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„Selbstreflexion und Weiterentwicklung der inneren Stärke sind auch für ein Unternehmen wichtig“, sagt Fritz Kreutzpointner, Vorsitzender Geschäftsführer und Gesellschafter Kreutzpointner Holding

Vom Elektroinstallateur mit Laden in der Burghauser Altstadt bis zur Hightech-Gruppe – der Unternehmerfamilie Kreutzpointner ist eine beachtliche Wachstumsgeschichte gelungen.

Von Eva Elisabeth Ernst, IHK-Magazin 05-06/2023

Ein „Hightech-Elektrounternehmen mit außerordentlicher Bandbreite“, so nennt Fritz Kreutzpointner (57) seine Unternehmensgruppe. Das ist die Kurzversion.

Bei der ausführlicheren Variante zählt er 8 Bereiche auf, die sich alle mehr oder weniger ergänzen oder aufeinander aufbauen. Das Leistungsspektrum reicht von Gebäude- und Industrietechnik über Engineering und den Bau von Schaltanlagen sowie Photovoltaik-Großanlagen bis hin zu IT-Dienstleistungen.

Software und Cybersecurity

Die neuesten Geschäftsfelder basieren auf digitalen Lösungen: 2018 wurde die Vulidity GmbH gegründet, die Unternehmen und öffentliche Organisationen bei Cybersecurity unterstützt. Die 2021 gestartete Kreutzpointner Business Software GmbH will Betrieben die Prozesse rund um Wartung und Bestandsmanagement von Anlagen erleichtern. Insgesamt 7 Unternehmen, darunter Tochtergesellschaften in Österreich und Rumänien, zählen zur Firmengruppe.

Klare Strukturen, schnelle Entscheidungen

Wie gelingt es Fritz Kreutzpointner und seinen beiden Co-Geschäftsführern Markus Nußbaumer (43) und Frank Stenger (54), angesichts des eng verzahnten Leistungsspektrums den Überblick zu behalten? „Wir haben klare Strukturen und Verantwortungslinien, was auch für schnelle Entscheidungen sorgt“, sagt Nußbaumer, der den kaufmännischen Bereich verantwortet. „Und wir geben Mitarbeitern und Führungskräften die nötigen Kompetenzen und ein hohes Maß an Verantwortung, um ihre Aufgaben zu erledigen.“

Diese Abkehr von der eher patriarchalischen Unternehmensführung der beiden Vorgängergenerationen ist für Fritz Kreutzpointner einer der wichtigsten Meilensteine, die er gesetzt hat, seit er 2002 die Geschäftsführung von seinem Vater übernahm. „Aus dem Leistungssport war ich es schließlich gewohnt, dass im Team mit Zielen, Visionen, Missionen und Werten gearbeitet wird“, sagt der Unternehmer.

Früher Einstieg, sportliche Auszeit

Kreutzpointner entschied sich früh dafür, ins Familienunternehmen einzusteigen. Er absolvierte dort eine Ausbildung zum Elektroinstallateur sowie anschließend neben dem Beruf die Fortbildung zum Betriebswirt im Handwerk, während er diverse betriebliche Stationen durchlief. Doch dann folgte eine sportliche Auszeit. „Meine 5 Lehr- und Wanderjahre“, sagt Kreutzpointner. In dieser Zeit versuchte er, im Autorennsport als Fahrer Fuß zu fassen. „Als ich das nicht schaffte, war mir klar, dass ich im Unternehmen gerne Verantwortung übernehmen wollte.“

Nachhaltige Expansion

Kreutzpointners Großvater hatte sich 1923 als Elektroinstallateur mit Ladengeschäft in der Burghauser Innenstadt selbstständig gemacht und erste Aufträge von Industriekunden rund um Burghausen ergattert. Sein Vater begann mit der Produktion von Schaltanlagen, baute das deutschlandweite Projektgeschäft aus und expandierte in die Bereiche Automation und Ingenieurtechnik.

Digitale Lösungen der 3. Generation

Der Enkel hält nun das Unternehmen weiter konsequent auf Wachstumskurs. „Dabei setzen wir jedoch nicht auf Zukäufe, sondern auf geplantes, schrittweises Wachstum in allen Bereichen“, ergänzt Stenger, der technische Geschäftsführer. „Große Chancen sehen wir beim Thema Digitalisierung.“

Vom Erfolg der Kreutzpointner Business Software GmbH war das Führungstrio dennoch überrascht. „Die modular aufgebauten Lösungen bilden eine Digitalisierungsplattform für das Bau-, Immobilien- und Anlagenmanagement. Sie verzahnen quasi die Welt der Elektrotechnik mit den Gebäuden und Anlagen“, erklärt Stenger. „Industriekunden finden derzeit insbesondere die Gebäudeautomatisierung rund um die Optimierung von Laufzeiten, Verbräuchen und Wartung interessant.“

Recruiting über alle Kanäle

Die größte aktuelle Herausforderung bildet auch für die Unternehmensgruppe Kreutzpointner der Mangel an Arbeitskräften. „Wir bilden derzeit über 120 zukünftige Fachkräfte aus und legen großen Wert auf Mitarbeiterbindung“, erklärt Co-Geschäftsführer Nußbaumer. „Bei der Rekrutierung setzen wir auf einen ganzen Strauß an Maßnahmen: Wir sind unter anderem auf Social Media aktiv, schalten Kinowerbung und belohnen Mitarbeiter, die in ihrem persönlichen Umfeld neue Mitarbeiter geworben haben.“

Zudem hat Kreutzpointner am IHK-Matching-Programm UBAconnect teilgenommen, das Unternehmen mit Fachkräften aus dem Ausland zusammenbringt. „Wir waren eines der ersten Unternehmen, die auf diesem Weg einen Arbeitsvertrag abgeschlossen haben“, freut sich Nußbaumer.

Dank eines Recruiting-Programms in Kolumbien konnten 30 Elektriker gewonnen werden, die in diesem Sommer bei Kreutzpointner starten. Dann werden im Betrieb Menschen aus 30 Nationen tätig sein.

Weiterbildung auf allen Ebenen

Für ein gutes Miteinander und eine positive Unternehmenskultur auf allen Ebenen sorgen nicht zuletzt Coaching- und Qualifizierungsprogramme der unternehmenseigenen Akademie. Dafür investiert das Unternehmen jedes Jahr einen sechsstelligen Betrag. Auch die drei Geschäftsführer lassen sich regelmäßig coachen und ihre Klausurtagungen professionell moderieren.

Bewusstes Understatement

„Selbstreflexion und die Weiterentwicklung der inneren Stärke sind sowohl für den einzelnen Menschen als auch für ein Unternehmen wichtig“, betont Kreutzpointner. „Wir wollen auch künftig ein Evolutionsunternehmen bleiben und in unserem Segment zu den Besten in Deutschland zählen“, sagt er. „Allerdings mit einem Tick Understatement.“

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