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Im blauen Universum

Marion Vogel ©
Schätzt die Unabhängigkeit – Fritz F. Peters, seit 2019 geschäftsführender Gesellschafter

Veränderungen als Chance begreifen und dabei konsequent auf Wachstum setzen – nach diesem Motto gestaltet Fritz F. Peters den Ingolstädter Spezialisten für Gebäudetechnik um.

HARRIET AUSTEN, Ausgabe 06/2022

Noch ist nicht alles zusammengeführt im blauen Universum«, sagt Fritz Peters ernst. Der Zuhörer stutzt. Doch der Chef der Ingolstädter Peters-Gruppe klärt gleich auf. Er spielt auf die blaue Farbe an, das Markenzeichen des auf Gebäudetechnik spezialisierten Unternehmens. Jetzt gehe es darum, allen neuen Standorten und zugekauften Betrieben ebenfalls das Knallblau zu verpassen und die Website entsprechend neu zu gestalten. »Das hat natürlich auch mit unserer Philosophie zu tun – alle sollen sich zugehörig fühlen, wie zu einer Familie«, ergänzt Peters.

Komplettanbieter seid 1985

Die Unternehmensentwicklung gehört neben dem gesamten operativen Bereich zu seinen Aufgaben. Der 39-Jährige kennt die Gebrüder Peters Gebäudetechnik GmbH bis ins kleinste Detail. Seine Eltern, Veronika und Fritz Peters senior, haben die 1903 gegründete Firma gemeinsam seit 1985 zum Komplettanbieter ausgebaut; mit ihnen spricht er nach wie vor strategische Entscheidungen ab.

Gelernt, Dinge zu hinterfragen

Während sein Bruder Franz M. Psychologie studierte, Musiker ist und im Betrieb Mitarbeiter coacht, entschied sich Fritz Peters schon früh für die Unternehmerlaufbahn. Ausschlaggebend war, »dass ich unabhängig und frei sein wollte und mein Team selbst bestimmen wollte«, so Peters. Er folgte dem Rat seines Vaters, sich vorher in anderen Betrieben umzusehen. So sammelte er bei zwei Firmen Erfahrungen im Controlling und in der IT. »Genau das richtige Kontrastprogramm für mich«, meint der Betriebswirt, der sich selbst als ziemlich impulsiv bezeichnet. Er habe dort gelernt, tiefer zu gehen, Dinge zu hinterfragen und die Plausibilität von Daten und Zahlen zu überprüfen.

2013 war es dann so weit, er musste überraschend »ins kalte Wasser springen«. Die Gebrüder Peters München GmbH war in eine wirtschaftliche Schieflage geraten.

»Immer positive Energie ausstrahlen«

Peters wurde dringend gebraucht – zum Strukturieren, Aufräumen und Sanieren. In dieser schwierigen Situation habe er eine wichtige Lektion gelernt: immer positive Energie ausstrahlen, egal wie man sich fühlt. Vielleicht gelang es ihm deshalb relativ schnell, ein gutes und motiviertes Team aufzubauen, das seine Maßnahmen mittrug und zum Erfolg führte. Heute ist der Münchner Betrieb mit einem Umsatzbeitrag von 20 Millionen Euro der größte Firmenstandort außerhalb Ingolstadts.

Nicht alles allein entscheiden

Für Peters erwies sich der Einsatz in München als »guter Start und genau die richtige Entscheidung«. Denn durch das Bewältigen der Herausforderung gerüstet, fiel es ihm leichter, 2019 als geschäftsführender Gesellschafter in vierter Generation die Verantwortung für die gesamte Peters-Gruppe zu übernehmen – ein stark wachsender Betrieb mit mehr als 115 Jahren Erfahrung in Elektrotechnik, Versorgungstechnik, Gebäudemanagement, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik sowie Rohrleitungs- und Anlagenbau.

Veränderung als Chance

Den Übergang von München nach Ingolstadt vergleicht der Firmenlenker mit dem Wechsel von einem kleinen Betrieb, in dem alles schnell und persönlich zugeht, zu einem großen Unternehmen, in dem er erst Nähe und Vertrauen zu den Führungskräften aufbauen musste. Aber genau das liege ihm. Veränderungen begreife er als Chance und gehe dabei gern neue Wege.

Acht Standorte

So versteht Peters die Firma mit ihren acht Standorten nicht mehr als regionales, sondern als überregionales Unternehmen. Konkret heißt das, »dass wir regional Verantwortliche einsetzen, ein breites Führungsteam etablieren, mehr delegieren und Spezialisten wie Experten holen und nicht alles allein entscheiden«.

Die Dynamik eines guten Teams lernte er schon im Studium schätzen. »Das fühlt sich an, als ob man Berge versetzen kann«, sagt er begeistert. Dabei wird Peters von seiner Frau Julia (38) unterstützt, die als Geschäftsführerin der Peters Service GmbH für Einkauf, Finanzen, IT und Personal zuständig ist.

»Grow or go«

Um zu erkunden, wohin sich die Branche entwickelt, lässt Peters regelmäßig Marktstudien anfertigen. Ergebnis: Es herrscht ein extremer Konsolidierungsdruck, wenige werden übrig bleiben, wirkliche Chancen haben nur größere Player. »An dieser Schwelle stehen wir gerade«, sagt der Geschäftsführer und formuliert drastisch: »Grow or go – es gibt für uns nur einen Weg, und zwar den nach vorn.«

Vorerst werden seine ehrgeizigen Wachstumspläne jedoch noch etwas gebremst. Die Coronapandemie führt bei Kupfer, Stahl, Blechen und Steuerungen zu Lieferproblemen und jetzt verdoppeln sich aufgrund des Ukraine-Kriegs die Spritkosten der mehr als 400 firmeneigenen Fahrzeuge. Peters: »Bei uns stehen jetzt erst einmal stabile Prozesse im Vordergrund.«

Zur Person: Fritz Ferdinand Peters

Fritz Ferdinand Peters, Jahrgang 1982, studierte BWL an der Universität Bayreuth und arbeitete bei verschiedenen Firmen im Anlagenbau und IT-Service. 2013 übernahm er die Geschäftsführung der Gebrüder Peters München GmbH. Seit 2019 leitet er in vierter Generation die gesamte Peters-Gruppe mit Hauptsitz in Ingolstadt. Die Firma wurde 1903 gegründet, beschäftigt an acht Standorten 875 Mitarbeiter und machte 2021 einen Umsatz in Höhe von 111 Millionen Euro.
Peters ist verheiratet und hat einen Sohn.

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