„Auf die Zahlen hören“
Maximilian Böck, CEO des Modeunternehmens Marc O’Polo, will den Weltmarkt erobern und die Marke verjüngen – mit natürlichen und recycelbaren Materialien und Produkten.
Von Harriet Austen, IHK-Magazin 04/2024
„Skandinavischer Spirit, nicht zu laut, nicht zu schreiend, eher clean und entspannt“, so beschreibt Maximilian Böck den Stil von Marc O‘Polo. Mit diesem Look war es seinem Vater Werner gelungen, aus einem kleinen Unternehmen eine der führenden Premium-Modern-Casual-Brands zu entwickeln. Er hatte die Firma sukzessive von den Gründern übernommen und in den 1990er-Jahren aus Stockholm nach Stephanskirchen bei Rosenheim geholt.
Die Produkte des Modelabels sind heute bei mehr als 2.000 Handels- und Franchisepartnern sowie in eigenen Stores in 41 Ländern erhältlich. An diese Erfolge möchte Sohn Maximilian anknüpfen: „Wir wollen Marc O’Polo als Weltmarke aufbauen und den Umsatz verdoppeln.“
Lernen, wie die Modebranche tickt
Obwohl Böck das Unternehmen seines Vaters übernommen hat, trat er nicht direkt in dessen Fußstapfen. Werner Böck war schon 2012 aus dem operativen Geschäft ausgeschieden und in den Aufsichtsrat gewechselt, als sein Sohn noch an der Uni war und dabei viel herumkam. „Mich inspirieren neue Kulturen und neue Menschen“, sagt Maximilian Böck, der Business Administration studiert hat. „Ich wollte mich möglichst breit aufstellen und herausfinden, was meine Stärken sind.“
Nach dem Abschluss startete Böck bei der Beratungsgesellschaft KMPG. Weil er aber doch „ausprobieren wollte, wie die Modebranche tickt“, heuerte er bei Peek & Cloppenburg an. Ein lehrreicher Einstieg, findet er. Als Trainee durchlief er mehrere Stationen, verkaufte Anzüge und war als Einkäufer tätig. „Die Verknüpfung des zahlenlastigen Einkaufs mit dem emotionalen Verkauf war Gold wert“, sagt er heute.
Produktexzellenz als oberstes Gebot
Selbst als Böck 2017 bei der Marc O’Polo Einzelhandels GmbH anfing, war die Nachfolge kein Thema. „Trotzdem freute sich mein Vater.“ Schnell übernahm Böck die Gesamtverantwortung Retail und wechselte später in den Vorstand. Mit dem damaligen Vorsitzenden Dieter Holzer war er sich einig: „Wir müssen die absolute Produktexzellenz weiterentwickeln und das Marketing pushen.“ Das hatte ihn sein detailversessener Vater gelehrt: Das Produkt steht unangefochten an der Spitze.
Datenanalyse statt Meinungsabfrage
Um die Lifestyle-Marke, zu der Mode, Wäsche, Bademode, Schuhe, Accessoires, Schmuck, Parfüms, Brillen und Heimtextilien gehören, noch stärker am Endkunden auszurichten, erhebt das Unternehmen umfangreiche Daten. „Wir müssen mehr auf die Zahlen als auf unsere persönliche Meinung hören“, ist Böck überzeugt, der die Modebranche als höchst emotional erlebt. Die Datenanalyse ergab etwa, dass bei den im Durchschnitt 50 Jahre alten Marc-O’Polo-Kunden am besten ein tragbarer, zeitloser und langlebiger Look ankommt, mit dem man in jedem Alter wertig angezogen ist.
Pionier der Kreislaufwirtschaft
Eine große Rolle spielt dabei Nachhaltigkeit, die „schon immer unser USP war“, wie Böck anmerkt. Der Mittelständler setzte von Anfang an mit natürlichen Materialien einen eigenständigen Trend, „damals total revolutionär“, so der Unternehmer. Ergänzend dazu forciert Marc O’Polo Zirkularität, um Abfall zu vermeiden und Materialien sowie Produkte im Kreislauf zu halten.
Internationalisieren, verjüngen, ausbauen
Als vor drei Jahren der CEO-Posten frei wurde, überlegte Böck nur kurz, bevor er zusagte: „Ich war durch meine Tätigkeit im Vorstand und im operativen Geschäft gut eingearbeitet und kenne das Unternehmen und die Marke von klein auf.“
Viel will er nicht anders machen als sein Vorgänger, sondern „einfach die davor schon definierten Top-Wachstumsfelder konsequent weiterführen“. Dazu zählen Internationalisierung, die Verjüngung der Marke und der Ausbau der Männerkollektion. „Bei allen 3 Bausteinen kommen wir trotz der schwierigen und unsicheren Marktlage gut voran.“
Krisenfest dank Teamgeist
In der Zeit, die er im väterlichen Unternehmen verbracht hat, habe sich nicht nur die Firma positiv weiterentwickelt, sondern auch er selbst, findet Böck. „Ich bin reifer und souveräner geworden und habe viel dazugelernt, was den Austausch und die Motivation der Mitarbeiter betrifft.“
Vor allem hat er bewiesen, dass er Krisen bewältigen kann. Im September 2019 legte eine Cyberattacke alle Systeme im Unternehmen komplett lahm. „Nichts ging mehr und das mitten in der wichtigsten Umsatzperiode des Jahres“, so der CEO. Aus der „anstrengendsten und teuersten Teambuilding-Maßnahme der Firmengeschichte“ habe er wichtige Erkenntnisse gewonnen: Durch den „sensationellen“ Zusammenhalt des Teams sei es gelungen, das Debakel in wenigen Monaten zu bewältigen. Er lobt den großartigen Teamgeist, der sich auch in der COVID-19-Pandemie bewährte. Böck: „Alles ist möglich, wenn man gut zusammenarbeitet.“
Zur Person: Maximilian Böck
Maximilian Böck studierte Business Administration und sammelte erste Berufserfahrungen bei KPMG und Peek & Cloppenburg. 2017 begann er bei der Marc O’Polo Einzelhandels GmbH, wo er zuletzt Director Retail war. 2020 rückte Böck in den Vorstand auf, seit 2021 ist er CEO der Marc O’Polo SE. Marc O’Polo beschäftigt 2.000 Mitarbeitende und erwirtschaftet mehr als 600 Millionen Euro Umsatz.