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Ins rechte Licht gerückt

Schreiner Group ©
„Die mediale Aufmerksamkeit hat uns geholfen“ – Roland Schreiner, Chef der Schreiner Group

Welche Wirkung entfaltet der Innovationspreis Bayern über die Ehrung hinaus?

Von Eva Müller-Tauber, IHK-Magazin 11-12/2023

Innovationen in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und weiter voranzutreiben sowie die Innovationskultur im Freistaat zu fördern – das waren 2012 die Hauptgründe, den Innovationspreis Bayern ins Leben zu rufen. Die Auszeichnung prämiert seither alle zwei Jahre Produkt- und Verfahrensinnovationen oder innovative technologieorientierte Dienstleistungen.

Voraussetzung ist, dass der Markterfolg der Neuerungen absehbar ist oder sich die Innovation bereits erfolgreich im Markt etabliert hat – und das möglichst für einen längeren Zeitraum (zur Bewerbung siehe Kasten unten). Wie sich der Innovationspreis konkret auf die weitere Entwicklung auswirkt, schildern hier 3 Unternehmen, die bereits ausgezeichnet worden sind.

Schreiner Group: Vorteile beim Recruiting

Es war perfektes Timing: Pünktlich zum „Tag der offenen Tür“ und zum 30-jährigen Standortjubiläum konnte die Schreiner Group GmbH & Co. KG in Oberschleißheim mit einem Kurzfilm für sich werben. Den hatte sie sich als Sonderpreisgewinner des Innovationspreises Bayern 2022 für ihr Medizinprodukt „Coldplasmapatch“ kurz zuvor verdient. „Weit über 1.000 Besucher haben sich im Rahmen unserer ,Innovationstourʹ den Film angeschaut, und auch auf YouTube hat er zu mehreren Hundert Aufrufen geführt“, freut sich Firmenchef Roland Schreiner. „Wir haben sehr positives Feedback von unseren Gästen erhalten.“

Auch in den Vorstellungsgesprächen im Rahmen des „Job-Speeddatings“ zeigten sich die Bewerber hochinteressiert. „Die mediale Aufmerksamkeit durch den Preis hat uns insbesondere dabei geholfen, uns regional ein weiteres Mal als innovativer und attraktiver Hightech-Arbeitgeber zu positionieren“, so der Firmenchef.

Schreiner hat den Preis für „Coldplasmapatch“ (CPT®patch) erhalten, eine Hightech-Auflage für die Wundbehandlung, die auf gedruckter Elektronik basiert. „In ihr wird kaltes Plasma erzeugt, das multiresistente Bakterien abtötet, die Regeneration der Zellen fördert und so chronische Wunden heilen kann – sogar wenn diese bislang als unheilbar galten“, erläutert der Unternehmer.

Großflächige Verbreitung nächstes Ziel

Das innovative Produkt hat Schreiner gemeinsam mit dem Medizintechnikunternehmen Coldplasmatech aus Greifswald realisiert. „Es funktioniert nach wie vor tadellos und wird unverändert ausgeliefert“, betont der Unternehmer. Ein Meilenstein für die großflächige Verbreitung wäre, wenn künftig die gesetzlichen Krankenversicherungen die Kosten für die Behandlung erstatten würden.

Dieses Thema werde durch die Anbieter von kaltem Plasma für die Wundbehandlung derzeit vorangetrieben, sagt Schreiner, „und wir hoffen sehr auf ein positives Ergebnis“. Darüber hinaus wurden jüngst die ersten Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die den Behandlungserfolg der Innovation bestätigen.

Tacterion GmbH: Schub für Partnerschaften

Die tacterion GmbH in München hat den Innovationspreis 2018 in der Sonderkategorie Kooperation Wirtschaft und Wissenschaft für die Sensortechnologie PLYON® in Form einer polymerbasierten künstlichen Haut erhalten. Seither entwickelt sich das Unternehmen weiter.

Das einstige Spin-off des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen kooperiert seit diesem Jahr mit TE Connectivity (TE) in Schaffhausen/Schweiz, einem weltweit führenden Anbieter von Verbindungs- und Sensorlösungen. Ziel der Partnerschaft ist es, intelligente Berührungs- und Kraftsensortechnologie für die Digitalisierung industrieller Prozesse einzusetzen.

