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Mit Elan in die Zukunft

Marion Vogel ©
Mitarbeiter sind Teil der »MIPM-Family« – Geschäftsführerin Jennifer Rosenheimer

Jennifer Rosenheimer übernahm vor zwei Jahren die Geschäftsführung des MIPM Mammendorfer Instituts für Physik und Medizin. Jetzt plant sie gemeinsam mit ihrem Vater den Aufbau des amerikanischen Markts.

HARRIET AUSTEN, Ausgabe 04/2022

Eine »coole Verbindung« nennt Jennifer Rosenheimer ihre Beziehung zu ihrem Vater. Die 36-Jährige ist stolz auf ihn und seine Lebensleistung und findet, dass sie ihm »unheimlich ähnlich ist«. Vielleicht gab gerade das den Ausschlag, dass sie als eine von drei Töchtern in seine Fußstapfen getreten ist. »Es ist ein Luxus, diese Firma zu übernehmen«, sagt die junge Geschäftsführerin.

Weltweit in mehr als 100 Ländern aktiv

Michael N. Rosenheimer (65) hat die 1982 gegründete Mammendorfer Institut für Physik und Medizin GmbH 1988 als Alleingesellschafter übernommen und aus einem Service- und Reparaturbetrieb ein produzierendes Unternehmen geformt, sich auf einen lukrativen Nischenmarkt spezialisiert und die Internationalisierung vorangetrieben. MIPM entwickelt und produziert kernspintaugliche Geräte, die eine zuverlässige und störungsfreie Patientenüberwachung ermöglichen und weltweit in mehr als 100 Ländern vertrieben werden. 80 Prozent der Produkte gehen ins Ausland, 2016 gewann das Unternehmen den Bayerischen Exportpreis.

Vom Vater den »Antreiberinstinkt« geerbt

Jennifer Rosenheimer ist in dieses Unternehmen quasi »hineingeboren«, wie sie sagt, und hat wohl vom Vater den »Antreiberinstinkt« geerbt, der sie beflügle, die mittelständische Firma in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Schon die Ausbildung zur Industrieelektronikerin absolvierte sie bei MIPM und schnupperte gleich internationale Luft. Der Vater nahm sie mit auf Reisen, sie schwärmt von Japan, China und Indien. »Das hat meinen Horizont extrem erweitert«, betont Rosenheimer. Sie merkte jedoch damals auch, dass sie keine leidenschaftliche Elektrotechnikerin werden würde, und hängte ein Studium zur Wirtschaftsingenieurin an.

Der Nachfolgeprozess begann 2013, als sie Assistentin der Geschäftsleitung wurde. »Die ersten Jahre waren sehr herausfordernd«, gesteht sie. Sie musste sich als Tochter beweisen und gleichzeitig zeigen, dass sie über die richtigen Fähigkeiten und Kompetenzen verfügt. Mit Offenheit und Neugier gelang ihr das relativ schnell, »auch weil mein Vater und unsere Prokuristen mir den Rücken stärken und von mir überzeugt sind«, so Rosenheimer.

Bewährungsprobe Brexit

Als Prokuristin war sie für die Leitung der Administration zuständig, optimierte Büroprozesse, digitalisierte das Rechnungswesen und führte betriebliches Gesundheitsmanagement ein – und war in Sachen Brexit gefordert. Großbritannien ist ein guter Absatzmarkt für die medizinischen Geräte von MIPM. Gleichzeitig saß dort die Zertifizierungsstelle für die Produkte der Firma. »Die Folgen des Brexits waren für uns nicht überschaubar, zu heikel und zu unsicher«, erinnert sich Rosenheimer. Gemeinsam mit ihrem Vater entschied sie Anfang 2019, ihre Produkte nicht mehr in England, sondern beim TÜV Süd in München zuzulassen.

Gemeinsamer Aufbau des amerikanischen Markts

Seit Oktober 2019 verantwortet Jennifer Rosenheimer das gesamte operative Geschäft, während ihr Vater für Strategie und Innovationen zuständig ist. Vieles geschieht auch jetzt noch gemeinsam, zum Beispiel der Aufbau des amerikanischen Markts – »eine große Herausforderung, auf die ich mich freue«, so die Nachfolgerin.

»Schon gar keine Nummer im großen Getriebe«

Jennifer Rosenheimer hat gern Menschen um sich und Freude daran, Veränderungsprozesse in Gang zu setzen, Lösungen zu finden und die Mitarbeiter dabei mitzunehmen. Ihre Einstellung passt gut zum Credo der »MIPM-Family«, das auf der Website so beschrieben wird: »Wer bei uns arbeitet, ist nicht irgendwer und schon gar keine Nummer im großen Getriebe.« Hilfsbereitschaft, sich um die Anliegen der Mitarbeiter kümmern, offene Türen, Zusammenhalt – »das macht unser Unternehmen aus«, verkündet Rosenheimer stolz, die sich als ausgesprochenen Familienmenschen beschreibt – in der Firma, aber auch privat.

Deshalb definierte sie für sich genau, wie sie Führung und Verantwortung gestalten will: »Das Unternehmen kann nur laufen, wenn es mir gut geht und ich überzeugt bin von dem, was ich mache.« Rosenheimer nimmt sich Zeit für ihre Familie und muss nicht immer und überall hinreisen, sondern vertraut ihrem Prokuristen für Marketing und Sales. »Das Unternehmen ist so aufgestellt, dass ich ausfallen kann und darf. Erreichbar bin ich, und das gern«, versichert Rosenheimer.

Als Frau in einer Männerbranche

Bei ihren Mitarbeitern legt sie ebenfalls Wert darauf, dass jeder einen Vertreter hat, falls einmal etwas in der Familie passiert. Außerdem spricht sie offen an, dass sie sich als Frau in einer Männerbranche anders vorbereiten, anders überzeugen und ihre Expertise beweisen muss. Damit geht sie souverän um, akzeptiert aber auch, dass sie nicht alles allein kann: »Zu manchen Verhandlungen nehme ich unseren technischen Leiter mit.«

Zur Person: Jennifer Rosenheimer

Jennifer Rosenheimer, Jahrgang 1986, machte im MIPM Mammendorfer Institut für Physik und Medizin ihre Ausbildung als Industrieelektronikerin, absolvierte ein Praktikum in den USA und studierte Wirtschaftsingenieurwesen in Wilhelmshaven und München. 2013 trat sie ins Unternehmen ein, wurde 2015 Prokuristin und ist seit 2019 Geschäftsführerin des Betriebs, der 70 Mitarbeiter beschäftigt. Rosenheimer ist verheiratet und Mutter zweier Töchter.

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