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Die Familien-Unternehmerin

Günther Kaufmann ©
Umtriebige Unternehmerin – Elisabeth Carr hat in Starnberg die Kunsträume am See etabliert

Mit ihren KunstRäumen am See verbindet Elisabeth Carr professionelles Kulturmanagement mit feinem Gespür für hochkarätige Events rund um den Starnberger See.

Von Harriet Austen, 01/2024

Eine Öko-Modenschau im Wertstoffhof, eine Lesung in einer verlassenen Mühle, eine Performance in einem Teppichgeschäft und ein Konzert auf der Roseninsel – Kulturangebote an außergewöhnlichen Aufführungsorten mit Geschick und feinem Gespür zusammenzustellen, dafür steht im Fünf-Seen-Land Elisabeth Carr. Mit den KunstRäumen am See hat sie eine eigene Marke geschaffen, die über den Landkreis hinaus bis nach München ihr Publikum anzieht. „Ich möchte damit neue Räume öffnen, auch im Kopf“, erklärt die Unternehmerin, die sich auch Kulturgestalterin nennt.

Kunstsinniger Salon

Carr stammt aus einer kunstsinnigen Familie, malt, singt und schreibt selbst. Zunächst studierte sie jedoch Sozialpädagogik, arbeitete in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und ist bis heute als Gestalttherapeutin in freier Praxis tätig. Mit ihrem Mann, einem Australier, bekam sie 6 Kinder, führte mit ihm in der 150 Jahre alten Villa Mussinian in Starnberg stets ein offenes, geselliges Haus, „eine Art Salon“, wie sie sagt. Bis sie vor rund 18 Jahren zusammen mit einer Freundin beschloss, ihr Wohnzimmer für eine größere Lesung zu öffnen.

Die Raumsucherin

Überrascht vom Erfolg, erkannte Carr, „dass da ein Bedarf bestand“. Sie wollte ihr daraufhin entwickeltes Angebot aber nicht als reines Ehrenamt, sondern unternehmerisch aufziehen. „Mir war wichtig, Kulturarbeit professionell zu gestalten, Eintritt zu nehmen und Künstler wie Mitarbeiter zu bezahlen“, betont sie. So gründete sie 2005 die KunstRäume am See. Mit Begeisterung nahm sie sich der neuen Aufgabe an: exklusive Räume suchen, Themen erkennen, Künstler ansprechen, Veranstaltungen planen.

Attraktive Veranstaltungsreihen

Bald kamen zu einzelnen Events Veranstaltungsreihen hinzu. Zum Beispiel der „Literarische Herbst“ gemeinsam mit dem Schriftsteller Gerd Holzheimer, die „Schöne Neue Musik“, die „Gallery to live in“, die sie in und um Starnberg oder wie letztere sogar in ihrer Villa umsetzt, sowie externe Aufträge wie die Tutzinger Brahmstage. „Wir sind organisch und kontinuierlich gewachsen“, betont Carr. Künftig möchte sie sich stärker Brennpunktthemen wie Klimawandel oder Gewalt gegen Frauen widmen. „Kunst und Kultur sind ein wunderbares Transportmittel, um mehr Menschen zu erreichen als mit Vorträgen“, weiß die Kulturmanagerin aus Erfahrung.

Vorausschauend kalkulieren

Die immer umfangreichere Angebotspalette und das wachsende Netzwerk sind verbunden mit viel Planungs- und Organisationarbeit, die sich Carr mit 4 Mitarbeitern teilt. „Das alles muss finanziell korrekt und vorausschauend kalkuliert werden“, betont sie. Ihre Finanzplanung beruht auf vier Säulen: Eintrittsgelder, Sponsoring, Kooperationen zum Beispiel mit Museen, Kinos oder der Stadt Starnberg sowie einer Mischkalkulation. Dabei gleichen lukrative Großaufträge weniger ertragreiche Events aus. Auf große Gewinne ist sie nicht aus, Inhalte sind ihr wichtiger.

3 Preise, viel Anerkennung

Dass die vielseitige Kulturexpertin Unternehmertum, Familie, Praxis und einige Ehrenämter gelassen bewältigt, begründet sie damit, dass sie mit hoher Disziplin, Mut, Initiativkraft und Ehrgeiz „aus den vorhandenen Bedingungen etwas gemacht hat“. Und das so erfolgreich, dass sie bereits mit 3 Preisen ausgezeichnet wurde. Als beste Schule für die Führung eines Unternehmens bezeichnet sie allerdings das Management einer Großfamilie. „Kompetenz, Flexibilität und Improvisationstalent einer Familien-Unternehmerin konnte ich eins zu eins in die Kulturarbeit einbringen“, meint Carr offen.

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