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Qualität aus zweiter Hand

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E-Schrott reduzieren – Viele gebrauchte IT-Produkte lassen sich wieder instand setzen und nutzen

Grüne IT: refurbished Geräte sind eine interessante Alternative für Unternehmen, die beim IT-Einkauf sparen und nachhaltig wirtschaften wollen.

Von Stefan Bottler, 12/2023

Rund 4,7 Millionen Tonnen Elektronikschrott fallen jährlich in der EU an, Tendenz steigend. Über 14 Prozent sind laut EUROSTAT, dem statistischen Amt der EU, IT- und Telekommunikationsgeräte. Viele Altprodukte können wiederverwendet werden: Was liegt also näher, als diese wieder instand zu setzen und renoviert beziehungsweise aufpoliert – also refurbished – erneut zu verkaufen?

„Für viele auch gerade kleine Unternehmen ist refurbished IT sehr attraktiv“, sagt Henrike Purtik, Referentin für Nachhaltigkeit bei den bayerischen IHKs. „Sie können kostengünstig hochwertige Businessgeräte erwerben, die den Vergleich mit Neuprodukten nicht scheuen müssen. Außerdem arbeiten sie mit ‚Green IT‘, was Müll vermeidet und Ressourcen schont.“ Denn um neue Hardware produzieren zu können, verbrauchen IT-Hersteller überdurchschnittlich viel Strom und Wasser. Außerdem benötigen sie seltene Erden und andere wertvolle Rohstoffe.

Siegel schaffen Orientierung

Für den Nachweis, dass es sich um wirklich hochwertige Produkte handelt, sollen Qualitätssiegel wie Reteq sorgen, deren zertifizierte Prozesse die Anbieter von refurbished IT selbst entwickelt haben. Sie kaufen ausschließlich Businessgeräte vorzugsweise von großen Unternehmen ein, bereiten diese auf Basis der definierten Qualitätsstandards auf und verkaufen sie dann mit Garantie selbst oder über den Fachhandel. „Wir kategorisieren gebrauchte Geräte in vier Klassen“, sagt Ronny Drexel (44), Marketingleiter von GSD Remarketing in Sulzemoos. Das Spektrum reicht von 1 (Kratzer und andere leichte Gebrauchsspuren) bis 4 (schwere Gebrauchspuren wie abgebrochene Ecken). Von dieser Einstufung hängt der Endpreis ab: Er kann bis zu 50 Prozent günstiger sein.

Auch sehr sensible Komponenten wie Tastaturen und Touchpads können laut Drexel mittlerweile so aufbereitet werden, dass sie von neuer Hardware nicht zu unterscheiden sind. „Unsere refurbished IT wird von Fachhändlern fast ausschließlich an gewerbliche Kunden in allen Größenordnungen abgesetzt“, sagt der GSD-Manager. Weil außerdem viele Refurbisher die Altgeräte nach Kundenanforderungen konfigurieren, empfiehlt er Altgeräte jedem Unternehmen, das nachhaltig wirtschaften will.

Gläserne Wiederaufbereitung

Die Refurbishing-Spezialisten setzen auf Transparenz. Green IT Solution, Inning, etwa wirbt mit einem Portal, auf dem Kunden jeden Arbeitsschritt für die Wiederherstellung ihrer künftigen Geräte verfolgen können. Beim Thema IT-Sicherheit hat dieser Anbieter mit einem Schwesterunternehmen einen nach ISO 27001 zertifizierten Prozess entwickelt, der unter anderem mit dem Einsatz von verplombten Lkws eine revisionssichere Löschung beziehungsweise Zerstörung aller Datenträger gewährleistet. Mit vergleichbaren Lösungen wollen viele Anbieter überzeugen, um zu verhindern, dass Käufer von refurbished IT unerwartet auf sensible Daten Dritter stoßen und Ärger mit dem Datenschutz bekommen.

Kreislaufwirtschaft fördern

Selbst bei etwas größeren Unternehmen ist wiederaufbereitete IT längst salonfähig. Die Ströhmer Software GmbH in Ingolstadt beispielsweise, ein nach dem Umweltmanagementsystem EMAS (Eco Management and Audit Scheme) validierter kleiner Mittelständler, legt großen Wert darauf, bevorzugt umweltfreundliche Produkte zu beschaffen. Er sieht refurbished Produkte als eine gute Option, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern.

„Wir haben insbesondere mit Refurbished-Notebooks immer wieder gute Erfahrungen gesammelt. Sie konnten unsere Anforderungen bisher immer erfüllen“, sagt Sarah Armenti, Umweltmanagementbeauftrage bei Ströhmer. „Die Geräte wiesen keinerlei Mängel oder Gebrauchsspuren auf, weder extern noch im Betrieb. Da Refurbished-Produkte meist mit wahrnehmbar geringeren Preisen in Verbindung stehen und einen besseren CO2-Fußabdruck hinterlassen, können wir sie guten Gewissens anderen Firmen empfehlen.“

IHK-Service: Drei Tipps für refurbished IT
  • Prüfen Sie den Erwerb vor allem dann, wenn das IT-Budget begrenzt ist und Sie nur preiswerte Neuprodukte einkaufen können oder Sie einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten wollen.
  • Achten Sie bei der Auswahl des Anbieters auf Zertifikate und Referenzen. So bestätigt beispielsweise die weltweit anerkannte Norm ISO 27001 die Einhaltung von Datensicherheit bei der gesamten Dienstleistung.
  • Haben Sie besondere Anforderungen an Ihre IT, wählen Sie einen Anbieter mit Konfigurationsservices

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