Leidenschaft für Licht
Wie können junge Firmen das Wachstum der Anfangsjahre aufrechterhalten? AS LED Lighting hat sich mit modernen Lichtsystemen eine starke Position erarbeitet – und will jetzt expandieren.
Eva Elisabeth Ernst, Ausgabe 10/20
Das erste Jahr nach der Gründung war noch schwieriger als die Coronazeit – darin sind sich Stefan Kirner (53) und Andreas Thum (54) einig. Denn für die beiden Gründer und Geschäftsführer der AS LED Lighting GmbH aus Penzberg waren die Hürden anfangs besonders hoch: Sie starteten 2010 kurz nach der Finanz- und Wirtschaftskrise und verfügten über keinerlei Erfahrungen und Kontakte in der Branche. Die LED-Technologie für Lichtsysteme, auf die sie sich spezialisierten, steckte in den Anfängen.
»Damals waren die Lichtfarben noch nicht so schön«, erinnert sich Thum, der Technik und Produktion leitet. »Außerdem lagen die Energieeinsparungen durch LED-Beleuchtung im Vergleich zu Leuchtstoffröhren noch etwas niedriger als heute, wo wir bei etwa 60 Prozent sind.«
Doppelte Erfahrung aus der Industrie
Was die beiden Gründer jedoch mitbrachten, waren langjährige Erfahrungen aus der Industrie: Diplom-Ingenieur Thum hatte Testsysteme in der Luftfahrtbranche entwickelt. Kirner, der sowohl ein Ingenieur- als auch ein Wirtschaftsstudium absolviert hat, war lange Zeit bei Siemens und anschließend bei einem Auftragsfertiger eines US-Konzerns in Vertrieb und Marketing tätig gewesen.
Einen Markt im Umbruch gesucht und gemeinsam gefunden
Bei einer Veranstaltung in der Schule ihrer Söhne kamen die beiden ins Gespräch. »Wir hatten Lust darauf, beruflich noch mal etwas Neues zu wagen, und haben nach einem Markt im Umbruch gesucht, um gemeinsam ein Unternehmen zu gründen«, sagt Kirner.
Die Leuchtdioden-Technologie fanden beide spannend und aussichtsreich. »Auch wenn etablierte Leuchtenhersteller damals noch der Meinung waren, dass sich LEDs für Lichtsysteme wohl nicht durchsetzen würden.«
Qualität und Kontrolle in gesamter Wertschöpfungskette
Die Rechnung ging auf: Seit 2013 arbeitet das Unternehmen profitabel, im vergangenen Jahr erwirtschaftete es einen Umsatz von 2,3 Millionen Euro. Aktuell beschäftigt es 14 Mitarbeiter. Hinzu kommen noch weitere 35 Arbeitsplätze bei Auftragsfertigern in Augsburg und Pfronten, bei denen die Leuchten produziert werden. Die Profile für die Gehäuse stellt ein Unternehmen in Telfs in Tirol her. Sie bestehen bis zu 80 Prozent aus recyceltem Aluminium. »Wir legen großen Wert auf Qualität und die Kontrolle unserer gesamten Wertschöpfungskette«, betont Thum. »Das geht von Konstruktion und Design der Leuchten bis hin zur Produktion der LED-Platinen und der Gehäuse- und Befestigungstechnik.« Selbst die Werkzeuge zur Herstellung der Profile entwickelte das Unternehmen in Eigenregie. Vier interne Lichtplaner konzipieren maßgeschneiderte Beleuchtungslösungen.
Nur Firmenkunden
Durch ihren geringen Energieverbrauch und die lange Lebensdauer ist die LED-Lichttechnologie nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch vorteilhaft. Dass die Leuchten aus Penzberg nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip konstruiert sind und daher wieder in ihre Komponenten zerlegt und recycelt werden können, ist ein weiterer Pluspunkt in der Ökobilanz. »Und durch die räumliche Nähe unserer Produktionsstätten sparen wir auch Transportwege«, sagt Stefan Kirner.
AS LED Lighting konzentrierte sich von Anfang an auf Firmenkunden. »Der B2CMarkt war bereits damals sehr preisgetrieben und die Einsparpotenziale der LED-Technik kommen bei langer Brenndauer am besten zum Tragen«, sagt Kirner.
Den ersten Auftrag erhielt das Unternehmen sechs Monate nach der Gründung von der heutigen Airbus Group, die damals noch unter EADS firmierte. »Wir statteten die Lichtinstallation in der Eingangshalle, die sich unter einem Segel über 13 Quadratmeter erstreckte, mit LED-Leuchten aus«, berichtet Thum.
Ersten Mitarbeiter nach einem Jahr eingestellt
Es folgten zahlreiche weitere Aufträge bei kleinen und großen Kunden; darunter das Rechenzentrum der HypoVereinsbank, der Ladehof und die Beleuchtung der Silotürme der Spaten-Franziskaner-Brauerei in München oder die Kfz-Prüfstellen beim TÜV Süd. »Anfang 2011 hatten wir den Dreh bei der Kundenakquise heraus und konnten es uns leisten, ein Büro zu mieten und den ersten Mitarbeiter einzustellen«, erzählt Kirner. Dass sie sogar ihrem Vormieter eine Lichtlösung für sein neues Quartier verkauften, freut ihn noch heute.
Erstes Patent
2011 reichte das Unternehmen zudem das erste Patent für den Verbau von LED-Modulen in Leuchten ein. Mittlerweile umfasst das Portfolio rund 1100 selbst entwickelte Leuchten für die Innen- und Außenbeleuchtung, darunter Modelle, die für Hallen mit sehr hohen Decken, für Feuchträume oder für Räume mit extremen Temperaturen geeignet sind oder in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden dürfen. Für Sporthallen konzipierte das Team um Thum blendfreie und ballwurfsichere Leuchten, die bereits von einigen Sportverbänden empfohlen werden.
Die Investitionen und laufenden Kosten der Startphase stemmten Kirner und Thum aus Eigenmitteln, das Wachstum finanzieren sie aus dem laufenden Geschäft. Auch wenn es in Deutschland laut Kirner noch ausreichend Umrüstungspotenzial gibt, ist AS LED bereits für Unternehmen in Österreich und der Schweiz tätig. In den nächsten Jahren soll auch in andere EU-Länder exportiert werden. Derzeit entwickelt AS LED Leuchten, die in Klimadecken integriert werden können. Für die Fertigung dieser Produktlinie baute das Unternehmen Mitte 2019 eigene Produktionskapazitäten in Penzberg auf. Ein Hersteller von Klimadecken vermarktet die Leuchten.
Vorteile regionaler Produktion
Auch AS LED spürt die Auswirkungen der Coronakrise, weil einige Kunden nahezu komplett ausfallen. »Doch wir geben in allen Bereichen Gas und haben sogar Personal aufgebaut«, sagt Kirner. »Die letzten Monate haben unser Konzept der regionalen Produktion nachhaltig bestätigt, da wir im Gegensatz zu einigen Mitbewerbern uneingeschränkt lieferfähig waren.«