Basis der digitalen Fernüberwachung

Gemeinsam arbeiten TE und tacterion an Lösungen, die TE-Steckverbinder mit der Sensortechnologie von tacterion kombinieren. Die neuen Produkte sollen die digitale Fernüberwachung von Anlagen ermöglichen – „sie sind somit entscheidende Komponenten für die vorausschauende Wartung, die Zustandsüberwachung und für Sicherheitsanwendungen in der Industrie 4.0“, heißt es bei tacterion.

ADVITOS GmbH: Signal für hohes Potenzial

Bei der ADVITOS GmbH, Hauptpreisträger von 2020 mit einer Innovation für die Behandlung von Multiorganversagen, sieht Geschäftsführer Claus Jessen den Innovationspreis Bayern als Sprungbrett und zielführendes Werbemittel – auch wenn keiner der ADVITOS-Fortschritte explizit nur auf den Innovationspreis heruntergebrochen werden könne. „Wir haben uns im Anschluss an den Bayerischen Innovationspreis um Fördergelder beworben, um unsere ADVOS-Therapie weiterzuentwickeln, und waren mit unseren Bewerbungen auf Bundes- und EU-Ebene auch erfolgreich“, sagt Jessen. „Hier hat uns der Preis sicher zusätzlich geholfen, den geforderten Innovationsgrad unseres Unternehmens gut darzustellen.“

Auch gegenüber Kunden, Lieferanten und Entwicklungspartnern konnte das Münchner Unternehmen dank des Preises Potenziale und Perspektiven einfach vermitteln. „Beim Werben um hoch qualifizierte Fachkräfte im Bereich Forschung und Entwicklung hat der Preis sicher auch einen zusätzlichen Anreiz für potenzielle Kandidaten geboten“, so Jessen.

Externe Geräte integrieren, Bedienung vereinfachen

Wie weit ist das Unternehmen bisher gekommen? 2020 wurden klinische Studien zum wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit begonnen. Die Anwendung für weitere Indikationen, wie Azidose und Sepsis, wird erprobt. Das Unternehmen entwickelt Technologie und System zur Anwendung der Therapie weiter, um externe Geräte zu integrieren und die Bedienung zu vereinfachen. Die Therapie wird derzeit in 21 deutschen und österreichischen Kliniken mit gutem Erfolg und zunehmender Häufigkeit angewandt.

Fernziel: Expansion ins Ausland

„Mit dem erfolgreichen Abschluss der Studien und den Veröffentlichungen der Studienergebnisse schaffen wir die Voraussetzungen für die Markteinführung in der Breite“, sagt Jessen. Sobald die Überlegenheit der Therapie für bestimmte Indikationen wissenschaftlich nachgewiesen worden ist, werde der Vertrieb damit auf die Intensivstationen der Kliniken zugehen und zunächst den deutschsprachigen Markt erschließen. „Damit wird ADVITOS die Profitabilität erreichen, um anschließend in weitere Länder zu expandieren“, so der Geschäftsführer. „Für diese Expansion bereiten wir eine neue Systemgeneration der erforderlichen Produkte vor und schaffen entsprechende Produktionskapazitäten.“

Innovationspreis Bayern 2024: Bewerbungsfrist läuft!

Entwicklungsstarke Unternehmen können sich bis 21. Januar 2024 für den Innovationspreis Bayern 2024 bewerben. Vergeben werden bis zu 7 Haupt- und Sonderpreise. Es handelt sich um Ehrenpreise, die finanziell nicht dotiert sind. Der Preis besteht aus einer Urkunde und einer Skulptur. Zudem wird jeder Preisträger in einem Kurzfilm porträtiert. Der Film wird während der Preisverleihung gezeigt, die Unternehmen können ihn anschließend für Werbezwecke nutzen.

Der Innovationspreis ist eine Initiative des Bayerischen Wirtschaftsministeriums, des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags sowie der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern und wird alle 2 Jahre verliehen.

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