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Ab in den Chefsessel

Der Girls’Day möchte mehr Mädchen für MINT-Berufe gewinnen. Die IHK-Aktion „Ich werde Chefin!“ rückt einen weiteren Aspekt in den Fokus: Sie will fürs Unternehmertum begeistern.
Von Monique Opetz, IHK-Magazin 03/2025
Sie sind allesamt Wiederholungstäterinnen – im positiven Sinne. Claudia Trott und Tochter Lucy Trott, Simone Naumann und Claudia Zeimes sind nicht nur erfolgreiche Führungskräfte und Unternehmerinnen. Sie laden auch zum wiederholten Mal Schülerinnen zur IHK-Girls’Day-Aktion „Ich werde Chefin!“ ein. Dabei vermitteln sie den Mädchen, wie es ist, als Soloselbstständige zu arbeiten, ein Familienunternehmen zu führen oder ein Team zu leiten.
Das Mutter-Tochter-Gespann Trott leitet die Geschäfte des Schlosscafés im Palmenhaus und der Hühner- und Entenbraterei AMMER. Claudia Trott hat drei Töchter. „Ich bin eine begeisterte Frauenversteherin“, sagt sie lachend. Schülerinnen einen Einblick in ihre Unternehmen zu geben, ist für sie selbstverständlich.
Mit Fragen gelöchert
Juniorin Lucy erinnert sich an ihre eigene Schulzeit und wie wertvoll sie schon damals den Girls’Day fand. Insbesondere einen Aspekt betont die Hotelfachfrau und Hotelbetriebswirtin: „Ich finde es wichtig, auch Zugänge zu Ausbildungsberufen zu schaffen.“ Als Möglichkeiten nach dem Abitur seien an ihrem Gymnasium damals nur Studienfächer vorgestellt worden. Sie fühlt sich als Führungsperson verantwortlich, der jüngeren Generation den eigenen Beruf näherzubringen – „und zwar ehrlich und authentisch“.
Den Berufsfindungsprozess begleiten, das möchte auch Claudia Trott. „Wir wollen den Teilnehmerinnen zeigen, was es heißt, einen Familienbetrieb zu führen, Verantwortung zu übernehmen und als Führungsteam zu arbeiten“, sagt die Chefin. Drei 16- beziehungsweise 17-Jährige waren letztes Jahr dabei. Im Schlosscafé besuchten sie alle Abteilungen, die einen Gastronomiebetrieb ausmachen: Küche, Service, Büro, Konditorei und Veranstaltungskoordination. Sie löcherten die Mitarbeitenden mit ihren Fragen, neugierig, aufgeschlossen und konzentriert.
Von den Teilnehmerinnen lernen
Begeisterung schwingt mit, wenn das Führungsduo davon berichtet – für die IHK-Aktion, die Teilnehmerinnen und für ihre eigene Tätigkeit. Diese Freude wollen sie den Besucherinnen mitgeben. „Denn Begeisterung für den Job trägt durch schwierige Zeiten im Berufsleben“, ist Claudia Trott überzeugt. Auch über die Schattenseiten sprechen die Trotts mit den Teilnehmerinnen. Ein wertvoller Austausch – der so authentisch in Berufsinformationszentren oder Jobbeschreibungen wohl nicht zu finden ist.
Am Ende profitieren beide Seiten, findet Claudia Trott: „Ich schätze es sehr, mit der jungen Frauengeneration in den Austausch zu kommen, von ihr zu lernen und zu verstehen, was sie beschäftigt.“ Und die Teilnehmerinnen? Die erhalten direkte Einblicke ins Berufsleben und denken womöglich intensiver darüber nach, später einmal ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Inspiration hoch zwei
Junge Frauen zur Selbstständigkeit zu motivieren, das ist auch das Anliegen von Simone Naumann und Claudia Zeimes, die dieses Jahr gemeinsam einen Workshop bei der IHK-Aktion anbieten. Die beiden Solounternehmerinnen teilen sich einen Arbeitsraum in München, den sie für Co-Working und Fotoshootings nutzen.
Naumann ist Gründerin der „SMARTphotoschule“. Die Fotografin vermittelt Unternehmen, wie sie sich eine eigene Bildsprache erarbeiten können und diese per Smartphone-Kamera oder KI-Bildgeneratoren umsetzen. Zeimes ist ebenfalls im Unternehmerumfeld unterwegs: als Leadership-, Karriere- und Resilienz-Coachin. Sie begleitet Unternehmen und Teams bei Transformations- und Entwicklungsprozessen.
Im Anschluss ein Praktikum
Beide Frauen verbindet die Arbeit mit Werten und Stärken. Diese Themen wollen sie mit den Schülerinnen am Girls’Day aufgreifen – mit einem Mood-Board, Bilderarbeit, in Gesprächen und Reflexionen. Speziell für die Berufswahl sei Werte- und Stärkenklarheit wichtig, sind sich Naumann und Zeimes einig. Wer wisse, wo seine Stärken liegen, könne gezielter die richtige Richtung einschlagen. Naumann erinnert sich an vergangene Girls’Days bei ihr. Damals durften die Mädchen nach einer Einführung in ihrem Atelier direkt loslegen. Das gefiel den Teilnehmerinnen so gut, dass sie später als Praktikantinnen wiederkamen.
Mut machen …
Fotografin Nauman findet: „Es ist ein Geben und Nehmen.“ Sie schätzt den frischen Blick der Schülerinnen. Ihre Erfahrungen als Selbstständige gibt sie gern weiter. Dabei erfahren die Teilnehmerinnen auch Persönliches aus Naumanns Leben und warum sie sich für die Selbstständigkeit entschieden hat. „Ich möchte Mut machen, den eigenen Weg zu gehen, und zeigen, dass man das schaffen kann“, sagt sie.
… für den eigenen Weg
Zeimes ergänzt: „Ich unterstütze den Aktionstag, weil ich seit vielen Jahren Mentorin bin und mich mit dem Thema Generationenmanagement beschäftige.“ Dazu gehöre, unterschiedliche Generationen zu verstehen. Sie möchte herausfinden, wie sie die jungen Frauen begeistern kann – für Verantwortung und für Unternehmerinnentum.
Offen bleiben für Neues
Dabei ist es ihr wichtig zu zeigen, wie vielfältig Arbeits- und Karrierewege sein können. Von starren Vorstellungen hält sie wenig, vielmehr möchte sie eine positive Einstellung zu lebenslangem Lernen mitgeben. Den eigenen Weg aktiv zu gestalten, das ist auch ihre Botschaft.
Gastgeberinnen willkommen
Naumann und Zeimes ermutigen andere Unternehmerinnen, ebenfalls zur IHK-Girls’Day-Aktion „Ich werde Chefin!“ einzuladen. Es sei ein Gewinn, in den Austausch mit den Schülerinnen zu gehen. Nicht zuletzt tragen die offenen Türen zur Nachwuchsförderung bei – insbesondere vor dem Hintergrund, dass in München und Oberbayern erst etwa 30 Prozent der Unternehmen von Frauen geführt oder mitgeführt werden.
IHK-Veranstaltungstipp: Gastgeberinnen gesucht für den 3. April 2025
Gleich noch Plätze anbieten: Der IHK-Girls’Day „Ich werde Chefin“ will Schülerinnen ab der 8. Klasse für die Selbstständigkeit interessieren. Dazu laden Unternehmerinnen am 3. April 2025 Schülerinnen in ihre Firma ein und zeigen, was es heißt, selbstständig zu sein oder einen ganzen Betrieb zu führen. Unternehmerinnen, die als Gastgeberinnen teilnehmen möchten, können sich online anmelden.