Klimaschutz | Betrieb + Praxis

Doppelter Gewinn

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E-Dienstfahrrad – als nachhaltiges Extra beliebt

Mit sogenannten Green Benefits können Unternehmen bei Mitarbeitenden punkten und gleichzeitig die Nachhaltigkeit fördern. So funktioniert es.

Von Eva Müller-Tauber, IHK-Magazin 10/2024

Das Thema Nachhaltigkeit ist aus dem Unternehmensalltag nicht mehr wegzudenken. Manche Unternehmen richten sich peu à peu nachhaltig aus. Bei anderen ist Nachhaltigkeit bereits die Grundlage ihres Geschäftsmodells, so wie bei der KEYOU GmbH. Die Münchner entwickeln innovative Wasserstofftechnologien, spezifische H2-Komponenten und Brennverfahren, mit deren Hilfe konventionelle Motoren zu emissionsfreien Wasserstoffmotoren transformiert werden können.

Im Ringen um qualifizierte Fachkräfte dürfte das Clean-Mobility-Unternehmen damit an sich schon bessere Karten haben als so manche andere Firma. Denn laut einer Studie des Karriereportals Stepstone in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt Research Institute (HRI) ist es 3 von 4 Befragten wichtig, dass Nachhaltigkeit bei ihrem Arbeitgeber einen hohen Stellenwert einnimmt. Unter Berufseinsteigern und jungen Mitarbeitenden stufen 75 Prozent das Thema als „wichtig“ oder „eher wichtig“ ein, bei der Generation der über 50-Jährigen sind es sogar 81 Prozent.

Corporate Benefits als ein Must

KEYOU bietet daher zusätzliche Anreize, um im Wettbewerb um neue Beschäftigte im Vorteil zu sein und bewährte Mitarbeitende zu halten – schließlich haben gut ausgebildete Arbeitnehmer hinsichtlich ihrer Arbeitgeber derzeit oft freie Wahl. Zu den Corporate Benefits des bayerischen Mittelständlers mit 75 Beschäftigten gehörte daher auch eine Sachbezugskarte, mit der ein Mitarbeiter für bis zu 40 Euro monatlich einkaufen kann. Allerdings konnten die Beschäftigten diese Karte unter anderem bei Tankstellen oder Discountern einsetzen. „Damit förderten wir indirekt eine Art des Konsums, die nicht im Einklang mit unseren Nachhaltigkeitswerten steht“, erläutert Katrin Exner, Human-Resources-Partnerin bei KEYOU.

Vergangenes Jahr ging das HR-Team daher auf die Suche nach einer nachhaltigeren Alternative und stellte letztendlich auf die guudcard der guud GmbH um. Diese Sachbezugskarte lenkt die Ausgaben der Beschäftigten in den nachhaltigen Einzel- und Onlinehandel sowie in nachhaltige Mobilitätsangebote. „Mit der guudcard haben die Mitarbeitenden nicht nur die Möglichkeit, nachhaltige Orte und Akzeptanzstellen in ihrer Region zu entdecken, sie können auch ihre eigenen Lieblingsorte für nachhaltigen Konsum vorschlagen“, freut sich Exner.

Attraktiver durch grüne Extras

Auch wenn akute Krisen und Kriege derzeit das Tagesgeschehen beherrschen: Das Thema Nachhaltigkeit ist nach wie vor omnipräsent. Nicht nur wegen der gesetzlichen Vorgaben, sondern auch wegen der Erwartungshaltung der Gesellschaft und damit der Mitarbeitenden. Ähnlich drängend ist der Fachkräftemangel. Wer sich als Unternehmen zukunftsfähig aufstellen möchte, muss daher beide Aspekte im Blick haben.

