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Einen Traum gestalten

Marion Vogel ©
Will ein nahbarer Chef sein – Matthias Böhmler, Geschäftsführer des Einrichtungshauses böhmler in München

Bald wird Matthias Böhmler das älteste Einrichtungshaus in München allein führen. Der junge Unternehmer sieht darin eine große Chance.

Von Harriet Austen, IHK-Magazin 10/2024

Als Matthias Böhmler sich entschloss, die Nachfolge seines Vaters anzutreten, ging eine Welle der Erleichterung durch die Belegschaft. „Das brachte Ruhe und Frieden in das Unternehmen“, sagt er. Denn damit war der erste Schritt des Generationswechsels vollzogen – ein Zeichen dafür, dass „in wirtschaftlich volatilen Zeiten wie diesen unsere Zukunft gesichert ist“. Noch leitet sein Onkel Thomas Böhmler die lukrative, stark wachsende Fußbodensparte. Doch in einigen Jahren wird Matthias Böhmler allein an der Spitze des Unternehmens stehen, eines der führenden Einrichtungshäuser Deutschlands mit 250 Mitarbeitern. So jedenfalls lautet der Plan.

Lange Zeit sah es nicht danach aus. „Anders als in der Generation meines Vaters, in der es üblich war, dass der älteste Sohn die Geschäfte übernimmt, wurde ich nie gedrängt oder beeinflusst“, sagt Böhmler. So trat er nach seinem BWL-Studium zunächst in eine kleine IT-Firma ein, die Controlling-Software entwickelte. „Ich habe viel mitbekommen und mitgestalten können“, erinnert er sich. Auf Dauer gefiel ihm jedoch das Produkt nicht, „es bleibt nichts Greifbares, wenn man den Laptop zuklappt“.

Eine Entscheidung stand an

Zu dieser Zeit kam sein Vater auf ihn zu, im Gesellschafterkreis stünde eine Entscheidung an. Böhmler sagte sofort zu. Denn inzwischen war ihm klar geworden, wie wichtig ihm die Verbundenheit mit der Familie ist. Welche Chance darin liegt, Verantwortung für die Firma zu übernehmen, und „wie frei man ohne Vorgesetzte und mit einem längeren Planungshorizont ist“.

Doch der Vater wollte testen, ob sein Sohn es wirklich ernst meint. Er ließ ihn bei Einrichtungshäusern und Bodenbelagsunternehmen in die Branche hineinschnuppern, bevor er den ältesten Böhmler-Spross zum Nachfolger kürte. Das 1875 gegründete Einrichtungshaus wird seit 1993 von 3 Cousins (Stämmen) geführt: Georg Böhmler (bis 2020 Inneneinrichtung), Stephan Böhmler (bis 2023 Verwaltung und Immobilien) und Thomas Böhmler (Bodenbelag und Parkett).

Genügend Zeit, um zu wachsen

2015 war es dann so weit: Matthias Böhmler trat ins Familienunternehmen ein. Er unterstützte zunächst seinen Vater in klassischen IT-Fragen. Danach ließ er sich von seinem Onkel Georg in den Bereich Inneneinrichtung einführen, begleitete ihn auf Messen und zu Lieferanten. „Ich hatte genügend Zeit, um überall reinzuwachsen.“

Seit er 2022 in die Geschäftsführung aufrückte, sind die Aufgaben klar abgegrenzt: Er selbst ist für IT, Rechnungswesen, Personal, Immobilienverwaltung und Inneneinrichtung zuständig (13 bis 15 Millionen Euro Umsatz). Thomas Böhmler leitet eigenständig eines der größten Bodenbelagsunternehmen Deutschlands an den Standorten München, Stuttgart, Nürnberg und Frankfurt (45 bis 55 Millionen Euro Umsatz) und Anna Weber ist Geschäftsführerin der 1998 neu hinzugekommenen Böhmler Büro und Objekt GmbH.

Umgeben von Exklusivität

Mangel an Greifbarem besteht für Matthias Böhmler nun nicht mehr. Er ist in den weitläufigen Geschäftsräumen im Tal in München umgeben von exklusiven Möbeln, Teppichen, Stoffen und Accessoires – alles, was ihm und den Kunden Freude macht. „Man gestaltet einen Traum“, findet er und schwärmt: „In so einer Lage und mit so einer Sortimentstiefe gibt es nicht noch einmal so eine Beratung in Einrichtungsfragen.“  

Vertrauen aufbauen

Eine große Herausforderung sieht er darin, die Zielgruppe zu verjüngen – derzeit liegt sie bei 40 bis 45 Jahren – und die Digitalisierung noch weiter voranzutreiben. „Über die sozialen Medien kann man die jungen Menschen gezielt erreichen“, nimmt sich Böhmler vor. Unabhängig davon versucht er, seinen eigenen Führungsstil umzusetzen, der sich von dem seiner Vorgänger unterscheidet und den er so umschreibt: „Es hat viel mit dem Loslassen der Führungskräfte zu tun.“ Er übergibt kompetenten Personen Verantwortung, baut Vertrauen auf, lässt sie Etliches selbst entscheiden und möchte nicht so viel steuern. Sein Büro teilt er sich „ganz bewusst“ mit Prokurist Kai Bauerschlag.

Eine Gratwanderung

Böhmler will nahbar sein, spricht gern mit den Mitarbeitern, hört ihnen zu. Er wolle „mit ihnen gemeinsam die Zukunft des Unternehmens gestalten“. Ihm sei ebenfalls wichtig, dass seine Berater nicht auf einen Abschluss drängen, sondern das beste Produkt für den Kunden finden und nicht das, womit sie am meisten verdienen. „Für uns ist das zwar eine Gratwanderung, aber gut für die langfristige Kundenbindung“, sagt Böhmler. Er mache die Erfahrung, dass damit Ruhe in die Beratungsgespräche einkehrt – und die Kunden gern wiederkommen.    

Zur Person: Matthias Böhmler

Matthias Böhmler (38) studierte BWL und arbeitete danach bei einem Softwareentwickler in München. 2015 trat er in 5. Generation in die Böhmler Einrichtungshaus GmbH ein. Seit 2022 leitet er das 1875 gegründete Unternehmen gemeinsam mit seinem Onkel Thomas Böhmler, der das Fußbodengeschäft verantwortet, sowie mit Anna Weber, Geschäftsführerin der Böhmler Büro und Objekt GmbH. Matthias Böhmler ist verheiratet und hat eine Tochter.

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