Nachwuchs mit Top-Noten
13 oberbayerische Azubis gehören zu den Besten in ganz Deutschland. Wie gelingen solche herausragenden Leistungen in der Ausbildung?
Von Margrit Amelunxen, IHK-Magazin 01-02/2025
Die Herausforderung haben sie mit Bravour gemeistert. Rund 15.000 junge Menschen traten in Oberbayern im Winter 2023 und Sommer 2024 zu ihren IHK-Abschlussprüfungen an. 13 von ihnen erreichten dabei so viele Punkte, dass sie an der absoluten Spitze stehen: Sie gehören zu den 207 Absolventen, die in ihrem Ausbildungsjahrgang und -beruf die Besten in ganz Deutschland sind. Zusammen mit ihren Ausbildern standen die Top-Azubis im Dezember auf der Bühne im Berliner Estrel Congress Center und wurden für ihre glänzenden Leistungen geehrt.
Um solche Spitzenergebnisse erreichen zu können, kommt es auf eine gute Förderung im Ausbildungsbetrieb an. Vor allem aber zählt die Eigenmotivation der jungen Menschen. Wie viel man erreichen kann, wenn man für seinen künftigen Beruf brennt, zeigt Hannah Weikmann, Deutschlands beste Polsterin der vergangenen Prüfungssaison. Zu ihrer Ausbildung bei der himolla Polstermöbel GmbH in Taufkirchen (Vils) sagt die 20-Jährige rückblickend: „Auf jeden Fall würde ich das wieder so machen, das war genau richtig für mich.“ Bereits in der Realschule hatte Weikmann konkrete Vorstellungen, was ihren späteren Ausbildungsberuf betraf. Es sollte „etwas Handwerkliches sein, aber nicht am Bau, sondern lieber drinnen, und nicht so weit weg“.
2 Meister als Förderer
Die Entscheidung fiel bei einem Praktikum in der 9. Klasse, als sie in der Lehrwerkstatt bei himolla ein kleines Modellsofa anfertigen durfte. Ihr Arbeitgeber war für die Taufkirchenerin in jeder Hinsicht „nah dran“, nicht nur örtlich, sondern auch dadurch, dass schon Oma und Opa für die Firma gearbeitet hatten. Nur im Büro zu sein, sei nichts für sie. „Mir gefällt diese Kombination, sich erst einmal hinzusetzen und ein Möbelstück zu planen. Zu überlegen: Wie gehe ich das an? Aber ich muss dann schon auch richtig was mit den Händen machen.“
Gefördert wurden Weikmann und ihre 3 Mitauszubildenden bei himolla gleich von 2 Meistern. Von Lorenz Brenninger, der nach insgesamt 28 Jahren als Ausbilder in der Polsterei zu Beginn ihres 3. Lehrjahrs in den Ruhestand ging und frühzeitig mit seinem Nachfolger Christian Aigner für einen problemlosen Übergang sorgte. Gleich in seinem 1. Jahr als Ausbilder für die Polsterer bei himolla darf sich der 23-jährige Raumausstattermeister nun über eine Bundesbeste freuen. „Auch mein Vorgänger hat schon gemeint, dass die Hannah top ist und vielleicht Bayerns Beste werden könnte.“ Dass sie mit 97 von 100 Punkten nun sogar Deutschlands Beste ist, „das macht einen schon stolz“, sagt Aigner, seinerzeit Bayernbester und mittlerweile selbst ehrenamtlich als IHK-Prüfer tätig. Seit 10 Jahren stellt das Unternehmen fast jedes Jahr den Landesbesten und 2022 bereits die Bundesbeste.
Abstecher nach Schweden bringt Klarheit
„Man muss das halt einfach wollen“, kommentiert Weikmann und erzählt, dass ihr sicher zugutekam, dass sie auch zu Hause gern näht und polstert. Ähnlich viel Eigeninitiative zeigte die damals 19-Jährige auch nach der Ausbildung. Anstatt den sicheren Weg zu gehen und ihre berufliche Karriere bei himolla sofort zu beginnen, entschied sie sich zunächst für ein Praktikum im Ausland. Über das Programm Erasmus+ können Schüler, Azubis und Absolventen (bis 12 Monate nach Ausbildungsende) EU-weit eine Förderung für ein maximal einjähriges Praktikum beantragen. Mithilfe der Berliner Education GmbH und von deren Partnern vor Ort konnte Weikmann sich im Sommer 2024 ihren Traum vom Arbeiten in Schweden erfüllen.
In Dalby in Südschweden nahe Malmö war sie 6 Wochen im Unternehmen Soeco Kontorsmöbler AB, das gebrauchte Büromöbel neu aufbereitet. „Da habe ich wieder gemerkt, wie schön das ist, wenn man wirklich polstert und nicht nur für die Prüfung arbeitet. Und dann wusste ich, wenn ich bei himolla ab Januar 2025 in der Entwicklung bin und dort Designausarbeitungen mache, dann bin ich da gut aufgehoben.“
Ebenfalls zu den Top-Azubis gehört Quirin Glonner aus Bad Wiessee. Er ist Deutschlands bester Chemikant dieses Prüfungsjahrgangs. „Die grundsätzliche Richtung Chemie“ stand für ihn schon vor dem Abitur fest. Anstatt zu studieren, wollte er aber lieber etwas Praktisches machen. Bei der Suche nach möglichen Ausbildungsberufen und Arbeitgebern sei er schnell bei der Roche Diagnostics GmbH in Penzberg gelandet, so der 21-Jährige.
Jeden Tag mit Spaß zur Arbeit
Die Entscheidung, Chemikant zu werden, traf er, da „hier auch die technische Seite mit dabei ist, man arbeitet mit Anlagen, das hat mich sehr interessiert“. Zu seinem fantastischen Resultat mit 99 von 100 möglichen Punkten erklärt er: „Dass es so gut wird, hängt natürlich auch ein bisschen vom Glück ab, aber dass es ein sehr guter Abschluss wird, hatte sich im Laufe der 3 Jahre schon herauskristallisiert.“ Erst auf Nachfrage sagt er, dass er darauf schon „etwas stolz“ sei. Glonners Erfolgsrezept klingt im Nachhinein ganz einfach: „Ich habe morgens nie gedacht, jetzt muss ich arbeiten gehen. Ich habe mich jeden Tag darauf gefreut.“
Seine Ausbilderin Ramona Sterzer (34), die bei Roche in Penzberg seit 2017 für alle naturwissenschaftlichen Auszubildenden mit Spezialisierung auf Chemikant zuständig ist, bringt es auf den Punkt: „Das ist eine Wahnsinnsleistung, die der Quirin da hingelegt hat!“ Rund 120 junge Menschen starten in jedem Ausbildungsjahr in Penzberg. Da die Roche-Azubis im Schnitt mit einer Note von 1,9 abschließen, sind darunter regelmäßig von der IHK ausgezeichnete Absolventen.
Durch Eigenmotivation an die Spitze
Dieses Jahr darf sich Sterzer noch über eine Bayernbeste freuen, die Biologielaborantin Selina Nebl. 9 Landesbeste und 4 Bundesbeste kamen bisher aus dem Lehrtechnikum Penzberg, so Sterzer, ein Bundesbester zudem vom Standort Mannheim. Den Ausschlag für solche Spitzenleistungen gebe die individuelle Motivation. „Wir können natürlich den Rahmen schaffen, viele Optionen anbieten, aber diese Leistung bringt ein Auszubildender nur, weil er sich selbst sehr dafür engagiert.“