Klimaschutz | Betrieb + Praxis

Ressourcen schonen, Zukunft sichern

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Erneuerbare Energien – wichtiger Hebel für die Preisträger

Wie Unternehmen erfolgreich nachhaltig wirtschaften, zeigen die oberbayerischen Gewinner des Umweltmanagement-Preises mit ihren prämierten Konzepten.  

Von Sabine Hölper, IHK-Magazin 03/2025

Wenn Unternehmen aktiv in Richtung Nachhaltigkeit steuern, dann ist das kein Selbstläufer. „Es erfordert Mut – Mut zur Umgestaltung von Prozessen, zu finanziellen Wagnissen und organisatorischen Umbrüchen“, sagt Bettina Hoffmann, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). „Dafür braucht es meist einen langen Atem.“

Dass sich dieser Einsatz lohnt, beweisen die Gewinner des Umweltmanagement-Preises 2024. Das BMUV vergibt den Preis seit 2021 jährlich zusammen mit dem österreichischen Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie an Unternehmen, die im Klima- und Umweltschutz sowie in der Umweltkommunikation Besonderes leisten.

Wegweisende Maßnahmen

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) gehört zu den Unterstützern des Preises. 2024 erhielten 6 deutsche Organisationen die Auszeichnung. Wie sie mit Mut und Ausdauer wegweisende Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz vorantreiben, das zeigen die beiden oberbayerischen Preisträger, die Salus Gruppe sowie die Bergzeit GmbH (siehe unten). Außerdem wurde die oberbayerische Rohde & Schwarz GmbH & Co. KG aus München für ihr niederbayerisches Werk in Teisnach geehrt.    

Bergzeit GmbH: „2027 ohne fossile Brennstoffe“

Der Bergsportausrüster Bergzeit wurde in der Kategorie „Beste Maßnahme Umwelt-, Natur- und Klimaschutz“ ausgezeichnet – für eine Investition, die Teil eines großen Pakets ist.

Seit 2020 ist der Mittelständler aus Otterfing mit 400 Mitarbeitern EMAS-registriert. Er engagiert sich in den Bereichen Klimaschutz, Ressourcenschonung, Energieeffizienz, Gebäude, Logistik und Mobilität für eine kontinuierliche Verbesserung der Umweltauswirkungen. Den Preis erhält das Unternehmen für die 2021 in Betrieb genommene Photovoltaikanlage, die mit einer Leistung von rund 550.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr großzügig ausgelegt ist.

Das Beste für die Natur

Dabei sei die vorher angestellte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung nicht besonders gut ausgefallen, sagt Holger Cecco-Stark, Leiter Gebäudemanagement und Nachhaltigkeit. „Eine Einspeisevergütung von sechs Cent pro kWh ist nicht viel.“ Die Geschäftsleitung entschied sich dennoch für die Anlage. Warum? „Es ist besser für die Umwelt“, erklärt der Nachhaltigkeitsexperte.

So wurde Bergzeit zum auditierten Ökostromanbieter: Einen Teil des Stroms nutzt der Betrieb für den eigenen Bedarf. Die nicht benötigte Leistung fließt ins Netz und steht anderen zur Verfügung. „Wir speisen den Strom bei der EWS Elektrizitätswerke Schönau eG ein“, erläutert Cecco-Stark. Auch Kunden und Mitarbeiter beziehen Strom von Bergzeit.

Umstieg auf E-Mobilität

Die Photovoltaikanlage ist nicht die einzige Maßnahme des Unternehmens. „Wir haben ein ordentliches Paket drumherum geschnürt“, sagt der Nachhaltigkeitsmanager. So hat Bergzeit die Fahrzeugflotte auf E-Mobilität umgerüstet. „Nur 2 von 12 Transportern fehlen noch, sie werden in diesem und im nächsten Jahr ausgetauscht“, kündigt Cecco-Stark an. Außerdem wurden 20 Ladestationen auf dem Firmengelände installiert. Etliche Mitarbeiter laden hier kostenlos ihre Autos auf.

Heizen mit Wärmepumpen

Auch beim Heizen haben die Oberbayern einen wichtigen Schritt hin zum Klimaschutz getan: Die alte Gasheizung wurde zurückgebaut, seit Sommer 2024 heizt das Unternehmen das Verwaltungsgebäude mit elektrischen Wärmepumpen. Demnächst wird auch die Logistik umgestellt. Cecco-Stark: „Spätestens im Jahr 2027 verzichten wir komplett auf fossile Brennstoffe.“

Salus Gruppe: „Auf das Ökosystem angewiesen“

Die Salus Gruppe aus Bruckmühl betreibt seit Jahren engagiert Klimaschutz. Den Umweltmanagement-Preis erhielt sie in der Kategorie „Beste EMAS-Umwelterklärung“.

Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Salus Gruppe fest verankert. Seit mehr als 100 Jahren stellt das Unternehmen mit seinen Marken Salus, Schoenenberger und Herbaria natürliche Tees, Tonika und Tropfen her. Bereits 1968 erkannte es, dass „man das Ökosystem erhalten sollte, weil wir darauf angewiesen sind“, sagt der Umwelt- und Nachhaltigkeitsbeauftragte Michael Steidl. „Das Unternehmen ist auch aus diesem Grund nach Bruckmühl gezogen, weil dort ein Wasserkraftwerk war, mit dem wir eigenständig Strom erzeugen können.“

Leidenschaft für den Klimaschutz

Das war nur der Anfang. Seit 1996 arbeitet Salus mit dem anspruchsvollen Umweltmanagementsystem EMAS (Eco-Management and Audit Scheme). „2020 haben wir es um soziale Themen erweitert und sind als erstes Unternehmen für Naturarzneimittel und Gesundheitsprodukte EMASplus-zertifiziert“, erklärt Steidl.

Die Jury zeichnete Salus für die „Beste EMAS-Umwelterklärung“ aus, weil diese einen „schnellen Überblick über umweltrelevante Unternehmensinformationen“ erlaube. Ferner lobte sie die „Glaubwürdigkeit des Berichts“, an dem viele Mitarbeiter beteiligt waren: „Die rund 500 Mitarbeitenden des in der vierten Generation familiengeführten Unternehmens setzen sich leidenschaftlich für Ressourcenschutz und Klimaneutralität ein.“

Eigenes Biomasseheizwerk

Zu den zukunftsweisenden Maßnahmen des Unternehmens zählten in den vergangenen Jahren etwa der Bau eines Biomasseheizwerks, mit dem zu 100 Prozent eigene Wärme erzeugt und somit vollständig auf Gas verzichtet wird. „Die Biomasse stammt aus Altholz aus der Region“, sagt Steidl.

Strom aus Wasser und Sonne

Strom stellt Salus aus Wasserkraft und Sonnenenergie selbst her. Die Abwärme der Produktion wird genutzt, um zu heizen. Für die Kühlung verwendet das Unternehmen das Wasser des Gebirgsflusses Mangfall, an dessen Ufer die Firma einen Auwald als Biotop erhalten hat. „Unser gesamtes Unternehmen ist auf klimaneutrales Handeln ausgerichtet“, so Steidl. Und es gibt weitere Pläne. Künftig will sich das Unternehmen verstärkt der Biodiversität widmen. Auf dem Firmengelände soll abseits der Produktion in Kürze eine 900 Quadratmeter große insektenfreundliche Blühfläche angelegt werden – dort, wo sich vor Kurzem noch ein Parkplatz befand.

IHK-Info zu EMAS

Weitere Informationen zum Umweltmanagementsystem EMAS gibt es auf der IHK-Website.

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