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Heute an morgen denken

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Wer einen entspannten Lebensabend genießen will, muss möglichst früh und umfassend finanziell vorsorgen – gerade als Selbstständiger

Bei der finanziellen Absicherung fürs Alter sollten Selbständige wie bei der täglichen Betriebsführung vorgehen: Informationen sammeln, Risiken bewerten, individuelle Entscheidungen treffen.

Von Ulrich Pfaffenberger 04/2024

Nach knapp 26 Jahren in Festanstellung in die Selbständigkeit zu starten, birgt nicht nur viele persönliche Risiken. „Natürlich fragt man sich: Was ist nun mit meiner Rente, wie kann ich sie sichern, welche Altersvorsorge habe ich zukünftig?“ sagt Marion Krimmer aus Pfaffenhofen an der Glonn/Landkreis Dachau. Sie hat sich zu Jahresbeginn mit einer Kommunikationsagentur selbstständig gemacht. „Aber ich bin prinzipiell niemand, der die Rente schlecht redet, ich glaube daran.“

Die Unternehmerin hat seit vielen Jahren Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung getätigt und arbeitet „nun mit meiner Steuerberaterin daran, diesen Anspruch weiter aufrecht zu erhalten.“ Sie werde zukünftig freiwillig weitere in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen, „bewusst und aus voller Überzeugung“.

Nicht jeder sorgt privat vor

Rund 4 von 10 Selbständigen haben sich bei der Altersvorsorge dafür entschieden, sich freiwillig in der gesetzlichen Rentenversicherung zu versichern. Von den anderen ist etwa die Hälfte privat rentenversichert, knapp drei Viertel verfügen Angaben der Deutschen Rentenversicherung zufolge über Kapitallebensversicherungen, Immobilien oder dergleichen im Wert von mehr als 250.000 Euro.

Bleibt ein nennenswerter Anteil, der gering oder gar nicht vorgesorgt hat. Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Welche und welche Bedingungen damit verknüpft sind, darüber informiert zum Beispiel die Deutsche Rentenversicherung.

Familie Krimmer verfügt über 2 Immobilien als „Rückversicherung“. Die Mittel dafür haben beide Ehepartner aus ihrer Arbeit erwirtschaftet und investiert. Ihnen gehört ein Haus im Münchner Westen, vor rund 30 Jahren gekauft und im Wert stark gestiegen. Die zweite Immobilie sei etwas riskanter – sie befindet sich im Ausland und sei als Alters-Ruhesitz für sie und ihren Mann gedacht, sagt Krimmer.

Immobilien nach wie vor beliebt

Beides sei allerdings aus ihrer Sicht mittlerweile fast gleichermaßen risikobehaftet: „Hierzulande steigen die Unterhaltskosten, also Energie etc., gewaltig. In dem Land, in dem das andere Haus steht, gehören vor allem die politischen Unabwägbarkeiten zu den Risikofaktoren.“ Dennoch würden ihr Mann und sie auch weiterhin auf Immobilien als Altersvorsorge vertrauen. „Sie erscheinen uns als die solideste und zuverlässigste Absicherungsmöglichkeit.“

Aus Sicht von Frank Paty aus Dachau eine richtige Einschätzung. Seit 22 Jahren berät er als selbständiger Consultant Unternehmerinnen und Unternehmer zu intelligenten Vermögensstrategien. „Immobilien werden immer wichtiger“ – diesen Leitsatz hat er auch für sich selbst umgesetzt. Gerade wegen der heute bestehenden Möglichkeiten, mittels Photovoltaik einen Teil der Betriebskosten in Eigenerzeugung zu stemmen. Dies trage dazu bei, das wichtigste Ziel jeder Altersvorsorge zu erreichen: „Ich muss die Inflation schlagen.“

„Gesetzliche Rente nur schönes Zubrot“

Lebensversicherungen oder die Riester-Rente, gern als sichere Option gewählt, seien dabei „nicht der beste Weg“, so seine Einschätzung, die Leistungen der gesetzlichen Rentenkasse eher „ein schönes Zubrot“, vor allem wenn es darum gehe, einen bereits erreichten Lebensstandard zu halten.

Bitcoins und spezielle Anlageformen gelten unter diesen Aspekten allenfalls als Möglichkeit, bewusst ins Risiko zu gehen. Die Ergebnisse seien dabei eher spekulativ zu bewerten und dürften nicht zur verlässlichen Vorsorge-als Grundstock in die Überlegungen einfließen. Was fürs Unternehmerdasein generell gelte, trifft aus seiner Sicht auch für Vorsorgeentscheidungen zu: auf Basis von solidem Wissen Eigeninitiative zu ergreifen.

bAV erhöht Arbeitgeberattraktivität

Marion Krimmer merkt an, dass sie es für „eine mustergültige Motivation“ hält, dass ihr früherer Arbeitgeber eine eigene betriebliche Altersvorsorge (bAV) für seine Mitarbeitenden eingerichtet hatte.

Das legt sie auch anderen Selbständigen mit Blick auf die Arbeitgeberattraktivität ans Herz. Die dort über Jahre angesammelten Mittel böten ihr heute Sicherheit – auch wenn sie noch bis zum Eintritt ins Rentenalter mit dem Zugriff warten muss.

IHK-Info: Alterssicherung für Unternehmer

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