Willkommen im flaschenlosen Büro
Mit dem smarten Getränkespender von ReDrink können Firmen gesunde Getränke nach ihrem Geschmack selbst herstellen.
Von Harriet Austen, 10/2024
„Im Grunde war Corona ausschlaggebend für unsere Idee“, sagt Eberhard Harnoncourt (30). Man saß zu Hause und hatte Zeit zum Nachdenken. Und so nahmen er und sein Freund Adrian Beissel (31) ihre täglichen Trinkgewohnheiten in Unizeiten unter die Lupe: extrem süße Limo, ungesund, immer die gleiche Geschmacksrichtung – und dann weg mit der Flasche. „Wir überlegten, wie man den Durst mit gesünderen Getränken stillen könnte, ohne Gesundheit und Umwelt zu schaden“, ergänzt Beissel.
Sie arbeiteten sich in das Thema ein und stellten schnell fest: Die meisten Drinks bestehen zu 90 Prozent aus Wasser, und das kommt aus der Leitung. Zudem bedeutet die gesamte Logistik rund um Herstellung, Lagerung, Transport und Entsorgung von Getränkeflaschen einen Riesenaufwand und verbraucht 1,5 Mal so viel CO2 wie der gesamte innerdeutsche Flugverkehr. Wieso dann nicht ganz darauf verzichten?
Nachhaltig und platzsparend
Das war die Schlüsselfrage, die das erfinderische Duo seinem Ziel näherbrachte. Es entwickelte einen Getränkespender, in dem gefiltertes Leitungswasser mit natürlichen Geschmacksrichtungen versetzt wird. „Das flaschenlose Getränkesystem passt gut in unsere Zeit“, ist Harnoncourt überzeugt, der Maschinenbau und Robotik studiert hat. Es ist nachhaltig, spart Platz, Zeit sowie Kosten und liefert gesunde Getränke nach individuellem Gusto.
Mit Hilfe des TUM Venture Labs Food/Agro/Biotech, dem EXIST-Förderprogramm sowie der Unterstützung von Business Angeln schafften es die Freunde, das Produkt Schritt für Schritt aufzubauen. Anfang 2023 war es so weit. Sie gründeten die Re:Drink GmbH in München. „Das Schwierigste war der Sprung vom Werkstattprodukt auf den Markt“, sagt Harnoncourt Sie mussten lange suchen, bis sie passende Zulieferer fanden.
Von Apfel bis Grüntee-Kaktusfeige
Inzwischen arbeitet das 9-köpfige Team von Re:Drink mit einem österreichischen Getränkemaschinenhersteller zusammen, der die Hardware produziert und an die Kunden verschickt, außerdem mit Servicefirmen für Installation und Wartung sowie mit verschiedenen Getränkefirmen. Sie liefern die Aromen und Essenzen, teils in Bio-Qualität – darunter gängige Geschmacksrichtungen wie Apfel und Zitrone ebenso wie ausgefallenere, etwa Holunderblüte und Grüntee-Kaktusfeige.
Eine 2-stellige Zahl an Getränkespendern steht bereits bei Unternehmenskunden. Dort erleichtern sie den Mitarbeitern den Alltag: Kisten schleppen gehört der Vergangenheit an. Ein Dispenser enthält 6 Boxen; jeder Verbraucher entscheidet, wie viel Geschmack, Zucker und Sprudel er haben will. Für eine einfache Bedienung und Pflege sorgt eine KI-getriebene Cloud-Lösung, die Informatiker Alex Colucci (27) entwickelt hat.
Das Ziel ist ehrgeizig
Jetzt geht es verstärkt darum, das Getränkeangebot zu erweitern sowie Sales-Strukturen aufzubauen, zu skalieren und auch dafür die richtigen Kooperationspartner zu finden. „Dieses Jahr planen wir noch einen zweiten Standort, 2025 wollen wir dann deutschlandweit und nach Österreich expandieren“, nimmt sich Sales-Experte Beissel vor. Ehrgeiziges Fernziel: Die Plattform zu werden, die grundsätzlich die Art verändert, Getränke zu produzieren und zu konsumieren – direkt vor Ort und ohne Flaschen.