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Unter der Lupe: der digitale Produktpass (DPP)

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Alle umweltrelevanten Daten über den Lebenszyklus hinweg auf einen Blick: Der digitale Produktpass lässt sich per Smartphone auslesen

Mit dem DPP will die EU Produkte über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg nachvollziehbar und nachhaltiger gestalten. Ab 2027 müssen viele Unternehmen solche Datenpässe erstmals für Batterien ausstellen.   

Von Stefan Bottler, 8/2025


Welche Inhaltsstoffe enthält ein Produkt? Wie viele Emissionen erzeugt sein Einsatz? Was ist bei Reparatur und Instandhaltung zu beachten? Solche und weitere Fragen wird in Zukunft der Digitale Produktpass (DPP) beantworten. Die neue EU-Ökodesign-Verordnung, die im Dezember 2024 in Kraft trat, führt den DPP neu in den Markt ein. Ab 2027 ist der Pass für zahlreiche Produkte, die viel Energie verbrauchen oder wegen ihrer Herstellung beziehungsweise Verwendung „energieverbrauchsrelevant“ sind, vorgeschrieben.

„Der DPP muss vom Kauf bis zur Entsorgung über den ganzen Lebenszyklus eines Produkts hinweg verfügbar sein“, sagt IHK-Referentin Sabrina Schröpfer. Die Unternehmen sollen auf Basis von Seriennummern alle relevanten Daten im DPP bereitstellen und diesen mit einem QR-Code oder NFC-Chip (Near Field Communication-Chip) ausstatten, der heute schon beispielsweise beim kontaktlosen Zahlen zum Einsatz kommt. Ein solcher kann Daten speichern und über kurze Entfernungen von einem NFC-fähigen Gerät wie einem Smartphone ausgelesen werden. Ein QR-Code oder NFC-Chip ermöglicht Kunden, Händler, Ersatzteillieferanten, Entsorger und andere Teilnehmer im Produktkreislauf dann die entsprechenden Informationen zum Produkt abzurufen und auch Feedback zu geben. 

Strategischen Vorteil nutzen


Manche Unternehmen haben hier bereits eine Vorreiterrolle übernommen. So lieferte Siemens bereits 2022 die ersten Serienprodukte mit QR-gestütztem DPP aus. Der Konzern will mit seinem Vorpreschen auch papierloser Datenübertragung den Weg ebnen und den Wiederverkauf von Komponenten erleichtern. Für Jens Plattfaut (40), Geschäftsführer München der Digitalberatung Foryouandyourcustomers (FYAYC), zeigt dieses Beispiel, dass der DPP Unternehmen strategische Vorteile bieten kann und nicht nur eine lästige Pflicht ist.

Auch kleine und mittlere Unternehmen sollten sich bereits jetzt mit den Anforderungen des DDP beschäftigen, einen Plan zur Umsetzung erarbeiten sowie erste Daten akkreditieren“, empfiehlt Plattfaut deshalb.

Allerdings sind bislang viele Fragen noch ungelöst. So gibt es bisher nur für Batterien gesetzliche Regelungen die definieren, welche Daten der DPP enthalten soll. Ab 18 Februar 2027 muss jeder Energiespeicher, der über 2 kWh aufnehmen kann und neu in den Markt kommt, einen Pass haben.

Wettbewerbsvorsprung durch frühe Datenerfassung

Anschließend will die EU den DPP auch für Produkte aus der Bau-, Eisen-, Elektronik-, Möbel-, Reifen-, Stahl-, Textil- und Verpackungsindustrie vorschreiben. „Für Produkte aus diesen Branchen müssen aber noch DPP-Regelungen ausgearbeitet werden“, sagt Plattfaut. Wenn Unternehmen Daten, die der Pass voraussichtlich enthalten wird, jetzt aber bereits erfassen, können sie schneller in die Passanfertigung einsteigen und besondere Kundenservices wie Garantieverlängerungen entwickeln. Der Experte ist überzeugt, dass der DPP sich schnell durchsetzen wird. „2034 wird es 5 Milliarden Produktpässe geben“, prognostiziert der Marktkenner.

IHK-Info: EU-Öko-Design und digitaler Produktpass im Fokus

Eine IHK-Website zur EU-Öko-Design-Verordnung inklusive digitalem Produktpass informiert ausführlich.

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