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Mit Herzblut bei der Sache

Marion Vogel ©
„Ich muss jeden Tag umdenken“, sagt reCup-Chef Fabian Eckert

Fabian Eckert hat mit reCup Deutschlands größtes Mehrwegsystem für die Gastronomie aufgebaut. Derzeit muss er sich mit einer schwierigen Marktlage auseinandersetzen.

Von Harriet Austen, IHK-Magazin 05-06/2024

Was aktuell Priorität habe? „Bei uns ist dieses Jahr alles neu“, antwortet Fabian Eckert prompt. Seine reCup GmbH übernahm vergangenen Herbst die Crafting Future GmbH aus Hannover. Jetzt muss sie den Zukauf integrieren. Der Schritt bedeutete auch einen Wechsel in der Führungsetage. Mitgründer Florian Pachaly schied aus, dafür kam Crafting-Future-Chef Can Lewandowski hinzu. Dessen Firma stellt nachhaltige Mehrwegverpackungen her und produzierte auch die Bowls für reCup. „Know-how in Produktdesign, Herstellung, Forschung und Entwicklung unserer neuen Tochter ergänzen jetzt unsere innovative Power“, freut sich Eckert.

Der passionierte Segel- und Gleitschirmflieger wollte eigentlich Pilot werden und bestand sogar einige Aufnahmeprüfungen. Doch die Lufthansa lehnte ihn schließlich wegen einer Grün-Sehschwäche ab – Eckert musste sich neu orientieren. Mit einem Studium der Wirtschaftspsychologie peilte er daraufhin eine Konzernkarriere an. Noch an der Uni wurde ihm jedoch klar, was er wirklich wollte: Projektmanagement und Nachhaltigkeit verknüpfen.

Zwei Gründer mit derselben Idee

Überquellende Mülleimer und Türme von Pappbechern ärgerten ihn schon lange. So entwickelte Eckert ein zirkuläres Pfandsystem für Kaffeebecher und wandte sich damit an eine Expertin. Zufällig meldete sich bei der Fachfrau zur gleichen Zeit auch Florian Pachaly, der die gleiche Idee verfolgte. „Ein Riesenglück“, so Eckert.

Die Begegnung der beiden war der entscheidende Push für die Gründung von reCup. Sie wollten so schnell wie möglich auf den Markt, kauften einfache Becher aus Polypropylen, ließen den Firmennamen aufdrucken und starteten in Rosenheim mit einer Pilotphase. „Wieder hatten wir ganz viel Glück“, erinnert sich Eckert. Das System kam gut an, die Medien wurden rasch auf den Vorreiter für Mehrwegbehältnisse – anfangs eine GbR –aufmerksam. Die Social Entrepreneurship Academy in München riet bei einer Pro-bono-Beratung dringend zum Weitermachen.

Der Durchbruch gelingt mit Tankstellen

Nach Gründung der GmbH 2017 ging alles Schlag auf Schlag: Umzug nach München, Neuentwicklung der Marke, Einstieg von Investoren und schließlich der Durchbruch, als der Energiekonzern Shell 2022 deutschlandweit mit 1.000 Tankstellen auf reCup-Becher umstieg. „Dieser Meilenstein bedeutete für uns den Wechsel von der Nische in den Mainstream“, sagt der Geschäftsführer. Fast alle Tankstellenunternehmen hätten nachgezogen.

Indes hat sich das Start-up mit mehr als 20.000 Ausgabestellen zu Deutschlands größtem und erstem flächendeckend einsetzbaren Mehrwegsystem für Becher und Bowls entwickelt. Partner wie Ikea, Burger King, Alnatura, Lieferando und McDonald’s nutzen längst sein 100-prozentig recycelbares Take-away-Geschirr. „Wir wollen überall hin, vom kleinen Café bis zur großen Kette“, so Eckert.

Mehrwegquote immer noch niedrig

Das ist derzeit einfacher gesagt als getan. Die Gastronomie erlebt magere Zeiten, Kunden halten sich aus Kostengründen bei Getränken und Speisen „to go“ zurück. „Wir befinden uns derzeit nicht gerade in einer Wachstumsphase“, räumt der Unternehmer ein.

Zwar brachte die Mehrwegangebotspflicht 2023 der Firma über 6.000 neue Partner und das Bewusstsein für das Thema erhöhte sich deutlich. Trotzdem verharrt die Mehrwegquote mit 1,6 Prozent auf einem niedrigen Niveau. Eckert: „Da ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten, um das Potenzial auszuschöpfen.“

Starke Marke und Nachhaltigkeit

Deshalb setzt reCup stark auf Marketing und Werbung auf allen Kanälen. „Nur dort, wo unser System gut präsentiert wird, wird es auch angenommen und aktiv nachgefragt – sowohl von Betrieben als auch von Kunden“, sagt Eckert. Er baut auf die starke Marke und die zunehmende Bedeutung von ressourcenschonenden Produkten.

„Mehrweg ist unterm Strich umweltfreundlicher und kostengünstiger als Einweg“, betont der reCup-Chef. Sein Unternehmen soll ebenfalls ökologisch und sozial arbeiten. Im Fokus stehen gerade unter anderem die Verringerung des CO2-Fußabdrucks und das Erstellen eines Nachhaltigkeitsberichts.

Kawumms und Humor für den Teamspirit

In seinem 70-köpfigen Team legt der Geschäftsführer Wert auf Zusammenarbeit auf Augenhöhe, Vertrauensarbeitszeit und ein humorvolles Miteinander. „Wir sind mit viel Herzblut, Kawumms, Transparenz und Spaß bei der Sache“, sagt Eckert. Wobei Kawumms so viel bedeute wie „lebendig und dynamisch“.

Das Team zu motivieren und zusammenzuhalten, sieht er als seine Aufgabe und zugleich als Herausforderung. Früher fand er dies einfacher und „intuitiver“. „Das Unternehmen verändert sich rasant“, findet der 34-Jährige, „im Grunde muss ich jeden Tag umdenken und meine eigenen Fähigkeiten andauernd weiterentwickeln.“

Zur Person: Fabian Eckert

Fabian Eckert, Jahrgang 1989, studierte Managementorientierte Betriebswirtschaftslehre (BWL), Wirtschaftspsychologie und Leadership for Sustainability in München und Malmö/Schweden. Mit Florian Pachaly gründete er die reCup GmbH. Das Münchner Unternehmen hat über 20.000 Ausgabestellen deutschlandweit. Eckert ist verheiratet und hat einen Sohn.

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