Klimaschutz | Standortpolitik

Erfolge fürs Klima

Man As Thep/Adobe Stock ©
Weniger Treibhausgase – ein Ziel des Klimapakts

Im Münchner Klimapakt reduzieren Unternehmen gemeinsam ihren CO2-Ausstoß. Was haben die Teilnehmer und ihre Partner bisher erreicht?

JOSEF STELZER, Ausgabe 05/2022

Das Ziel, das sich die 15 Münchner Firmen gesteckt hatten, war ambitioniert: Um mindestens 20.000 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente (CO2e) wollten die Teilnehmer der zweiten Phase des Münchner Klimapakts, kurz Klimapakt2, ihre Treibhausgasemissionen senken.

Von Ende 2019 bis Ende 2021 lief das Projekt, das die bayerische Landeshauptstadt initiiert hat. Nun ist klar: »Die zweite Runde des Klimapakts war herausfordernd, aber am Ende erneut ein Erfolg«, sagt Clemens Baumgärtner (45), Referent für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München. »Das gesetzte Reduktionsziel ist erreicht worden, das Netzwerk wurde gestärkt und neue Formen der Zusammenarbeit erprobt.«

»Mehr Kooperation – mehr Klimaschutz«

Unter dem Motto »mehr Kooperation – mehr Klimaschutz« suchten die am Klimapakt teilnehmenden Firmen aktiv nach Einsparpotenzialen in ihren Betrieben, entwickelten Klimaschutzprojekte und tauschten sich über Maßnahmen und Umsetzung aus. Der Gedanke dahinter: Vorreiter können den Klimaschutz entscheidend voranbringen – tun sie sich zusammen, erreichen sie noch mehr.

335 Tonnen weniger CO2-Emissionen 

Zu den Klimapaktteilnehmern gehört etwa die Allianz SE. »Wir wollen die Treibhausgasemissionen aus unserem Geschäftsbetrieb weiter reduzieren, deshalb war es einfach sinnvoll und naheliegend, beim Klimapakt mitzumachen«, sagt Merlin Schönthier (28), Umweltbeauftragter des Versicherungskonzerns. Während der Projektphase reduzierte die Allianz-Zentrale in Schwabing ihre Kohlendioxidemissionen um rund 335 Tonnen pro Jahr. Hierzu ersetzte sie zum Beispiel ein Drittel ihrer Dienstwagenflotte von rund 150 Autos durch Elektro- oder Hybridfahrzeuge.

Online-Plattform in Planung

Schönthier koordinierte vom Projektstart an die Zusammenarbeit mit anderen Teilnehmern. Im Mittelpunkt stand der – bislang noch nicht abgeschlossene – Aufbau der Onlineplattform ClimateBase. Sie soll zunächst den Teilnehmern des Klimapakts und später auch weiteren Firmen zur Verfügung stehen, um etwa Best-Practice-Beispiele zu präsentieren oder sich auszutauschen. »Denkbar ist, dass man Erfahrungen teilt, etwa wie sich Fassadenertüchtigungen und neue Photovoltaikanlagen auf die betriebliche CO2-Bilanz auswirken und wie hoch die Kosten für Anschaffung oder Einbau gewesen sind«, erklärt der Allianz-Umweltbeauftragte. Die Idee der Plattform wird in der nächsten Runde des Klimapakts konkretisiert.

Um das Projekt voranzubringen, fand einmal pro Monat ein Workshop statt, seit Frühjahr 2020 virtuell. »In den Workshops war viel Motivation in einem offenen, vertrauensvollen Arbeitsklima erkennbar, obwohl uns die Coronapandemie natürlich etwas gebremst hat«, sagt Schönthier.

80 neue Ladestellen für Elektrofahrzeuge

Auch die Münchner BayWa AG, weltweit tätig in den Sparten Energie, Agrar und Baustoffe, nahm am Klimapakt teil. Sie installierte während der zweiten Phase zum Beispiel in der Tiefgarage der Konzernzentrale 76 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge sowie vier öffentlich zugängliche Schnellladesäulen vor dem Gebäude.

Zielvorgabe von 40.000 Tonnen deutlich übertroffen

Bereits in der ersten Runde von 2015 bis 2017 senkten Münchner Unternehmen ihre Treibhausgasemissionen gemeinsam um 48.831 Tonnen CO2-Äquivalente. Damit konnten sie die Zielvorgabe von 40.000 Tonnen deutlich übertreffen. Sie erzielten die Reduktion etwa durch technische Neuerungen wie dezentrale Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung oder durch die Installation von stromsparenden LED-Leuchten mit Präsenzregler und Tageslichtsteuerung in Büroräumen.

Dritte Phase des Klimapakts beschlossen

Nach den ersten beiden erfolgreichen Phasen des Klimapakts hat der Stadtrat im Januar 2022 die Fortführung beschlossen. Die Firmen stehen einer dritten Runde aufgeschlossen gegenüber. Bernhard Dietl (54), Teamleiter Infrastrukturplanung, Umwelt- und Energiemanagement der MAN Truck & Bus SE in München: »MAN will am Standort München bis 2030 klimaneutral werden. Hierzu könnten aus der Arbeit in den Projektgruppen neue Ideen entstehen, die uns bei diesem ehrgeizigen Vorhaben unterstützen.«

Der Klimapakt im Überblick
  • Die Landeshauptstadt München startete 2015 die erste Runde des Klimapakts im Rahmen des Integrierten Handlungsprogramms Klimaschutz. Er soll teilnehmende Unternehmen motivieren, als Vorreiter einen aktiven Beitrag zur Erreichung der Münchner Klimaschutzziele zu leisten.
     
  • Für die zweite Runde des Klimapakts (2019 bis 2021) lag das gemeinsame Einsparziel bei 20.000 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten (CO2e). Die Reduktion der Kohlendioxid-Äquivalente, die als Maßeinheit für die Klimawirkung verschiedener Treibhausgase wie Kohlendioxid, Methan oder Lachgas dienen, kommt aus Energieerzeugung, Green Buildings, Produktion, Mobilität und Ressourcennutzung.
    Nicht eingeflossen sind die bereits in der nationalen CO2e-Bilanz erfassten Maßnahmen. Gleiches gilt für den Einkauf von Grünstrom und -gas sowie für Zertifikate zur Kompensation mobilitätsbedingter Emissionen.
     
  • 15 Großunternehmen unterzeichneten im Klimapakt2 die freiwillige Selbstverpflichtung: Allianz SE, Bayerische Landesbank, BMW AG, BayWa AG, Deutsche Telekom Technik GmbH, Europäisches Patentamt, Giesecke+Devrient GmbH, Knorr-Bremse AG, MAN Truck & Bus SE, MTU Aero Engines AG, Munich RE, OSRAM Licht AG, Siemens AG, Telefónica Germany GmbH & Co. OHG, Versicherungskammer Bayern.
     
  • Kooperationspartner war neben der Flughafen München GmbH und der Stadtwerke München GmbH auch die IHK für München und Oberbayern.
  • Den Klimapakt begleitete ein Beraterteam der sustainable AG und des Green City e.V.

Mehr Informationen auf der Webseite der Stadt München zum Klimapakt 2

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