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„Händchen für Zahlen”

Marion Vogel ©
Liebt das Flair von Casinos – Margit Hirsch, Chefin der Spielbank Bad Wiessee

Margit Hirsch kam mitten in der Coronapandemie als Direktorin zur Spielbank Bad Wiessee. Es gelang ihr, nicht nur die Krise zu meistern, sondern auch Spitzenergebnisse einzufahren.

Von Harriet Austen, IHK-Magazin 01–02/2024

Margit Hirsch ist sichtlich begeistert: „Ich liebe das Flair in den Casinos, die Eleganz und die Geschicklichkeit der Croupiers, das multikulturelle Publikum.“ Die Direktorin der Spielbank Bad Wiessee schwärmt von der Schönheit, der Historie und natürlich der Lage ihrer Spielbank mit der grandiosen Aussicht auf Tegernsee und Berge.

Offenbar hat Hirsch es mit dem Wechsel vom Münchner Finanzamt ins bayerische Oberland gut getroffen. Die Arbeit entspricht ihrem kommunikativen und gewinnenden Naturell, ist abwechslungsreich und fordert sie zugleich heraus. Außerdem habe sie eine „gewisse Affinität zu Spielbanken“, wie sie sagt, und spielt seit ihrem 25. Lebensjahr leidenschaftlich Roulette. In den bayerischen Spielbanken darf sie zu ihrem Leidwesen aber nicht mitspielen.

Vom Finanzamt in die Spielbank

Für ihre Aufgabe bringt Hirsch ein „Händchen für Zahlen“ und reichlich Erfahrung aus der Finanzverwaltung mit. Sie war nach ihrem Dualen Studium an der heutigen Hochschule für den öffentlichen Dienst in Herrsching jahrelang in den Finanzämtern in Miesbach und München für Betriebsprüfung und Rechtsbehelfe zuständig. Sie beschäftigte sich mit Bilanzen, lernte zahlreiche Menschen „vom Bäcker bis zum Multimillionär“ kennen und einzuschätzen und war auch mit juristischen Finessen vertraut. Als sie eine neue Perspektive suchte, erfuhr sie, dass Bad Wiessee eine neue Spielbankchefin brauchte. „Das hat mich gereizt.“

Höchster Bruttospielertrag seit 2007

Die Umstellung sei erheblich gewesen, sagt die Direktorin heute. „Ich musste viel lernen.“ Zumal sie mitten in der Coronapandemie startete und das Haus durch unruhige Zeiten steuern musste. Das ist ihr offensichtlich gut gelungen: Die Spielbank Bad Wiessee erreichte 2022 einen Bruttospielertrag (BSE) von 33,5 Millionen Euro, der höchste seit 2007. In den ersten 3 Quartalen 2023 liegen BSE und Besucheranzahl bereits über dem Vorjahreswert.

„Zu 50 % Personalarbeit“

Als Hirsch in Bad Wiessee anfing, arbeitete sie sich in die Casino-Fachsprache ebenso ein wie in Personalfragen. Im Finanzamt leitete sie ein Team von 15 Beamten, jetzt ist sie Chefin von rund 120 Mitarbeitenden. „Meine Tätigkeit besteht zu 50 Prozent aus Personalarbeit“, sagt sie. Hinzu kommt die Organisation des gesamten Geschäftsbetriebs, der Liegenschaften, aber auch der Events, was ihr besonderen Spaß macht.

Gleich zu Beginn wollte Hirsch so schnell wie möglich alle Mitarbeitenden mit Namen kennen, doch „der Spielbetrieb lief wegen Corona mit angezogener Handbremse“, wie sie bedauert. Bis November 2020 gewann sie einen groben Überblick, dann folgten 7 Monate Kurzarbeit. Als die Spielbank im Juni 2021 wieder öffnete, „ging es für mich erst richtig los“, erinnert sie sich.

Gäste kamen nach Corona schnell zurück

Die Hälfte der Automaten wurde abgeschaltet, Plexiglasscheiben an den Spieltischen eingebaut, Pokern war nicht erlaubt, die Gästezahlen limitiert. „Wir haben uns dem Ganzen gestellt“, sagt Hirsch nüchtern über die Coronazeit. Sie suchte unermüdlich das Gespräch mit den belasteten Mitarbeitern und bot den Gästen den größtmöglichen Schutz.

„Wir haben uns schnell erholt“, konnte sie im Frühjahr 2022 verkünden. Die Gäste kamen zahlreich wieder und zeigten einen erheblichen Nachholbedarf. Bad Wiessee ist die größte und modernste Spielbank in Bayern. Auf 2.000 Quadratmetern finden die Gäste hier die komplette Palette: französisches und amerikanisches Roulette, Poker, Black Jack, circa 200 Spielautomaten und auch den 2021 erneuerten Bayern-Jackpot.

Freistaat Bayern profitiert finanziell

„Ein Anziehungspunkt sind auch unsere Events“, ergänzt die Direktorin, die regelmäßig Künstler in die Winner’s Lounge oder auf die Waldbühne einlädt. Mit den Institutionen vor Ort arbeitet sie eng zusammen. Denn das Casino stellt im Tegernseer Tal einen wichtigen Faktor dar – als Arbeitgeber, als Freizeitattraktion für Urlaubsgäste und nicht zuletzt als Finanzquelle. Die Spielbank Bad Wiessee führt 30 Prozent ihres Bruttospielertrags an den Freistaat für gemeinnützige Zwecke ab, die Hälfte davon fließt an die Kommune.

In Zukunft auch Onlineangebote

Hirsch hat noch viel vor, um die Attraktivität der Spielbank zu erhöhen. Es gilt, neue Trends bei den Automatenspielen zu erfassen, aber auch im Haus einiges umzubauen und zu modernisieren.

Strategie, Investitionen und neue Stellen spricht sie mit ihrem Arbeitgeber, der Staatlichen Lotterie- und Spielbankverwaltung, ab. Dort ist aktuell das Onlinecasino in Planung, um auch im Internet eine legale Spielmöglichkeit bieten zu können. „Die Atmosphäre einer Spielbank“, betont Hirsch, „kann das aber nicht ersetzen.“    

Zur Person: Margit Hirsch

Margit Hirsch studierte an der heutigen Hochschule für den öffentlichen Dienst in Herrsching, bevor sie verschiedene Positionen in der Finanzverwaltung in Miesbach und München einnahm. Zuletzt war sie Sachgebietsleiterin beim Münchner Finanzamt. Hirsch wechselte 2020 als Direktorin zur Spielbank Bad Wiessee, der größten der neun Spielbanken in Bayern. Hirsch ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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