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„Innovation ist kein Selbstzweck“

Deepa Gautam-Nigge (50) ist in der Unternehmensentwicklung des Technologiekonzerns SAP tätig, darüber hinaus Buchautorin, Uni-Dozentin und Speakerin. Auf dem 10. IHK-Unternehmerinnentag 2023 am 7. Juli 2023 sprach sie über Innovationen.
Von Sabine Hölper, 06/2023
Wie definieren Sie Innovationen?
Innovationen sind etwas Neues. Das kann ein Produkt oder ein Geschäftsmodell sein oder, dass man eine bestimmte Sache auf eine andere Art und Weise löst. Der Begriff ist dehnbar. Es gibt die Invention, die Erfindung als solche. Die Invention wird zur Innovation, wenn es dafür einen Markt gibt. Innovation ist ja kein Selbstzweck.
Was sind die Treiber von Innovationen? Warum sollten Unternehmen innovieren?
Es gibt drei wesentliche Treiber. Erstens der Transformationsdruck: Das Unternehmen muss etwas ändern, weil es neue Technologien gibt, oder Neues auf den Markt kommt. Zweitens der Wettbewerbsdruck: Jemand ist schneller oder besser. Drittens die Regulatorik: Es gibt neue gesetzliche Anforderungen. Das sehen wir gerade zum Beispiel beim Thema Nachhaltigkeit. Die Unternehmen müssen auf neue Parameter achten, etwa Rohstoffe wiederverwenden.
Innovation ist keine Frage der Größe
Funktioniert Innovation bei kleinen Firmen genauso wie bei großen?
Absolut. Kleinere Unternehmen oder Soloselbstständige schließen sich am besten mit anderen zusammen, zum Beispiel mit einem Unternehmen, das ein komplementäres Produkt vertreibt und ähnliche Kunden adressiert.
Sollte nicht zuvor eine eigene Idee vorhanden sein?
Das Unternehmen sollte schon grob wissen, wo es hinwill. Es gibt ein gutes Zitat von Seneca: „Wer sein Ziel nicht kennt, für den ist kein Wind der richtige.“ Soll heißen: Jeder kennt sein eigenes Business am besten. Das Unternehmen sollte ein Verständnis dafür entwickeln, wo seine Reise hingeht, welcher der nächste Schritt ist. Um das einschätzen zu können, sollte das Unternehmen den Markt im Blick haben. Es muss wissen, was um es herum passiert.
Im Netzwerk schneller
Sofern dem Kleinunternehmer, der Kleinunternehmerin, den Soloselbstständigen all das klar ist, ist es an der Zeit, sich zu vernetzen?
Ja. Zu wissen was andere, die ähnliche oder gleiche Kunden ansprechen, machen, hilft bei der Orientierung. Auf Branchentreffen oder wie etwa am IHK-Unternehmerinnentag bekommt man wichtige Impulse fürs eigene Geschäft. Sobald ich mir aber sicher bin, dass ich eine vielversprechende Idee entwickelt habe, diese ausreifen möchte, mir nur über die nächsten Schritte noch nicht ganz klar bin, gehe ich dahin, wo Leute sind, die mich dabei unterstützen können, die Ahnung vom Thema haben. Man sollte dann sehr schnell validieren.
Schnelligkeit ist Trumpf?
Absolut. Weil die Geschwindigkeiten von Innovationen viel schneller geworden sind. Und damit sind wir wieder bei der Vernetzung: Allein schafft man nicht, so viel Neues aufzubauen. Schneller wird man nur durch intelligente Vernetzung. Und zwar entweder mit denen, die Ähnliches in der gleichen Branche machen oder das Gleiche in einer anderen Zielgruppe.
Und wenn man merkt, dass man sich mit seiner vermeintlichen Innovation auf dem Holzweg befindet?
Aus jedem Fehler lernt man. Innovation ist Trial and Error. Oft zeigt sich: Die Grundidee ist gut, es hapert nur an Nuancen. Dann steuert man um.