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Glänzende Geschäfte

Marion Vogel ©
Leidenschaft für Gold – Mirko Schmidt, Gründer des Edelmetallhandelshauses pro aurum

Mirko Schmidt, Gründer und Inhaber des Edelmetallhandelshauses pro aurum GmbH, hat schon viele Berg- und Tal-Fahrten des Goldpreises erlebt. Wie jetzt war es noch nie.

Harriet Austen, Ausgabe 11/20

Vor der Tür stehen die Menschen Schlange, drinnen klingeln die Telefone ununterbrochen an diesem Tag Anfang August. Mirko Schmidt, Gründer, Hauptgesellschafter und Geschäftsführer des Edelmetallhandelshauses pro aurum GmbH, versucht, ruhig zu bleiben. Gerade ist der Goldpreis erstmals auf über 2000 US-Dollar pro Feinunze gestiegen. Einige Anleger wollen jetzt noch schnell einsteigen, andere nutzen den Boom, um zu verkaufen. Schmidt macht in jedem Fall glänzende Geschäfte.

»Die Krise wird sich noch verschärfen, Gold- und Silberpreise könnten noch weiter steigen«, prophezeit er. Genauso hält er final eine Blase für möglich, in der die Preise absacken. Eigentlich wolle er nicht, »dass es uns so gut geht«. Ein »normaler« Geschäftsverlauf wäre ihm lieber, »weil ein hoher Goldpreis, global gesehen, immer mit Krisen und Katastrophen einhergeht, die keiner möchte«.

Im Run auf Gold

Die derzeitige Lage mit negativen Realzinsen, Verunsicherung wegen der Pandemie, einem schwachen Dollar und der weltweiten Geldflut würde bei privaten wie institutionellen Anlegern für einen regelrechten Run auf Gold sorgen. Schmidt, gelernter Bankkaufmann und Edelmetallhändler, hat in seiner Laufbahn schon einiges an Auf und Ab erlebt, was den Goldpreis betrifft. Seine Leidenschaft für das »ultimative Zahlungsmittel« blieb bestehen, auch als die Kurse vor gut 20 Jahren im Keller lagen und sein Arbeitgeber den Edelmetallhandel ebenso einstellte wie große Marktteilnehmer. Schmidt und sein Ex-Kollege Robert Hartmann beschlossen trotzdem, sich selbstständig zu machen. »Da gehen wir rein, Gold hat unabhängig vom Preis immer einen Wert«, argumentierten die beiden Jungunternehmer.

»Erhebliche Herausforderung«

Know-how und Erfahrung brachten sie mit, der Rest »war eine erhebliche Herausforderung«, erinnert sich Schmidt. Denn neben der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft war nur die Münchner Bank bereit, die Gründung zu finanzieren – nachdem die Unternehmer 20 Geldhäuser angefragt hatten. Den erforderlichen hohen Warenbestand stellten ihnen Barrenproduzenten wie Heraeus und Umicore unentgeltlich zur Verfügung. »Ein großer Vertrauensbeweis«, so Schmidt.

Ein IHK-Coaching verbesserte die Medienarbeit des jungen Unternehmens, führte zu positiven Presseartikeln und verschaffte dem Edelmetallhandelshaus den ersten Privatkunden. »Das war ein Durchbruch«, sagt Schmidt. Zuvor deckten sich überwiegend Genossenschaftsbanken bei ihnen ein.

Firmenfassade aus DM-Münzen

Der Umzug 2009 in die Firmenzentrale in München-Riem, deren Fassade mit mattglänzenden Goldplatten aus eingeschmolzenen, ausrangierten DM-Münzen belegt ist, erhöhte den Bekanntheitsgrad des Goldhauses weiter. »Das neue Kompetenzzentrum erlaubt uns, das Thema Edelmetalle erlebbar zu machen und Aufklärung zu betreiben«, sagt der 49-Jährige und zeigt begeistert her, was sein Unternehmen alles zu bieten hat: die Infowelt, die über die Geschichte und Bedeutung der Edelmetalle informiert, die Numismatik-Abteilung für Sammler, Münzen und Barren hinter Sicherheitsglas, die man nach ausführlicher Beratung gleich erwerben kann, sowie Hochsicherheitsschließfächer im Keller.

Schmidt und sein Team (Hartmann schied im April aus, neuer Geschäftsführer und Gesellschafter ist Claus Gabler) sind längst gut im Geschäft. Pro aurum hat es mit 124 Mitarbeitern, sieben Filialen und einem Umsatz von circa 1,5 Milliarden Euro in Deutschland zu einem Marktanteil von über 25 Prozent gebracht.

Vorrangiges Ziel: nachhaltiges Unternehmen aufbauen

Der Geschäftsführer ist stolz darauf, dass das Handelshaus häufig eine Vorreiterrolle übernommen hat: bei der Eröffnung eines Onlineshops beispielsweise oder der Initiierung einer europäischen Silberunze zur Kapitalanlage. Damit das so bleibt, will der Edelmetallprofi vorsorgen. »Mein vorrangiges Ziel ist, ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen, das personenunabhängig auch in der nächsten Generation Bestand hat«, sagt Schmidt.

Der Plan, Macht abzugeben und mehr zu delegieren, glückt allerdings noch nicht so ganz. Denn seit März ist der Profi wegen Covid-19 stärker gefordert denn je: im Zweischichtbetrieb arbeiten, Kunden persönlich beruhigen und transparent informieren, das immens hohe Orderaufkommen im Onlineshop organisieren, für Nachschub sorgen (»wir haben den letzten Flieger aus Südafrika mit Krügerrand-Münzen erwischt«), die Produktpalette reduzieren. »Ohne das Engagement der Mitarbeiter und ohne unser beträchtliches Netzwerk hätten wir das nicht geschafft«, betont Schmidt sichtlich erleichtert.

Zur Person

Mirko Schmidt stammt aus Pforzheim, machte dort eine Lehre zum Bankkaufmann und arbeitete bei der Volksbank als Devisen- und Edelmetallhändler. 1997 ging er zur Deutschen VerkehrsBank AG nach München. Gemeinsam mit seinem Ex-Kollegen Robert Hartmann gründete er 2003 die Firma pro aurum OHG (seit 2020 eine GmbH), inzwischen das größte bankenunabhängige Edelmetallhandelshaus in Deutschland. 2009 zog das Unternehmen in eine neue Firmenzentrale in München-Riem. Mirko Schmidt ist verheiratet und hat drei Kinder.

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