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Exportgeschäft – auch für kleinere Firmen lukrativ

Selbst in diesen schwierigen Zeiten nutzen kleinere mittelständische Unternehmen ihre Chancen im Auslandsgeschäft. Der renommierte Exportpreis Bayern zeichnet in diesem Jahr die Besten in vier Kategorien aus.

MECHTHILDE GRUBER, Ausgabe 12/2022

Sie sind hervorragende Beispiele und Mutmacher zugleich: Die vier diesjährigen Exportpreisgewinner haben sich mit ihren kreativen Ideen und speziellen Strategien auf Auslandsmärkten erfolgreich durchgesetzt. Der Exportpreis Bayern würdigt die internationale Leistungsfähigkeit und das besondere Engagement dieser mittelständischen Unternehmen, die maximal 100 Mitarbeiter beschäftigen.

»Es ist immer wieder beeindruckend, wie kleine Unternehmen aus Bayern mit ihren Produkten weltweit große Erfolge feiern«, sagt Manfred Gößl, Jurymitglied und Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern. »Unsere diesjährigen Exportpreis-Sieger bewältigen die geballte Ladung an Krisen durch eine ganz besondere Freude an Leistung, Teamgeist, Durchhaltevermögen und Innovationskraft.«

Der Exportpreis Bayern wurde in diesem Jahr zum 15. Mal vergeben. Träger des Wettbewerbs sind das Bayerische Wirtschaftsministerium, die bayerischen IHKs (BIHK) und die Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Handwerkskammern. Die Erstplatzierten wurden am 30. November 2022 in einer feierlichen Abendveranstaltung in der Handwerkskammer für München und Oberbayern von Roland Weigert (Freie Wähler), Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie ausgezeichnet. Die beiden oberbayerischen Preisträger der Kategorien Dienstleistung und Genussland stellen wir hier vor.

Weitere Infos auf der Webseite zum Exportpreis Bayern 2022.

Nusscreme mit Weltpotenzial

In der Kategorie Genussland überzeugte die supernutural GmbH die Exportpreis-Jury. Das Start-up entdeckte während des Lockdowns neue Zielgruppen.

»Corona war die größte Herausforderung, die wir je hatten. Aber wir haben das als Chance gesehen«, sagt Amelie Sperber (39). Zusammen mit ihrem Mann Timo (41) führt sie das Münchner Start-up supernutural, das frisch gepresste Nusscreme herstellt.

Dafür hat Timo Sperber 2015 eine sehr robuste und elegant designte Maschine entwickelt und mit lokalen Handwerksbetrieben gebaut, die das Unternehmen ausschließlich an Geschäftskunden (B2B) vertreibt und heute weltweit exportiert. Mit den Maschinen bietet supernutural auch den Rohstoff an. Die Bio-Nüsse kommen immer direkt vom Bauern, sogar aus Bayern, und werden frisch geröstet.

Als während des Lockdowns 2020 alle Geschäfte zum Stillstand kamen, nutzte das Team die Zeit, das bisherige Geschäftsmodell zu hinterfragen, sagt Amelie Sperber: »Wir haben einen Strategiewechsel vollzogen, denn durch Corona hat sich unsere Zielgruppe verschoben.« Zu ihren Kunden zählten zuvor hauptsächlich Supermärkte und Feinkostläden, nun sind es vor allem Hotellerie und Unternehmensgastronomie sowie Profisportvereine.

Nusscreme aus der Zapf-Maschine

Der Trend zu gesunden Snacks in dieser Zielgruppe sei eine Riesenchance, sagt die Geschäftsführerin und fügt hinzu: »Deutsches Engineering und Nachhaltigkeit sind unsere Erfolgsstrategie auf dem Weltmarkt.« Die Kunden schätzten vor allem den guten Geschmack der Nusscreme, die Reinheit des Produkts und die hohe Qualität der wartungsfreien Maschine. Die Endverbraucher – Hotelgäste beim Frühstück, Kantinenbesucher beim Mittagessen oder auch Weltklassefußballer vor Spielbeginn – könnten sich selbst frische, vitamin- und mineralstoffreiche Nusscreme aus den supernutural-Maschinen zapfen.

Das Start-up beschäftigt mittlerweile knapp 20 Mitarbeiter. Dem Unternehmen ist es in den vergangenen beiden Jahren gelungen, Herausforderungen durch die Coronapandemie und auch den Brexit zu meistern.

Neue Kunden gewinnt das junge Team vor allem durch intensives Netzwerken, Social-Media-Marketing, die Teilnahme an Fachmessen und durch Empfehlungen. »Viele unserer Kunden finden wir über die digitalen Medien«, sagt Amelie Sperber. »Zu den Entscheidern in unseren relevanten Zielgruppen nehmen wir direkten Kontakt auf.«

In mehr als 20 Staaten erhältlich

So ist die nahrhafte Nusscreme aus der Maschine heute bereits in mehr als 20 Staaten der Welt zu haben. »Bei der Erschließung neuer Märkte orientieren wir uns jetzt vor allem hin zu Ländern, die trotz der Krisen an ihren Ansprüchen für Nachhaltigkeit festhalten«, betont Sperber. Neben europäischen Märkten wie Österreich, Schweiz, Frankreich und Großbritannien sind deshalb beispielsweise arabische Länder und Israel strategisch wichtig. Erste Erfolge kann das kleine Unternehmen auch auf dem US-amerikanischen Markt verzeichnen. Dort, wo frische Nusscreme seit Jahrzehnten etabliert ist, will sich die Firma mit der einfachen Reinigung ihrer Maschine von der lokalen Konkurrenz abheben. »Besonders in der Hotellerie haben wir gute Chancen«, so die Geschäftsführerin.

