Klimaschutz | Betrieb + Praxis

Kein Betrieb ist zu klein

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Aus Abfällen lässt sich Neues machen – das stärkt die Kreislaufwirtschaft

Kreislaufansätze in die Geschäftsstrategie zu integrieren, ist unabhängig von der Unternehmensgröße möglich. Die neue Circular Economy Beratungsstelle CEB der Stadt München unterstützt und vernetzt Firmen.

Von Gabriele Lüke, 7/2025

Die Einkäufe für die Kollektionsverkäufe stets gut zu planen, nicht zu viele, aber auch nicht zu wenige Artikel vorrätig zu halten, ist Karin Elsperger ein großes Anliegen. Ihre gleichnamige Modeagentur vermittelt als Zwischenhändler Modekollektionen von italienischen Lieferanten an hochwertig sortierte Einzel- und Onlinehändler.

Dennoch bleibt manchmal etwas übrig. Diese Ware verschenkt die Unternehmerin und IHK-Vizepräsidentin dann vor allem an die Second-Hand-Läden der sozialen Organisation Oxfam. Oder sie schickt sie in ein Krankenhaus in Odessa in der Ukraine. Elsperger betont: „Es ist mir wichtig, dass die kostbaren Kleidungsstücke nicht im Abfall landen. Sie sollen dem Kreislauf erhalten bleiben, ein zweites Leben bekommen. Das ist mein Beitrag zur Nachhaltigkeit.“

Neues Beratungsangebot

Die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft wächst. Es geht dabei darum, „dass Materialien und Produkte so lange wie möglich benutzt, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet oder recycelt werden“, erklärt IHK-Umweltreferentin Sabrina Schröpfer. So werden der Lebenszyklus der Produkte verlängert, Ressourcen gespart, Abfälle reduziert.

Nicht alle Firmen sind dabei schon so weit wie Unternehmerin Elsperger. „Für alle, die noch keinen Plan haben oder ganz am Anfang mit ihren Maßnahmen stehen, gibt es die neue Circular Economy Beratungsstelle CEB der Stadt München“, so Schröpfer.

Die CEB wurde im April 2025 eröffnet. Die IHK für München und Oberbayern kooperiert mit ihr. „Unsere Beratungsstelle soll Unternehmen in München dabei unterstützen, ihren Ressourcenverbrauch nachhaltig zu senken“, erläutert Stephan Waldorf von der CEB. „Der Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft gelingt nur gemeinsam – und die Wirtschaft spielt dabei eine Schlüsselrolle.“

Individuelle Maßnahmen

Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), wozu auch die Soloselbstständigen zählen, sind die Zielgruppe der CEB. „Kein Betrieb ist zu klein, um einen Beitrag zu leisten“, betont Waldorf. „Jeder kann Ressourcen einsparen, Abfälle vermeiden und in Kreisläufen wirtschaften.“ 

In kostenlosen Erstberatungsgesprächen analysieren die CEB-Berater zunächst, wo die Unternehmen in puncto Kreislaufwirtschaft bereits stehen. Darauf aufbauend entwickeln sie gemeinsam mit den Betrieben individuelle, praxisnahe Maßnahmen.

Einstieg in die Praxis

Waldorf nennt einige Beispiele, was Unternehmen tun können:

  • Hersteller setzen verstärkt auf Rezyklate, verwerten Produktionsausschuss weiter oder gestalten neue Produkte aus gebrauchten Materialien durch Upcycling.
  • Lebensmittelhändler achten bereits bei der Beschaffung auf reduzierte oder recycelbare Verpackungen und geben überschüssige, aber noch genießbare Lebensmittel an die Tafeln oder Food-Sharing-Plattformen weiter.
  • Händler in anderen Branchen bieten Reparaturservices, verleihen Produkte oder bereiten gebrauchte Geräte für den Wiederverkauf auf.
  • Unternehmen, die ihre Büros neu einrichten, können gut erhaltene Second-Hand-Möbel oder generalüberholte IT-Hardware nutzen.
  • Wer Möbel oder Kleidung vertreibt, kann überschüssige Bestände nach dem Kollektionswechsel an Second-Hand-Läden oder Gebrauchtwarenhäuser weitergeben.

Der Experte betont, wie wichtig es zudem ist, die eigenen Mitarbeitenden einzubinden: „Firmenchefs sollten ihre Teams aktiv in die Entwicklung der Kreislaufstrategie einbeziehen. Jeder bringt eine eigene Perspektive ein – gemeinsam entstehen bessere Lösungen.“

CEB hilft bei Vernetzung 

Ein weiteres Angebot der CEB ist die Förderung von industriellen Symbiosen zwischen Unternehmen. Dabei unterstützt die Beratungsstelle Betriebe gezielt dabei, für aussortierte oder überschüssige Materialien sowie Abfallströme passende Abnehmer zu finden, die diese weiterverarbeiten, aufbereiten oder zu neuen Produkten verarbeiten. Umgekehrt können Unternehmen Sekundärrohstoffe oder wiederaufbereitete Geräte aus dem Netzwerk beziehen und so ihre eigene Ressourcennutzung optimieren.

Neue Geschäftsfelder für KMU

„Auf diese Weise entstehen wertvolle Kooperationsbeziehungen, die den Gedanken einer Kreislaufwirtschaft mit Leben füllen. Gleichzeitig zeigt sich, dass durch Netzwerke innovative Lösungen und neue Geschäftsmöglichkeiten entwickelt werden können“, erläutert Waldorf.
Was bringt das den Unternehmen? „Mehr Kreislaufwirtschaft bedeutet höhere Ressourceneffizienz und weniger Abfall – das senkt auch die Kosten“, so der Experte. „Und es eröffnen sich gerade für kleine Betriebe neue Geschäftsfelder: Viele Kunden schätzen Reparaturservices oder die Möglichkeit, Produkte zu leihen, anstatt sie neu zu kaufen.“ Seine Empfehlung: „Wichtig ist, nicht in Silos zu denken. Gute Beratung und starke Netzwerke führen zu besseren Lösungen.“

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