Eine Größe in der Region
Das innovative Familienunternehmen GEWO Feinmechanik gehört zu den am schnellsten wachsenden Unternehmen in Bayern – auch weil es konsequent auf Ausbildung setzt.
Von Sabine Hölper, IHK-Magazin 01-02/2025
Wachstum und Erweiterung – diese Ziele verfolgt die GEWO Feinmechanik GmbH von Beginn an mit beachtlichem Erfolg. Das Unternehmen in Wörth/Hörlkofen im Landkreis Erding gehörte im vergangenen Jahr zu BAYERNS BEST 50. Mit dieser Auszeichnung würdigt das Bayerische Wirtschaftsministerium Unternehmen, die in den vergangenen Jahren die Zahl ihrer Mitarbeiter und ihren Umsatz überdurchschnittlich steigern konnten (siehe Kasten unten). GEWO war bereits zum 4. Mal unter den Preisträgern.
Wie gelingt es dem Unternehmen, so stark zu expandieren? Geschäftsführer Stefan Woitzik führt die Wachstumsstärke auf eine nachhaltige Unternehmensführung sowie stetige Innovationen zurück. Das Hightech-Unternehmen ist auf die Entwicklung, Konstruktion und Fertigung hochkomplexer, innovativer Werkstücke – auch unter Reinraumbedingungen – spezialisiert. Es entwickelt und produziert Präzisionsbauteile für namhafte Kunden aus der Halbleiterindustrie, Luft- und Raumfahrt oder der Automobilindustrie weltweit.
Mikrochips und Medizintechnik
„Unsere Mikrochips sind in fast jedem Mobiltelefon und in vielen Computern“, sagt Woitzik. Ein 2. Standbein mit rund 10 Prozent Umsatzanteil ist die Medizintechnik. „Wir analysieren Flüssigkeiten“, so der Geschäftsführer. „Wir könnten im Olympiaschwimmbecken ein Stück Würfelzucker herauskristallisieren.“
Stefan Woitzik ist seit 2011 Geschäftsführer, sein Bruder Andreas Woitzik seit 2014. Seine Eltern – Marianne Woitzik, eine gelernte Konditormeisterin, und Georg Woitzik, Feinmechanikermeister – hatten das Unternehmen 1981 gegründet und sich nach einem langjährigen, begleiteten Übergabeprozess 2020 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Bei Fragen der Söhne haben sie aber weiterhin ein offenes Ohr. „Außerdem ist der Vater der Bauleiter für den Erweiterungsbau“, sagt Stefan Woitzik. Mitte nächsten Jahres sollen die neuen Gebäude in Hörlkofen bezugsfertig sein.
Stark als Arbeitgeber und Ausbilder
Gerade in den vergangenen Jahren war das Wachstum enorm. Vor 4 Jahren beschäftigte GEWO 360 Mitarbeiter. Heute sind es mit 750 mehr als doppelt so viele. Darunter sind 100 Auszubildende. Damit zählt das Unternehmen zu den größten Arbeitgebern und Ausbildern in der Region.
Eigene Leute auszubilden, damit diese später wichtige Funktionen im Betrieb übernehmen, liegt der Unternehmerfamilie seit jeher am Herzen. Bereits ein Jahr nach der Gründung stellte die damals noch sehr kleine Firma den ersten Azubi ein. „Viele ehemalige Auszubildende sind noch immer als Facharbeiter, Meister oder Abteilungsleiter bei uns tätig“, sagt Stefan Woitzik. „Unter ihnen waren Schulbeste, Innungs-, Kammer- und Landessieger.“
Eigene Arbeitgebermarke etabliert
Ab und zu verlasse jemand nach der Ausbildung den Betrieb – viele kämen danach aber als Techniker oder Meister zurück. Das zeigt sich auch an den vielen Firmenjubiläen im Haus. 43 Jahre nach der Gründung der Firma sind darunter auch Jubilare mit 40-jähriger Betriebszugehörigkeit.
Da gute Azubis nicht vom Himmel fallen, unternimmt GEWO eine Menge, um den Nachwuchs für sich zu gewinnen. „Wir haben eine Arbeitgebermarke etabliert“, sagt Woitzik. Zum Azubi-Marketing gehört, dass sich der Mittelständler etwa am Girls’ Day oder am „Türöffnertag mit der Maus“ (initiiert vom WDR und der „Sendung mit der Maus“) für Kinder ab 8 Jahren beteiligt. Die Maßnahmen sind erfolgreich.
Seit den 1980ern digital unterwegs
„Zum 1. September letzten Jahres konnten wir wieder 30 neue, tolle Auszubildende begrüßen“, freut sich der Geschäftsführer. Ein motiviertes Team sei wichtig, um aktuelle Aufgaben anzupacken. In Zeiten von KI und hohen Rechnerleistungen geht es vor allem darum, die Digitalisierung voranzutreiben. Der Familie sei es immer gelungen, Veränderungen zu erkennen und sie im Unternehmen umzusetzen, so der Geschäftsführer. So schaffte GEWO schon Anfang der 1980er-Jahre eine 3-D-Messmaschine an, Mitte der 1980er-Jahre eine computergesteuerte CNC-Fräsmaschine.
Meilenstein ISO-Zertifizierung
Besonders wichtige Meilensteine waren laut Woitzik 2002 die Zertifizierung durch den TÜV nach DIN ISO 9001:2000 sowie der Bau einer neuen Halle mit integriertem Reinraum 2008. Der Reinraum ermöglicht es dem Unternehmen, partikelfrei Module für die Herstellung von Chips mit Strukturen im niedrigen Nanometerbereich zu fertigen.
Halbleiter sichern Wachstum
Eine ständige Herausforderung bleibe es, auf Marktschwankungen kurzfristig reagieren zu können und sich auf die Branchen mit den jeweils besten Margen zu konzentrieren. Das sei zwar nicht immer leicht, meint Stefan Woitzik, aber bisher hätten sie es immer geschafft. Deshalb blickt er auch positiv in die Zukunft und erwartet weiter starkes Wachstum. „Halbleiter“, sagt Woitzik, „sind der Megatrend.“
Stichwort „Bayerns Best 50“
Das Bayerische Wirtschaftsministerium ehrt auch in diesem Jahr wieder die 50 wachstumsstärksten mittelständischen Unternehmen mit der Auszeichnung BAYERNS BEST 50. Inhabergeführte Unternehmen mit Sitz in Bayern können sich ab Februar 2025 für die nächste Runde bewerben. Die Voraussetzungen:
- Die Firma wurde vor dem 1. Januar 2020 gegründet und beschäftigte 2024 mindestens 50 Mitarbeiter und höchstens 5.000 Mitarbeiter im Jahr 2020.
- Das Unternehmen konnte den Umsatz und die Zahl der Mitarbeiter in den vergangenen fünf Jahren steigern und prognostiziert eine positive Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr.
- Das Wachstum ist organisch.
- Das Unternehmen ist aktuell profitabel.