Standortpolitik

Meere schützen

ohishift/Adobe Stock ©
Bedrohter Lebensraum – auch Firmen in Oberbayern können sich für den Meeresschutz engagieren

Die Vereinten Nationen haben 17 Sustainable Development Goals (SDGs) verabschiedet, zu deren Erreichung auch Unternehmen beitragen können. Nachhaltigkeitsziel 14 setzt sich für das Leben unter Wasser ein.

Gabriele Lüke, Ausgabe 03/2020

Das Meer fasziniert uns durch seine Schönheit, schenkt uns Erholung, versorgt uns mit Nahrung, ist Transportweg Nummer eins«, erklärt Martin Visbeck (56), Professor für physikalische Ozeanografie am renommierten Meeresforschungsinstitut Geomar in Kiel. »Derzeit setzen wir das Meer und seinen Nutzen jedoch durch unser expansives Verhalten aufs Spiel.« Ein Problem sieht der Ozeanograf vor allem in menschengemachten Stressoren:
•    Übernutzung: Rund 30 Prozent aller Meeresfischarten sind bereits überfischt, 60 Prozent werden maximal befischt. 30 Prozent der weltweiten Fischfänge gelten als illegal.

•    Landgenerierte Belastung: Hier geht es vor allem um den Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft, der über die Flüsse ins Meer gelangt, aber auch um Plastik- und andere Abfälle sowie die Ölförderung in Naturschutzgebieten. Zudem strapazieren die stark wachsenden Küsten- und Hafenstädte die Küstenräume.

•    Klimawandel: Rund ein Drittel des weltweit ausgestoßenen Klimagases CO₂ löst sich im Meerwasser auf und versauert es. Zudem heizt die mit dem Klimawandel einhergehende Erderwärmung die Meere auf. Beides wirkt negativ auf die Lebensbedingungen von Meeresflora und -fauna. Zugleich verändert die Erwärmung die Strömungen, das Meereis schmilzt, der Meeresspiegel steigt. Dies bedroht Inseln und Küstenstädte.

Um die Belastungen des Meeres zu mildern, fordern die Vereinten Nationen im Nachhaltigkeitsziel 14 (SDG), »Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung zu erhalten und nachhaltig zu nutzen«. In der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, die hierzulande die SDGs umsetzt, macht sich die Bundesregierung dafür stark, den Stickstoffeintrag in Nord- und Ostsee zu begrenzen und die beiden Meere nachhaltig zu befischen.

Auch die Wirtschaft kann zum Meeresschutz beitragen – selbst die im küstenfernen Oberbayern. »Den CO₂-Ausstoß senken oder Plastikabfälle vermeiden kann jeder Betrieb«, so der Klimaforscher. Weitere Ansätze seien, sich in der Lieferkette oder über Innovationen für den Meeresschutz einzusetzen. Mit Unternehmensnetzwerken lasse sich die Hebelwirkung von Maßnahmen noch vergrößern. Zwei Beispiele zeigen, wie Unternehmen Meeresschutz in der Praxis umsetzen.

CrustaNova GmbH – Innovation vorantreiben und Lieferkette kontrollieren

Salzwassergarnelen in landbasierter Aquakultur zu züchten – mit dieser innovativen Idee trägt CrustaNova im oberbayerischen Langenpreising zum Meeresschutz bei. »Die wiederkehrenden Qualitätsprobleme in bestehenden Aquakulturen, etwa Antibiotikazusätze im Futter, aber auch die Überfischung der Meere, hatten uns nachdenklich gemacht«, erklärt Gründer Fabian Riedel (37). »Wir wollten eine bessere Qualität des Produkts durch artgerechte, gesunde Aquakultur ermöglichen, zugleich aber auch ein nachhaltiges Zeichen gegen Überfischung setzen.« Dabei geht es Riedel um Nachhaltigkeit im ganzheitlichen Sinne: Das Futter ist nachhaltig hergestellt, Biofilter reinigen das Wasser ohne Chemie, die Schalen der gepulten Garnelen werden zu Garnelenfonds verarbeitet, die Lieferwege zu den Kunden sind durch die Zucht vor Ort kürzer. Zugleich bietet die Firma weitere hochwertige Meeresfrüchte und -fische an und vertreibt sie in Deutschland und Österreich. Auch hier setzt die Firma auf Nachhaltigkeit und Meeresschutz. »Wir kontrollieren die Lieferkette und arbeiten nur mit Partnern, die nachhaltig züchten und fischen«, so Riedel.

Kinshofer GmbH – Plastik vermeiden und netzwerken

Den Anstoß gaben die Plastikberge, die Thomas Friedrich, Geschäftsführer von Kinshofer, bei seinen weltweiten Geschäftsreisen an den Meeresküsten sah. So startete er 2018 das Projekt Kinshofer no plastics. »Ziel ist es, Verpackungen zu reduzieren, vor allem aber plastikfrei zu verpacken«, so Projektleiter Peter Beugel. Mittlerweile hat der Betrieb aus Holzkirchen, der auf Anbaugeräte für Ladekrane und Bagger spezialisiert ist, schon fast die Hälfte der bisher genutzten herkömmlichen Plastikverpackungen ersetzt, bis 2021 sollen es alle sein. »Eine der größten Herausforderungen war, Partner zu finden, die biologisch abbaubares Verpackungsmaterial herstellen«, sagt Beugel. Der neue Weg koste zudem mehr Geld, »das unsere Geschäftsführung aber, ohne zu zögern, freigegeben hat«. Was den Projektleiter freut: »Wir haben auch mit unseren Zulieferern und Partnern das Gespräch gesucht, einige hatten zeitgleich dieselbe Idee wie wir.« Daraus ist das bayernweite Netzwerk Zero Waste entstanden. »Gemeinsam sparen wir Plastikverpackungen und tragen so auch zum Schutz der Meere bei«, sagt Beugel.
 

Verwandte Themen