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Crowdfunding: Kapital finden, Märkte testen

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Viele für einen – Mithilfe der Crowd können junge Unternehmen Finanzierungslücken schließen

Start-ups und Kleinbetriebe setzen zur Finanzierung zunehmend auf den Schwarm. Was sie zur Crowdfinanzierung beachten sollten.

Von Monika Hofmann, 03/2024

Überzeugende Ideen, aber zu wenig Kapital: In dieser Zwickmühle stecken Gründende und kleine Firmen oft. Häufig haben sie nicht einmal genug finanziellen Spielraum, um eine erste kleine Marketingkampagne für ihre Innovation zu starten oder einen Prototyp zu bauen. Hier kann Crowdfinanzierung helfen. Mit ihr lassen sich nicht nur Finanzierungsengpässe meistern, sondern auch Ideen präsentieren, bekannt machen, Kunden finden und binden.

Beim Crowdfunding finanzieren viele Personen mit kleinen Geldbeträgen gemeinsam ein Projekt oder Vorhaben. Dies vollzieht sich über spezielle Crowdfunding-Plattformen im Internet. Für ihre Unterstützung erhalten die Geldgeber meistens eine Gegenleistung vom Projektstarter, die ideeller, materieller, aber auch finanzieller Art sein kann. „Die Crowdfinanzierung gewinnt aktuell stark an Bedeutung“, sagt Wolfgang Wadlinger, Experte der IHK für München und Oberbayern. „Gerade kleine und mittlere Unternehmen setzen in Oberbayern zunehmend darauf, der Trend verstetigt sich.“ Auch weil die Finanzierung über Crowdplattformen viele Chancen birgt. „Da Gründende und kleine Firmen meist zu risikoreich für Banken und institutionelle Kapitalgeber sind, schließt sich damit zudem eine Lücke im Finanzierungsspektrum“, so Wadlinger.

Vorzüge auf einen Blick

Werbeeffekte erzeugen: Über Crowdfunding-Plattformen können nicht nur Industrie-Start-ups, sondern auch Firmen aus anderen Branchen ihre Neuheiten vorstellen und so erst einmal bekannt machen. „Bereits das sorgt für Werbeeffekte, auch fungieren die Unterstützer meist als Multiplikatoren“, betont Wadlinger. Voraussetzung ist allerdings, dass die Präsentation überzeugt.

Märkte antesten: Auch dies kann über eine Crowdfunding-Kampagne gut gelingen. Beispiel Gastronomie: Gerade in dieser Branche ist es nicht leicht, für Gründungen Investoren zu gewinnen. „Bei einer beispielsweise eher regionalen Zielgruppe ist es daher wichtig, zu testen, ob es vor Ort überhaupt den Bedarf gibt“, sagt Experte Wadlinger. „Genau das ermöglicht die Crowd.“

Mit guter Kampagne überzeugen

Ein gelungenes Beispiel findet sich in München. Braumeister Tilman Ludwig und seine drei Mitstreiter wollten ein ehemaliges italienisches Restaurant in Untergiesing in ein Wirtshaus für Bier und Pizza verwandeln. Unter der Überschrift „Dein Tresen für bezahlbares Bier & solide Pizza in Untergiesing“ starteten sie 2023 auf der Plattform Startnext die Crowdkampagne für ihr „bodenständiges Lokal mit fairen Preisen, frischem Bier und gutem Essen, als Stammlokal, Lieblingskneipe und Wohnzimmer“.

Kunden finden und binden: Mit großem Erfolg. Das Team erreichte das Finanzierungsziel von 30.000 Euro nicht nur, sondern übertraf es sogar deutlich. „Damit müssen wir keine Abstriche machen und können den Tresen so gestalten, wie er am besten ins Viertel passt“, freuten sich die Gründer. Den Umbau haben sie inzwischen abgeschlossen. Sie bieten jetzt Biere vom Fass zu Giesinger Preisen von Braumeister Ludwig und Augustiner, dazu Pizza und bayrische Küche.

Kundenakquise inklusive

Über ihre Kampagne haben sie aber nicht nur den Finanzierungsengass gemeistert, sondern auch viele neue Kunden gewonnen. Das Lokal ist fast immer gut besetzt.

Nochmals versuchen: Gelingt der Start nicht so bravourös wie bei Tilman Ludwig, besteht die Möglichkeit, noch eine weitere Kampagne zu beginnen. „Vorab ist es allerdings sinnvoll, am Geschäftskonzept zu feilen. Oft genügt es, Kleinigkeiten anzupassen, um dann nochmals den Schwarm zu mobilisieren“, sagt Wadlinger.

IHK-Info zu Crowdfunding-Plattformen

Eine der bekanntesten Crowdfunding-Plattformen ist Startnext. Doch es gibt weitere. Unter anderem haben auch einzelne Banken inzwischen Crowdfunding im Portfolio.

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