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Prüfer dringend gesucht

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Umweltgutachter prüfen und dokumentieren, ob Betriebe die Voraussetzungen für ein EMAS-Zertifikat erfüllen

Unternehmen, die sich nach EMAS zertifizieren lassen, können viele gesetzliche Auflagen leichter erfüllen. Allerdings muss ein anerkannter Umweltgutachter (UGA) das Zertifikat regelmäßig bestätigen. Kandidaten für diese Aufgabe sind sehr gefragt. Eine Chance für entsprechend qualifizierte Selbstständige und Kleingewerbetreibende.

Von Stefan Bottler, 2/2025

Vor 20 Jahren startete das Umweltmanagementsystem EMAS – Eco Management and Audit Scheme. Seit 2001 können EMAS-Organisationen mit dem blau-grünen Logo mit 6 Europa-Sternen werben, wenn sie ein Umweltmanagement nach EMAS anwenden und dies von einem branchenspezifisch zugelassenen Umweltgutachter regelmäßig bestätigen lassen. Rund 1.100 Unternehmen, Behörden, Vereine und Kirchengemeinden bundesweit nutzen das Umweltmanagementsystem EMAS bereits – teilweise seit vielen Jahren.

Umweltexperten rechnen in den kommenden Jahren mit einer verstärkten Nachfrage nach EMAS. „Viele Unternehmen können Vorgaben wie zum Beispiel des Energieeffizienzgesetzes mit EMAS erfüllen“, sagt IHK-Referentin Susanne Kneißl-Heinevetter, Referentin Umweltmanagementsysteme und CSR bei der IHK für München und Oberbayern. Darüber hinaus biete EMAS Unternehmen viele weitere Vorteile wie die Bestätigung der Compliance-Regelungen oder das Heben von Einsparpotenzialen bei Ressourcen. Zugleich stelle EMAS einen Baustein auf dem Weg zur nachhaltigen Betriebsführung dar.  

Umweltgutachter gesucht

Wertvoller Bestandteil von EMAS ist das Audit mit einem branchenspezifisch zugelassenen Umweltgutachter. Er überprüft und bestätigt die Wirksamkeit und Leistungsverbesserung des Umweltmanagementsystems vor Ort und gibt wertvolle Tipps zur Einführung und Fortführung desselben. „Viele Gutachter sind allerdings bereits seit 1995 aktiv und könnten sich mittelfristig aus dem Geschäftsleben zurückziehen“, sagt Kneißl-Heinevetter. Ein erhöhter Bedarf an Umweltgutachtern ist also absehbar.

Das erwartet auch Marc Hoffmann (59), Geschäftsführer der Deutschen Akkreditierungs- und Zulassungsgesellschaft für Umweltgutachter mbH (DAU). Das gesetzlich beliehene Unternehmen lässt in einem aufwendigen Verfahren Umweltgutachter zu. Neue Interessenten für diese Aufgabe werden daher dringend gesucht.

Bezug zu betrieblichem Umweltschutz

Welche Voraussetzungen müssen Interessenten erfüllen? „Der Kandidat muss nach einem einschlägigen Studium mindestens 3 Jahre lang möglichst eigenverantwortlich mit klarem Bezug zum betrieblichen Umweltschutz gearbeitet haben“, nennt Hoffmann eine wichtige Anforderung des Gesetzgebers an künftige Umweltgutachter. Gewünscht sind unabhängige Persönlichkeiten, die ein technisch-naturwissenschaftliches, juristisches oder betriebs- beziehungsweise verwaltungswissenschaftliches Studium abgeschlossen haben. Sie müssen ihr Know-how in einer mindestens 90-minütigen mündlichen Prüfung beweisen. Ausnahmen zum Studium als Zulassungsvoraussetzung für die Prüfung zum Umweltgutachter sind möglich.

In Bayern hat sich Lennart Schleicher (56) als Umweltgutachter einen Namen gemacht. Der studierte Biologe arbeitete 21 Jahre lang als Umweltmanager für einen bekannten Automobilzulieferer und hat an 70 Produktionsstandorten in 20 Ländern EMAS eingeführt. Seit 2020 ist Schleicher selbstständiger Umweltgutachter.

Enkelfähige Zukunft mitgestalten

„Der Job des Umweltgutachters besteht aus einer interessanten Mischung aus Technik, Recht, Organisation und Kommunikation. Man kann zeitlich gut planen, trifft viele Menschen und lernt meist selbst noch etwas dazu. Zudem leistet man einen Beitrag zur kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung von Unternehmen und damit für eine enkelfähige Zukunft”, betont der Umweltprofi. „Und“, ergänzt er, „erfolgreicher Umweltschutz hängt nicht von der Unternehmensgröße ab. EMAS bietet Unternehmen unabhängig von der Größe einen einfachen Einstieg in die Systematisierung und Zusammenführung der betrieblichen Umweltschutzaktivitäten und ist daher für alle Betriebe interessant.“

IHK-Info: Umweltgutachter und EMAS

Auf ihrer Website hält die IHK ausführliche Infos zu EMAS und zum Berufsbild des Umweltgutachters bereit. Nähere Informationen zum Zulassungsverfahren als Umweltgutachter gibt es bei der Deutschen Akkreditierungs- und Zulassungsgesellschaft für Umweltgutachter mbH.

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