„Es gibt viele Wege, Nachhaltigkeit im beziehungsweise durch das eigene Unternehmen zu fördern, und es gibt viele Möglichkeiten, die Attraktivität des Unternehmens für – potenzielle – Mitarbeiter zu erhöhen“, sagt Andri König, Nachhaltigkeitsexperte bei der IHK für München und Oberbayern. „Green Benefits sind eine Möglichkeit, beide Anliegen miteinander zu verknüpfen, das heißt, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten und gleichzeitig seine Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen und sein Employer Branding zu stärken.“

Breite Palette: Von E-Bike bis Biogutschein

Grüne Benefits für Mitarbeitende fördern direkt oder indirekt Firmen, Dienstleistungen und Produkte, die ESG-Aspekte (Environmental, Social, Governance – Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) berücksichtigen. Dazu gehören einerseits klassische Angebote wie das Leasing eines Dienstfahrrads, E-Autos als Firmenwagen, E-Tankstellen am Firmengelände sowie Zuschüsse zu ÖPNV-Tickets, Carsharing, Fahrrad- oder E-Scooter-Kauf. Andererseits fallen in diese Kategorie Gutscheine für nachhaltige Restaurants, Bioläden oder eine Kantine mit klimafreundlichen Speisen und Getränken und Ähnliches.

Allerdings passt nicht jedes Zusatzangebot zu jedem Mitarbeitenden. Seinen Angestellten eine möglichst breite Palette von grünen Benefits zu offerieren, bedeutet wiederum Aufwand. Wer diesen scheut oder dafür keine Kapazitäten hat, kann auf Dienstleister zurückgreifen, die Nachhaltigkeitsangebote mit Mitarbeitervorteilen kombinieren. Wie das funktioniert, zeigen beispielhafte Angebote:

Nachlass in nachhaltigen Shops

Das Münchner Start-up guud offeriert die guudcard und den guudschein. Mit ihnen können Unternehmen ihren Beschäftigten steuerfreie Sachbezüge zukommen lassen, die die Mitarbeiter im nachhaltigen Einzel- und Onlinehandel in ihrer Region ausgeben oder in bundesweit verfügbare nachhaltige Mobilitätsangebote investieren können. Die guudcard darf monatlich mit maximal 50 Euro pro Mitarbeitendem aufgeladen werden. Beim guudschein handelt es sich um einen Universalgutschein, der bei zahlreichen nachhaltigen Onlineshops eingelöst werden kann und als einmaliges Geschenk gedacht ist.

Die 2021 in Berlin gegründete FutureBens GmbH ist eine digitale Plattform für nachhaltige Mitarbeiterangebote. Sie unterstützt gezielt nachhaltige Marken für Lifestyle, Gesundheit, Reisen, Essen und viele weitere Bereiche, die sich durch zukunftsorientierte Ziele und sinnvolles Handeln auszeichnen. Für die teilnehmenden Mitarbeiter von FutureBens-Kunden gibt es bis zu 45 Prozent Nachlass auf die Produkte der angebotenen Marken. Firmen und ihre Beschäftigten erhalten einen kostenfreien auf das jeweilige Unternehmen zugeschnittenen Zugang zur Plattform, auf der sie die preisreduzierten, nachhaltigen Produkte erwerben können.

Kernwerte des Unternehmens spiegeln

Ganz gleich, welche grünen Benefits Firmen anbieten: „Damit diese angenommen werden, ist es wichtig, dass die jeweiligen Angebote zum Unternehmen und den Mitarbeitenden passen“, betont IHK-Experte König. KEYOU hat dies berücksichtigt. Als das Unternehmen sein neues Benefitsystem einführte, bezog es die Belegschaft mit ein. „Das Onboarding durch das guud-Team vor Ort war für unsere Mitarbeitenden sehr wichtig und hat den ganzen Prozess sehr persönlich gemacht. Sie konnten sich direkt ein Bild davon machen, was sie erwartet“, berichtet Personalerin Exner.

Es sei gelungen, „einen Benefit für unsere Beschäftigten einzuführen, der die Kernwerte des Unternehmens widerspiegelt und von ihnen viel und gerne genutzt wird“. Und im Wettbewerb um die besten Talente haben die Münchner mit ihren nachhaltigen Benefits einen weiteren Trumpf in der Hand.

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