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Pfadfinder im Dickicht der Förderung

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Mit Fördergeldern betriebliche Nachhaltigkeitsprojekte absichern

Auch Experten tun sich schwer mit der Zahl der Förderprogramme für Klimaschutz und Energieeffizienz. Ein neuer Online-Ratgeber der IHK will vor allem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) helfen.

Von Stefan Bottler, 01/2024

Wenn Kurierdienste und andere Unternehmen bei Jürgen Engelbrecht Cargobikes kaufen, wollen sie sich häufig auch über Fördergelder informieren. Der Inhaber des Neubiberger Fachgeschäfts „Die Kiste“ kann die Konditionen für die Prämien, die über drei Dutzend bayerische Kommunen – darunter auffallend viele im Großraum München – für Lastenräder zahlen, inzwischen aus dem Effeff aufsagen. „Viele Rathäuser wollen das Rad buchstäblich neu erfinden und formulieren besondere Auflagen“, berichtet der Fahrradhändler.

So geben einige Kommunen dann höhere Zuschüsse, wenn die Geförderten unterschreiben, ihr Rad nur mit Ökostrom aufzutanken. Andere zahlen Zusatzgelder, wenn zugleich ein Kfz stillgelegt wird. Die Stadt München fördert nur Cargobikes, die fest montierte Transportaufsätze und übergroße Radstände haben. Offenbar befürchtet die Landeshauptstadt, dass Mitarbeiter der bezuschussten Betriebe solche Räder sonst auch für nicht-gewerbliche Touren nutzen.

Manche Kommunen fördern E-Bikes auch gar nicht. Außerdem gibt es Förderangebote des Bundes für Lastenräder. „Wer ein Lastenrad mit Fördergeldern finanzieren will, muss sich also vorab genau über die Programme, die in Frage kommen, informieren“, rät Engelbrecht. Erst dann kann und sollte eine Kaufentscheidung getroffen werden.

Breites Förderspektrum vom Lastenrad bis zur Solaranlage

Wegen des großen Angebots und der unterschiedlichen Konditionen von Förderprogrammen für Klimaschutz und Energievorhaben von Betrieben hat die IHK für München und Oberbayern jetzt einen neuen Ratgeber mit zahlreichen Nutzwertinformationen und Links zu Förderprogrammen und -datenbanken online gestellt. „Der IHK-Ratgeber Förderung für Klimaschutz und Energiewende zeigt, wie ein Unternehmen bei der Suche nach einem geeigneten Förderprogramm vorgeht und zeigt konkrete Förderoptionen auf etwa in den Bereichen Klimaschutzkonzepte und CO2-Management, technologische Innovation oder klimaschonende Mobilität“, sagt IHK-Referentin Julia Goebel. Außer Kommunen werben die Europäische Union, der Bund, der Freistaat sowie einzelne Kreise mit Förderprogrammen.

IHK-Ratgeber, auch für KMU

„Jedes Unternehmen, das seine Geschäftsfelder klimafreundlich und energieeffizient gestalten will, sollte vor Investitionsentscheidungen genau hinschauen, welche Förderprogramme seine Projekte unterstützen können“, betont Goebel. Ausdrücklich ermuntert sie auch sehr kleine Betriebe zu einer solchen Prüfung. „Mit öffentlicher Unterstützung können auch hohe Investitionen beispielsweise in Gebäudesanierung, Solaranlagen oder E-Autos inklusive Ladesäulen leichter fallen.“ Bei der Wahl von förderwürdigen Vorhaben und geeigneten Programmen hilft der IHK Ratgeber.

Bei negativem Bescheid neuen Versuch starten

Ausdrücklich empfiehlt Goebel, zuerst die Förderanträge zu stellen, den Bescheid abzuwarten und dann erst in die Umsetzung zu starten, das Lastenrad oder die Solaranlage zu bestellen. „Für kleine Unternehmen sind häufig Kommunen die erste Adresse, weil diese ihre Programme konkreter auf die lokale Wirtschaft zuschneiden“, sagt die IHK-Referentin. „Wenn von dort ein negativer Bescheid erfolgt, können sie alternativ Landes- oder Bundesprogramme prüfen.“

Bewerbung nicht auf die lange Bank schieben

Auf jeden Fall ist Tempo Trumpf. Weil viele kommunale Fördertöpfe nur begrenzte Mittel enthalten, sind sie schnell ausgeschöpft. Aber auch bei Bundesmitteln können Rückschläge drohen. Als das Bundesfinanzministerium während der Haushaltskrise eine Ausgabensperre verhängte, stoppte das BAFA alle Förderprogramme für Wärmepumpen, Gebäudesanierungen, E-Lastenräder und andere klimafreundliche Projekte. „Unternehmen sollten in solchen Fällen aber prüfen, ob ein Aufschub des Projekts möglich ist“, rät Goebel. Viele Förderprogramme werden verlängert oder neu aufgelegt.

IHK-Service: IHK-Ratgeber Förderung für Klimaschutz und Energiewende

Für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens sind Klimaschutz und Energieeffizienz immer entscheidender. Es gibt eine Fülle attraktiver Förderprogramme, mit denen der Staat Betriebe dabei unterstützt, ihr Geschäft zukunftsfähiger auszurichten. Eine Übersicht gibt der IHK-Ratgeber Förderung für Klimaschutz und Energiewende.

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