELZER, Ausgabe 07-08/2022

Im August 2021 hat Michael Schwaiger, Gründer und Geschäftsführer des Münchner Immobilienunternehmens Schwaiger Group GmbH, Carsharing in seinem Unternehmen eingeführt – und ist vollauf zufrieden. »Carsharing, also das Teilen von Fahrzeugen mit anderen, nutzen unsere Mitarbeiter offenbar gern und immer häufiger«, lautet eine erste Bilanz. Die Schwaiger Group konzentriert sich auf die nachhaltige Revitalisierung sowie die Vermietung von Gewerbe- und Büroimmobilien wie zum Beispiel das Unterhachinger Hatrium mit 25.000 Quadratmetern Büro- und Praxisflächen. Firmenchef Schwaiger, der mit betrieblichem Fahrrad-Sharing bereits gute Erfahrungen gemacht hat, erläutert den Hintergrund für sein Carsharing-Projekt: »Wir ermöglichen unseren Beschäftigten einfach mehr Flexibilität, wobei für dienstliche Fahrten keinerlei Kosten für sie entstehen.«

Belastungsspitzen ausgleichen

Carsharing kommt nicht nur den Mitarbeitenden zugute, weil sie Fahrzeuge unkompliziert nutzen können. Es soll ebenso Belastungsspitzen in Fuhrparks ausgleichen und Dienstwagen zum Teil sogar ersetzen. Dabei gibt es unterschiedliche Carsharing-Modelle.

Anbieter offerieren nicht nur Kurzzeitmieten für einige Stunden oder Tage, sondern auch längere Mietzeiten am Stück. Abgerechnet wird nach Mietdauer, tatsächlicher Fahrzeit und der zurückgelegten Strecke. Weitere Kosten können hinzukommen, etwa für Reservierungen sowie für reduzierte Eigenbeteiligungen in der Kaskoversicherung. Einige Anbieter erheben Anmeldegebühren und fordern eine Kaution.

Einfache Buchung per App

Bei der Schwaiger Group erfolgen die Buchungen von Autos und Transportern per Smartphone über die App des Carsharing-Dienstleisters Sixt. Mit dem integrierten digitalen Stadtplan lässt sich auf einen Blick erkennen, welche Fahrzeuge in der Umgebung gerade frei sind. Reservierungen und Zwischenstopps sind problemlos möglich.

Mitarbeiter können nach dem beruflichen Einsatz auch nach Hause fahren, ohne dass für sie Kosten entstehen, sofern sie die Fahrt im Sixt-Geschäftsgebiet beenden und ihr Auto dort abstellen. »Carsharing ist letztlich auch ein Beitrag zur Arbeitszufriedenheit«, findet Unternehmer Schwaiger.

Positive Effekte für alle

Auch für den gesamten Verkehr könnte es positive Wirkungen geben. »Auf lange Sicht kann Carsharing den Verkehr durchaus entlasten, vor allem wenn das Auto-Teilen als Ergänzung zu den öffentlichen Verkehrsmitteln dient«, sagt Götz Mahdi (28), Mobilitätsbeauftragter der Gemeinde Unterhaching.

Drei Mobilitätsstationen

Die Gemeindeverwaltung hat mittlerweile drei Mobilitätsstationen mit jeweils zwei Carsharing-Parkplätzen eingerichtet, unter anderem direkt beim Bürogebäude Hatrium. »Die dort ansässigen Firmen sowie andere Interessenten können Fahrzeuge hier anmieten und sofort losfahren«, so Mahdi.

Sixt-Vorstand Nico Gabriel (44) freut sich über das Unterhachinger Projekt: »Es zeigt, dass Gemeinden neue Mobilitätskonzepte auch außerhalb von Großstädten etablieren und damit Mehrwert für Anwohner und Beschäftigte schaffen.« Dass die Kommunen ausreichend Parkflächen für die insgesamt wachsende Zahl der Carsharing-Fahrzeuge bereitstellen sollten, betont auch IHK-Verkehrsexperte Joseph Seybold: »Am besten ist es, reservierte Stellplätze so zu markieren, dass sie sich optisch deutlich von den anderen abheben.«

»Wir sehen im Carsharing ein großes Potenzial«

Die Develey Senf & Feinkost GmbH gehört ebenfalls zu den Unternehmen, die bereits Carsharing einsetzen. Seit September 2021 gibt es zwei Stellplätze für Carsharing-Fahrzeuge auf dem Firmenparkplatz der Unterhachinger Zentrale, für Develey-Beschäftigte wie für andere Nutzer. »Wir sehen im Carsharing ein großes Potenzial, um langfristig unsere Firmenflotte hier am Standort besser auszulasten«, sagt Markus Stolzenberger (30), Leiter Projektmanagement und technischer Einkauf.

Kosten und Ressourcen einsparen

Speziell die Pool-Fahrzeugflotte von aktuell zehn Fahrzeugen, die Mitarbeiter ohne eigenen Dienstwagen nutzen, soll mithilfe von Carsharing verkleinert werden. Auf Dienstreisen, bei denen bisher häufig Mietwagen oder Taxis zum Einsatz kommen, »ergeben sich dank Carsharing bereits heute Kosten- und Ressourceneinsparungen«, so Stolzenberger.

Simples Prozedere

Das Prozedere selbst ist simpel. Bei Mietbeginn wählen Nutzer auf einer Smartphone-App zwischen »dienstlich« und »privat«. Die Sharing-Kosten für Dienstfahrten werden mit der herkömmlichen Reisekostenabrechnung erstattet.

Free Floating als Option

Anbieter wie Share Now, Sixt oder Miles setzen auf das sogenannte Free Floating, bei dem die Fahrer die Fahrzeugmieten innerhalb festgelegter Geschäftsgebiete starten und beenden. Bei anderen Dienstleistern wie etwa Stattauto München, das zur Spectrum Mobil GmbH gehört, sind die Automieten stationsbasiert. Soll heißen: Abholung und Rückgabe erfolgen an bestimmen Standorten. Stattauto verfügt in München und im Umland über etwa 450 Fahrzeuge an rund 130 Stationen. Zu den Kunden gehört auch eine ganze Reihe mittelständischer Unternehmen.

Carsharing im Überblick
  • Carsharing eignet sich vor allem dafür, betriebliche Mobilitätsspitzen auszugleichen und einen nicht vorhersehbaren Bedarf an zusätzlichen Fahrzeugen aufzufangen.
  • Ineffiziente Flottenfahrzeuge, die nur gelegentlich gefahren werden, lassen sich durch Sharing unter Umständen ganz ersetzen. Durch die Verkleinerung des eigenen (geleasten) Fuhrparks können sich Kostensenkungen ergeben.
  • Die Mietzeiten sind flexibel. Autos lassen sich zum Beispiel wenige Minuten vor Fahrtbeginn, aber auch mehrere Tage oder Wochen im Voraus buchen, je nach Anbieter; die Fahrzeuge werden nach Bedarf reserviert, angemietet und wieder zurückgegeben.
  • Carsharing kann Prozesskosten reduzieren, die Fuhrparkmanager entlasten und die Kostentransparenz für Dienstfahrten verbessern.

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