Nachgefragt: Wie vermeiden Sie negativen Stress?
Negativer Stress schadet der Gesundheit immens. Ein wirksames Stressmanagement hilft, ihn abzubauen und die Resilienz zu stärken. Vier Selbstständige berichten, wie sie das schaffen.
Von Harriet Austen, 07/2024
Stress gehört laut der Weltgesundheitsorganisation WHO zu den größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts. Selbstständige können häufig ein Lied davon singen. Denn ohne großen Stab oder viele Mitarbeitende müssen sie alle Herausforderungen allein stemmen. Vier Unternehmerinnen und Unternehmer aus Oberbayern zeigen, wie sie negativen Stress vermeiden und so ihre Resilienz stärken.
„Sich selbst Grenzen setzen“
Alexander Hof, Strategische Managementberatung, Landsberg/Lech
Um Herausforderungen wie Zeitdruck, komplexen Problemstellungen und hohen Kundenerwartungen zu begegnen, sind Resilienz und eine ausgeglichene Work-Life-Balance für mich entscheidend. Negativen Stress kann ich reduzieren, indem ich meine Aufgaben kontinuierlich überprüfe und klar priorisiere, effektives Zeitmanagement betreibe und Arbeit an Dritte delegiere. Ich habe die Erfahrung gemacht, wie wichtig es ist, sich selbst Grenzen zu setzen, auf körpereigene Signale und geistige Gesundheit zu achten. Essenziell sind für mich auch regelmäßige Pausen, eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und Bewegung und ausreichend kreative Phasen. Der Austausch mit Kollegen und kontinuierliche Weiterbildung fördern ebenfalls meine Fähigkeit, mit Stress umzugehen.
„Kenne dein warum“
Anja Mack, Lifecoaching, Purfing
Phasen, in denen ich keine Aufträge bekomme und nichts verdiene, stressen mich – und dann kommt wieder alles auf einmal. Auch das ist nicht einfach zu bewältigen. Man macht sich ständig Gedanken, nimmt die Sorgen mit in den Schlaf. Ich weiß, dass ich dann meinem Geist etwas anderes geben muss, wie zum Beispiel Ausdauertraining im Fitnessstudio, Schwimmen oder Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. Bei der Stressbewältigung kommt es doch darauf an, mit welchem Mindset ich es angehe, also mit welcher Haltung. Geduld zu lernen ist für mich das A und O, und nur das zu unternehmen, was mir Freude bereitet. Aus dem Spitzensport habe ich eine Methode kennengelernt: „Kenne dein Warum“. Warum gebe ich dem Objekt, das mich stresst, so viel Macht? Wie stark brenne ich dafür? Was ist wirklich mein Herzensziel?
„Optimistisch und gelassen bleiben“
Stefan Rauschhuber, Rauschhuber & Partner, „Die Gesundheitsmanager“, Rosenheim
Stress taucht bei mir hauptsächlich bei permanentem Zeitdruck, hohen Arbeitsmengen, Ärger mit Mitarbeitern oder Zukunftsängsten auf. Dann bin ich verspannt und schlafe schlecht. Um wieder in die Balance zu kommen, versuche ich, an die Probleme lösungsorientiert und positiv heranzugehen. Ich setze mir realistische Ziele, nehme nur Aufträge an, die ich auch wirklich abarbeiten kann und plane ein festes Zeitfenster für Büroarbeit ein. Hilfreich ist auch, optimistisch und gelassen zu bleiben, nicht in Hektik zu verfallen und letztlich sich selbst nicht immer so ernst zu nehmen. Ich mache auch gute Erfahrungen damit, die Arbeit öfter kurz zu unterbrechen, abends das Handy abzuschalten, soziale Kontakte zu pflegen und leichten Sport zu betreiben. Das stärkt mich und lenkt mich ab.
„Erstmal durchatmen“
Sabine Vöhringer, D & S Medien GbR, Grünwald
Bei mir entsteht Stress hauptsächlich bei Termindruck, also wenn ich zum Beispiel einen Text abgeben muss. Ich habe mir angewöhnt, erstmal durchzuatmen, runterzukommen und mir zu sagen, es gibt immer eine Lösung. Wichtig ist, die Stressoren rechtzeitig zu erkennen und aufzufangen oder sie gleich ganz zu vermeiden. Das klappt vor allem durch eine strukturierte Planung für den Tag oder die Woche. Darin baue ich 30 Prozent Freiraum ein, um spontan auf unvorhergesehene Ereignisse, Aufträge oder Einladungen reagieren zu können. Das bewährt sich immer wieder. Außerdem setze ich Prioritäten, damit ich nicht in einen Trott hereinkomme oder Sklave meines eigenen Plans werde. Meine Resilienz stärke ich prinzipiell durch Bewegung. Ich betreibe Morgensport in meinem eigenen Rhythmus und kann so entspannt in den Tag hineinwachsen.
IHK-Info zur Resilienz
Was hilft in Stresszeiten? Die IHK unterstützt Unternehmen mit Informationen zum