Gutes tun mit Fun-Faktor

Der Marktplatz Gute Geschäfte bietet Unternehmen und Freiberuflern einen einfachen Einstieg in das gesellschaftliche Engagement von Mitarbeitern.
Von Harriet Austen, IHK-Magazin 11-12/2023
„Wir waren unglaublich gespannt, haben vorher unsere Favoriten ausgesucht und sind an deren Stand gestürmt, um das Projekt auch wirklich zu ergattern“, sagt Karin Huber. Sie ist bei der Allgeier Engineering GmbH zuständig für Brand & Communication und hat 2022 mit 15 Mitarbeitern erstmals am Marktplatz Gute Geschäfte teilgenommen. Die 2 Projekte, für die sie sich engagierten, hinterließen einen nachhaltigen Eindruck.
„Im Gegensatz zu Geldspenden wird das Handeln konkret greifbar und zu einer echten Erfahrung“, so Huber. Für das MFZ Freimann, ein Alten- und Pflegeheim, organisierte das Allgeier-Team eine imaginäre Schiffsreise um die Welt und baute dafür mehrere Stationen auf. Für Little Lab – Wissenschaft für Kinder e.V. konstruierte es Science-Spielgeräte. Was sie dabei erlebt haben? „Herzerwärmende Begegnungen und ungewöhnliche, fachfremde Herausforderungen“, antwortet die Managerin.
Von Eventplanung bis Know-how-Transfer
Der Marktplatz Gute Geschäfte wird seit 2007 alle 2 Jahre von der Freiwilligenagentur Tatendrang in Kooperation mit der IHK für München und Oberbayern und mit finanzieller Unterstützung der Landeshauptstadt München durchgeführt. „Gutes tun mit Fun-Faktor“ nennt Isabel Schrimpf von Tatendrang diese Plattform, die Unternehmen, Freiberufler, Selbstständige und Non-Profit-Organisationen an einem Abend in einer großen Halle zusammenbringt.
Vorteil: „Nicht jedes Jahr ein neues Projekt suchen“
An fantasievoll gestalteten Ständen präsentieren gemeinnützige Einrichtungen zahlreiche attraktive Projekte, für die sich interessierte Firmen eintragen können. Die Bandbreite reicht von Ausflügen für Menschen mit Behinderung über die Gartengestaltung für ein Heim bis hin zum Know-how-Transfer bei der Neugestaltung einer Website. Oft entstehen dabei ganz neue Verbindungen, die über längere Zeit halten. „Dann muss man nicht jedes Jahr ein neues Projekt suchen“, hebt Schrimpf hervor, die beim Marktplatz die Unternehmen betreut.
Niederschwelliges, unentgeltliches Angebot auch für Kleinbetriebe
Die Zahlen von 2022 sind beeindruckend: Insgesamt wurden 68 Projekte vereinbart, in denen 425 Mitarbeiter knapp 3.000 Stunden Zeit, Zuwendung, Know-how und Tatkraft spendeten. „Dafür ist kein Budget notwendig“, betont die Projektleiterin. Das niederschwellige, unentgeltliche Angebot mache auch jungen Firmen, Start-ups und Freiberuflern den Einstieg ins Engagement leichter. Wer nicht bis zum nächsten Marktplatz warten möchte, kann sich mit seinem Projektwunsch jederzeit bei der Freiwilligenagentur melden.
Beim Marktplatz 2022 beteiligte sich auch wieder die IHK mit 5 Teams. „Insgesamt brachten 20 Kollegen 116 Stunden ein“, sagt Susanne Kneißl-Heinevetter, IHK-Referentin Umweltmanagementsysteme. Sie selbst hat mit einer Kollegin ein eintägiges Schnupperpraktikum in der IHK für einen Schüler organisiert, der zeitweise die Münchner Schule für Kranke besuchte.
Blick über den Tellerrand bereichert
Andere IHK-Mitarbeiter unternahmen mit Senioren eine Safari im Zoo, gingen mit ihnen spazieren und Eis essen oder bereiteten Menschen mit geistiger Behinderung auf Vorstellungsgespräche vor. „Die Beteiligten berichteten alle begeistert von ihren Einsätzen“, fasst Kneißl-Heinevetter zusammen. Vor allem der Blick über den Tellerrand hinaus wurde als positiv dargestellt.
Durch die Organisation der Marktplätze sammelt Tatendrang profunde Informationen darüber, welche Vorteile Corporate-Volunteering-Einsätze für Unternehmen haben. So stärken sie zum Beispiel das Teambuilding, erweitern soziale Kompetenzen, fördern die Identifikation mit dem Unternehmen, erhöhen die Reputation der Firma und helfen, Top-Talente zu gewinnen.
Mitarbeiter entdecken neue Stärken
Diese Erfahrung macht auch Sophia Wieland, Sustainability Managerin des Softwareunternehmens Celonis SE: „Die Mitarbeiter entdecken neue Stärken oder wenden sie in einem neuen Kontext an“, sagt sie. Celonis bietet allen Mitarbeitern weltweit pro Jahr 3 Impact-Days an, der Fokus liegt auf sozialen und umweltfreundlichen Aktionen.
Wieland organisiert seit 2021 den Impact-Day in München. „Führungsstärke, Teamgeist, neue Kontakte knüpfen, Umsetzung von Visionen und Projektmanagement sind einige Fähigkeiten, die in den Impact-Days entwickelt und gefördert werden“, stellt sie fest. In München sammelten die Mitarbeiter zum Beispiel Spenden und stellten damit 80 Care-Pakete für Familien in der Ukraine bereit. Beliebt sind auch Innovationsthemen wie die Erarbeitung nachhaltiger Anwendungsfälle für die Celonis-Software.
Handfeste, emotionale Erfahrung
Niclas Glaser, Geschäftsführer der Lets GmbH, ist ebenfalls der Ansicht, dass Corporate Volunteering die persönliche und berufliche Entwicklung der Mitarbeiter stärkt. „Das Konzept ist von immenser Bedeutung, weil es in Zeiten von sozialer Verantwortung und nachhaltigem Handeln eine handfeste, emotionale Erfahrung für die Mitarbeiter bereithält“, argumentiert er. Beschäftigte lernen von Experten aus dem Non-Profit-Bereich und können ihre professionellen Fähigkeiten sinnvoll einbringen und erweitern.
Projektsuche per App
Lets ist 2021 aus der Plattform Letsact entstanden. Beide sind kostenlos und stellen eine neue digitale Möglichkeit dar, sich sozial zu engagieren. Letsact wendet sich an Privatpersonen, während Lets von Unternehmen jeder Größe genutzt wird, „um ihre gesellschaftliche Verantwortung aktiv wahrzunehmen, die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung zu erhöhen und um ihr Employer Branding zu stärken“, so Glaser. Auch hier finden Firmen leicht ein für sie passendes Projekt per App und „können das Engagement ihrer Mitarbeiter sogar messen und verwalten“, ergänzt der Geschäftsführer.
IHK-Info: Corporate Volunteering
Weitere Infos zu Corporate Volunteering und zum nächsten Marktplatz Gute Geschäfte auf der IHK-Website.