 »Unser Produkt hat Weltpotenzial«

Das Unternehmen blickt deshalb sehr zuversichtlich in die Zukunft. »Unser Produkt hat Weltpotenzial«, davon ist Amelie Sperber überzeugt. Die Wertschätzung und Aufmerksamkeit, die der Betrieb in vielen Ländern bereits jetzt erreicht habe, würden durch den Exportpreis Bayern weiter zunehmen, erwartet die Unternehmerin. »Die Auszeichnung ist eine Referenz, die kostbar ist«, sagt sie. »Der Exportpreis zeigt, dass wir nicht mehr nur ein kleines Start-up sind, sondern auf dem Weg zum Hidden Champion.«

Know-how für die Nische

Die Axiros GmbH hat den Exportpreis in der Kategorie Dienstleistung gewonnen. Das Unternehmen ist auf Software für Telekommunikationsfirmen spezialisiert.

»Oft operieren wir gleichsam am offenen Herzen«, sagt Kurt Peterhans (55). Zusammen mit Unternehmensgründer Gunther Klessinger führt er die Geschäfte von Axiros. Das 2002 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Höhenkirchen bei München und Niederlassungen auf fast allen Kontinenten bietet Softwarelösungen für die Telekommunikationsbranche (TK).

Arbeit an geschäftskritischen Kernelementen

Ob die Schweizer Swisscom, der japanische Mischkonzern Yamaha, die US-amerikanische Cox Communications oder die Deutsche Telekom AG – Axiros arbeitet an geschäftskritischen Kernelementen dieser Kunden. Entsprechend groß muss das Vertrauen der Geschäftspartner sein.

Das Portfolio des Unternehmens umfasst Software zur zentralen Steuerung und automatisierten Funktionskontrolle nahezu in Echtzeit sowie zur Diagnose beliebiger internetfähiger Geräte. »Wir arbeiten sehr fokussiert«, sagt CEO Peterhans. »Unsere Dienstleistung ist eine Nischenlösung für Telekommunikationsunternehmen.« Eine Nische, die geräumig und rund um den Globus gefragt ist.

Axiros liefert weltweit entlang der gesamten Wertschöpfungskette aus einer Hand: Beratung, Architektur, Implementierung und Entstörung im laufenden Betrieb. »Das schätzen unsere Kunden, das ist unser großes Plus«, erklärt Geschäftsführer Peterhans. Hinzu komme Konstanz. Die Kunden könnten sich auf ihre bewährten Ansprechpartner verlassen, weil die technischen Mitarbeiter lange im Unternehmen bleiben, viele sind seit über 15 Jahren im Betrieb.

Spezialisten-Know-how bei Megatrends

»Wir fokussieren uns klar auf die Bedürfnisse unserer Kunden und verfügen dafür über erstklassiges Spezialisten-Know-how«, sagt Peterhans. Da Axiros mit führenden TK-Unternehmen weltweit zusammenarbeite, habe der Dienstleister stets einen guten Überblick über neueste Entwicklungen: »Wir kennen die internationalen Trends und können unser Wissen an unsere Kunden weitergeben.« Automatisierung, Digitalisierung und IoT (Internet der Dinge) sind die Megatrends, die aktuell die Entwicklung des Telekommunikationsmarkts bestimmen und durch die Coronapandemie noch beschleunigt wurden. Mit seinem Portfolio sieht sich Axiros hier gut positioniert.

85 Prozent Exportquote in 100 Länder

Der Mittelständler ist in rund hundert Ländern engagiert. Selbst während der Pandemie konnte Axiros den Umsatz erhöhen und die schon vorher hohe Exportquote auf 85 Prozent weiter steigern. Als Grundlage dafür sieht der Betrieb eine intensive Marktpflege, etwa durch die Teilnahme an jährlich rund 20 Fachmessen und Konferenzen weltweit – unter anderem mit dem Messebeteiligungsprogramm von Bayern International.

Besonderen Wert legt Peterhans auf Kundenbesuche. Ergänzt durch virtuelle Kundenkonferenzen und ein intensives digitales Marketing, beispielsweise auf Social-Media-Plattformen oder via Axiros’ achtsprachiger Website. »Wir hatten mit unserem Unternehmen aber auch Glück«, sagt der Geschäftsführer. Die Jahre zwischen 2010 und 2020 waren äußerst erfolgreich.

Stolz ist das Unternehmen auf sein konsequent eigenfinanziertes Wachstum. Durch politische Auseinandersetzungen und Embargos seien die Geschäfte in manchen Regionen schwieriger geworden, sagt Peterhans, »das spüren wir«. Gleichzeitig sei es aber von großem Vorteil, weltweit tätig zu sein. Ausfälle könnten so leichter kompensiert werden.

Für Axiros ist der Nischenmarkt noch lange nicht erschöpft, betont der Geschäftsführer: »Wir wollen künftig unsere Tätigkeiten in den arabischen Raum ausweiten und einen Schwerpunkt auf Nordamerika legen, um uns dort zu verstärken.«

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