Unternehmen | Unternehmen

»Ich will das große Erbe fortführen«

Marion Vogel ©
Auf der Circus-Krone-Farm – Geschäftsführerin Jana Mandana Lacey-Krone

Zirkusdirektorin Jana Mandana Lacey-Krone steht vor ihrer größten Herausforderung: Sie muss der Coronapandemie trotzen und den über 100 Jahre alten Circus Krone erhalten. 

Harriet Austen, Ausgabe 12/20

Die Circus-Krone-Farm in Weßling liegt mitten in einer lieblichen Landschaft im oberbayerischen Voralpenland. Der Blick schweift über Wiesen, auf denen Kamele grasen, über die Pferdeställe und Raubtiergehege. Eigentlich befindet sich hier der Alterssitz für »betagte Tiere«, sagt Jana Mandana Lacey-Krone (41), Geschäftsführerin der Circus Krone GmbH & Co. Betriebs-KG. Und eigentlich durfte bisher niemand außer den Mitarbeitern des Circus Krone das Gelände betreten. Doch in Coronazeiten ist alles anders. An Wochenenden finden – soweit möglich – Führungen für Besucher statt. So kommt wenigstens etwas Geld in die Kasse.

Genauso wichtig ist für die Unternehmerin, dass »wir wieder Kontakt zu unserem Publikum bekommen und eine ganz andere Facette von uns zeigen können«. Die Führungen, ein Clowns-Carwash-Programm und öffentliche Raubtierproben in München und Weßling »werden nie das finanzielle Loch schließen«, sagt Lacey-Krone ernst. Die täglichen Kosten konnte sie immerhin schon von 30.000 auf 10.000 Euro reduzieren; viele Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit und die ausländischen Artisten sind nach Hause gefahren. Seit 13. März 2020 ist der traditionsreiche Zirkus geschlossen, die Sommertournee wurde abgebrochen, nicht mal der Krone-Bau in München kann an Veranstalter vermietet werden.

»The show must go on« funktioniert diesmal nicht

Für das Unternehmen, das der Gastronomie- und Unterhaltungsbranche angehört, ist die Situation wie für viele Betriebe eine noch nie da gewesene Herausforderung. »Meine Rolle ist nicht gerade erfreulich«, sagt die Zirkusdirektorin offen. Im Zirkus gelte eigentlich »The show must go on«. Aber das funktioniere dieses Mal nicht. Dies den Mitarbeitern zu erklären, sei für sie das Schwierigste. »Ich fühle mich so, als ob ich selber aufgeben würde.«

Geschäftsführerin des größten Zirkus der Welt

Doch sie will Vorbild sein, Optimismus ausstrahlen und die Krise bewältigen – so, wie sie es von ihrer Ziehmutter Christel Sembach-Krone gelernt hat, mit der ihre Eltern befreundet waren. »Ihr war früh klar, dass ich ihre Nachfolgerin und Alleinerbin werde«, sagt Lacey-Krone. Sie ließ sich von Sembach-Krone als Pferde- und Elefantentrainerin ausbilden. Gleichzeitig durchlief sie im Unternehmen sämtliche Abteilungen und erhielt immer mehr Verantwortung. 2001 wurde sie mit Einwilligung ihrer Eltern von der kinderlosen Prinzipalin adoptiert, um den Namen zu erhalten; 2017 übernahm sie nach deren Tod die Geschäftsführung des größten Zirkus der Welt.

Umfangreiches Repertoire

Sembach-Krone hatte die Stärken ihrer Ziehtochter richtig eingeschätzt: Risikobereitschaft, Feingefühl und Entscheidungsfreude – zentrale Eigenschaften in einem Beruf, den man »nicht ganz erlernen kann und der einem immer wieder ungewöhnliche Entschlüsse abfordert«, sagt Lacey-Krone. Unternehmerin wollte sie eigentlich nie werden, Chefin möchte sie nicht genannt werden – und doch managt die Geschäftsführerin ein umfangreiches Repertoire: Sie ist Unternehmerin, Zirkusdirektorin, Tiertrainerin, Künstlerin; sie kümmert sich um 220 Mitarbeiter (derzeit sind es nur 90) und 100 Tiere.

Dabei ist Lacey-Krone ständig unterwegs, in den Ställen, in der Manege, im Büro. Telefoniert wird auch mal im Sattel, ebenso Briefe unterzeichnet. Alles landet bei ihr, sie entscheidet jedes Detail. Entlastet wird sie von ihrem Mann, Co-Direktor und Raubtiertrainer Martin Lacey jr., der sich um Technik, Logistik und die Werkstätten kümmert, sowie von ihrer Schwester Nina, die für den Ticketverkauf und die Gastronomie zuständig ist. Ihre Aufgabe sieht Lacey-Krone hauptsächlich darin, »das große Erbe fortzuführen«. Sie will Tradition und Moderne verbinden und sich dabei »auch mal auf etwas anderes einlassen«. Dazu gehört ihr Konzept einer Zirkusoper, »Mandana – Circuskunst neu geträumt«, mit einer Artdéco-Palastfassade im Inneren des Zelts im Stil der Zwanzigerjahre. »Das ist für uns eine Rückkehr zum Ursprung, zum Spirit des Gründers«, betont die Künstlerin.

Krone-Farm für Besucher geöffnet lassen

Sie hofft, das Winterprogramm mit einem entsprechenden Hygienekonzept im Krone-Bau in München zeigen zu können. Mit einer Show ohne Kontakt zum Publikum, mit Artisten aus Europa statt aus aller Welt, »aber was genau wird, wissen wir nicht«, sagt Lacey-Krone schulterzuckend. Eines will sie in jedem Fall beibehalten: Die Krone-Farm in Weßling, 1917 als Pferdegestüt von Carl Krone erworben, wird für Besucher offenbleiben. »Wir wollen dieses Gelände noch stärker nutzen«, kündigt die Unternehmerin an und hat schon den Kopf voll neuer Ideen.

Zur Person:

Jana Mandana Lacey-Krone wurde 1979 in München geboren. Ihre Eltern waren eng mit Christel Sembach-Krone befreundet, so ist sie im Circus Krone aufgewachsen. Seit ihrem elften Geburtstag war Lacey-Krone fast täglich in der Manege. Sie wurde von Sembach-Krone, die selbst keine Kinder hatte, 2001 adoptiert, um die Nachfolge im Unternehmen anzutreten. Nach dem Tod der Patronin 2017 übernahm Lacey-Krone in fünfter Generation die Geschäftsführung des größten Zirkus der Welt. Sie ist mit dem Raubtiertrainer Martin Lacey jr. verheiratet und hat einen Sohn.

Verwandte Themen