Klimaschutz | Betrieb + Praxis

Durchblick im Förderdickicht

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Wer nachhaltige Projekte umsetzen will, kann öffentliche Gelder abrufen

An Geschäftsideen für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit herrscht kein Mangel. Dasselbe gilt für entsprechende Fördergelder. Die IHK hilft bei der Suche nach dem passenden Programm.  

Von Stefan Bottler, 8/2024

Wer nachhaltig lebt, soll es im Alltag einfacher haben, so das Ziel von Ulrich Preß, Oberhachinger Ingenieur und leidenschaftlicher Radfahrer. Das neue Faltschloss „Uplock“, das Preß entwickelt hat, will die Frage nach dem besten Platz für den Diebstahlschutz innovativ lösen und Radfahren komfortabler machen. Sein 2-teiliges Produkt besteht aus einer 500 Gramm leichten Aluminium-Sattelstütze, die das Schloss im Innern aufnimmt und quasi unsichtbar macht, andererseits aus dem eigentlichen Schloss.
 
Das wiederum – es ist aus 5 Millimeter dickem Spezialstahl gefertigt – nimmt der Nutzer aus der Sattelstütze, nachdem er den Sattel zur Seite geklappt hat. Seine Idee hat Preß mit dem Innovationsgutschein Bayern realisiert. „Rund 60 Prozent der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten wurden übernommen“, freut sich der Unternehmer. Für die Entwicklung und Vermarktung von „Uplock“ hat er ein Start-up gegründet, das heute Solos Engineering heißt.

Fördermittel doppelt hilfreich

Wer wie Preß eine nachhaltige Geschäftsidee hat und darauf ein Geschäftsmodell bauen will, steht wie jeder Gründer vor dem Problem, dessen Umsetzung zu finanzieren. Fördermittel sind hier in direkter wie indirekter Hinsicht hilfreich: Sie verringern im besten Fall die aufzubringende Geldmenge, und Jungunternehmer kommen durch sie leichter an Bankkredite und andere Gelder.

Gerade für Gründer, die nachweislich mit neuen Produkten oder Dienstleistungen nachhaltige Lösungen und Lebensstile unterstützen wollen, gibt es einiges an öffentlichen Geldern. Das ist einerseits erfreulich, andererseits erleichtert es nicht gerade die Suche. Denn um das für sich passende zu finden, müssen sich die potenziellen Neuunternehmer durch zahlreiche Angebote kämpfen.

3 Varianten: Kredite, Zuschüsse, Coachings

Weit über 100 Programme haben EU, Bund, Land, Landkreise und Kommunen aufgelegt. Das Spektrum reicht von zinsgünstigen Krediten über nicht rückzahlbare Zuschüsse bis hin zu kostenfreien Beratungen und Coachings. Auch die Förderziele variieren. Die Förderinitiative „KMU Initiativ“ der Bundesregierung unterstützt etwa Kreislaufwirtschaftsprojekte aller Art, das bundesweite Programm „Miteinander durch Innovation“ fördert unter anderem Start-ups, die besonders risikoreiche Forschungs- und Entwicklungsprojekte anpacken.

Hinzu kommen Programme, die nicht ausdrücklich für Klimaschutz und Nachhaltigkeit entwickelt wurden, aber solche Ziele ebenfalls unterstützen wie eben der Innovationsgutschein Bayern des bayrischen Wirtschaftsministeriums. Das Programm steht zur Verfügung für Investitionen bis maximal 80.000 Euro, die kleine Unternehmen aus Bayern planen.

Welches Programm passt?

Die Experten der IHK für München und Oberbayern empfehlen ein systematisches Vorgehen. „Jeder Betrieb, der Klimaschutz- und Energieeffizienzprojekte plant, sollte prüfen, inwieweit er hierfür Förderprogramme in Anspruch nehmen kann“, sagt IHK-Referentin Henrike Purtik. Mit dem IHK-Ratgeber Finanzierung und Förderung und der Datenbank des Bundes unter foerderdatenbank.de kann er sich einen groben Überblick verschaffen, welche Programme überhaupt in Frage kommen. Auch die IHK hilft Gründern dabei, sich im Förderdschungel zurechtzufinden.

Projekt erst nach Freigabe der Gelder starten

Wichtig zu wissen: Gründer sollten nicht vor der Bewilligung des Fördermittelgebers mit dem Projekt beginnen, „denn bereits entstandene Kosten können nicht mehr nachträglich gefördert werden“, warnt Wolfgang Wadlinger, betriebswirtschaftlicher Berater bei der IHK. Auch Projekte, die die Gründer bereits beantragt haben, dürfen erst begonnen werden, nachdem der Projektträger sein Go gegeben hat. Diese Faustregel gelte für nahezu jedes Förderprogramm, so der IHK-Experte. Meist müssten die Unternehmer jedoch nicht allzu lang auf Antwort warten: Die Förderzusage oder -absage treffe in der Regel bereits nach ein paar Wochen ein.

IHK-Info: Förderprogramme und Förderberatung

Der IHK-Ratgeber „Nachhaltigkeit“ bietet einen Überblick über aktuelle Fördermittel und -programme, um Nachhaltigkeit im Betrieb zu fördern. Weitere hilfreiche Infos zum Durchstarten und zur Finanzierung finden Jungunternehmer auf der IHK-Homepage in der Rubrik „Alles für Gründer“ sowie im IHK Ratgeber Innovationsförderung. Bayern Innovativ bietet mit „Der Förderlotse Bayern“ zudem individuelle Beratungen zum Thema an.

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