Klischees aufbrechen

Das Münchner Start-up Zero Labs möchte die führende Marke für ein alkoholfreies Bier werden, das es so noch nicht gibt.
Von Harriet Austen, 02/2025
Wer das alkoholfreie Bier von Zero Labs zum ersten Mal sieht, reibt sich sicher die Augen: pinker Kronkorken, pinkes Etikett. „Wenn man mit wenig Budget auf einen etablierten Markt geht, ist es immer besser, anders zu sein“, erklärt Geschäftsführer Max Wittrock das ungewöhnliche Design, das Klischees im Biermarkt bricht. Gespaltene Reaktionen und ätzende Kommentare nehmen er und sein Kollege Moritz Keller dafür gern in Kauf. „Eine gute Marke braucht eine Kante, sie muss nicht jedem gefallen“, versichert Keller. Die Präsentation von Zero Labs auf dem Founder Festival Bits & Pretzels im September 2024 war schon mal „ein super Einstieg“, so Wittrock: reißender Absatz, gute Gespräche und ein Riesenmotivationsschub, der ihnen zeigte: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“
“Das können wir besser“
2023 wagten die beiden in München mit Zero Labs GmbH noch einmal, ein Start-up aufzubauen. Wittrock war zuvor Mitgründer von mymuesli und Jokolade, Keller betrieb den Onlinehandel Keller Sports. Beim Fußballspielen im Englischen Garten und nach einigen Runden ihrer Meinung nach eher fad schmeckendem alkoholfreiem Bier waren sie sich einig: Das können wir besser.
„Was uns beiden am meisten Energie gibt, ist, wenn aus abstrakten Ideen ein konkretes Produkt wird“, sagt Jurist Wittrock zum Neustart. Dennoch suchten sie sich nicht sofort eine Partnerbrauerei, sondern ließen sich viel Zeit, um zu prüfen, „ob wir das wirklich zusammen machen wollen“, erinnert sich Keller, der Betriebswirtschaft studiert hat.
Ohne Alkohol und Zucker
Erst als das feststand, planten sie die Gründung und merkten gleich: So schnell geht das nicht. Eine Privatbrauerei zu finden und ihr erstes Produkt nach ihren Vorstellungen zu entwickeln, war ein komplexer Prozess, der viel Geduld erforderte. Denn die Ansprüche der beiden Geschäftsführer sind hoch: ein wohlschmeckendes, kalorienarmes Bier mit 0,0 Prozent Alkohol ohne Zucker (was kaum einer weiß: herkömmliche Sorten enthalten ziemlich viel Zucker) und mit hochwertigen Rohstoffen aus Bayern.
Parallel zur Herstellung des zurzeit noch einzigartigen Getränks stand eine ausgeklügelte Marketingstrategie und der Aufbau einer Onlineplattform auf dem Programm. Im Oktober 2024 konnten sie mit ihrer pinken Marke in Deutschland und Österreich starten. Da Wittrock „ein Fan vom Ausprobieren“ ist, versuchten sie gleich auch, in der Münchner Gastronomie Fuß zu fassen.
Gründer mit Erfahrung
Für die Zukunft hat das inzwischen 3-köpfige Team einiges vor: den Fokus auf offline setzen, also Einführung des Bieres in Handel, Gastronomie und Firmen in verschiedenen Städten, weitere alkoholfreie Biersorten entwickeln – und damit „langsam wachsen, profitabel wirtschaften und sich vernünftig etablieren“, so Wittrock. Fernziel sei, die führende Marke für alkoholfreies Bier zu werden. Man merkt, er spricht aus Erfahrung. „Wir bringen wirklich einen anderen Background mit als junge Gründer. Wir wissen, was wir wollen, was wir vermeiden müssen und wo unsere Grenzen liegen“, bestätigt Keller.