Klimaschutz | Standortpolitik

Gemeinsam für den Klimaschutz

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Solarenergie – ein Weg zu mehr Klimaschutz

Vom Bilanzieren der CO2 -Emissionen bis zum Umstieg auf erneuerbare Energien – ein neues IHK-Unternehmensnetzwerk unterstützt Betriebe bei ihren Maßnahmen für den Klimaschutz.

JOSEF STELZER, Ausgabe 07-08/2022

Wie lassen sich betriebliche Klimaschutzaktivitäten wirksam und kostengünstig auf den Weg bringen?

Es lohnt sich, diese Aufgabe gemeinsam anzugehen, denn Austausch gibt neue Impulse. Die IHKs haben daher das Unternehmensnetzwerk Klimaschutz initiiert. »Man lernt von den Erfahrungen anderer Betriebe, kann deren Erkenntnisse in den Planungen für eigene Aktivitäten berücksichtigen und erhält gleichsam per Mausklick Zugriff auf das rasch wachsende Know-how rund um Themen wie effiziente Energienutzung oder kostengünstige Lösungen bei der Umstellung auf die erneuerbaren Energien.« So beschreibt Jakob Flechtner (41), als Projektleiter bei der DIHK Service GmbH für die Plattform zuständig, die Vorteile des Netzwerks.

Schon mehr als 400 Mitgliedsfirmen

Bisher haben sich mehr als 400 Mitglieder, vom Kleinunternehmen bis zum Großkonzern, auf der Plattform registriert. Sie nehmen an Webinaren teil, knüpfen Kontakte, tauschen sich untereinander aus und erfahren, wie andere Branchen den betrieblichen Klimaschutz voranbringen. Thema des ersten Webinars im Februar 2022 mit rund 300 Netzwerkern war zum Beispiel die Bilanzierung des Treibhausgasausstoßes für Unternehmen nach dem GHG (Greenhouse Gas) Protocol, das als der weltweit verbreitetste Standard zur Bilanzierung solcher Emissionen gilt.

Zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerks gehört die Microsoft Deutschland GmbH, München. Der Softwareanbieter will mit seiner Teilnahme den Austausch mit anderen Wirtschaftsakteuren zu diversen Klimaschutzaspekten ankurbeln, vor allem mit kleinen und mittelständischen Unternehmen.

»Wahrnehmung als zukunftsorientiertes Unternehmen«

»Die Kommunikation der Netzwerkteilnehmer untereinander klappt meiner Einschätzung nach sehr gut«, bestätigt Jörg Tuchen (55), Geschäftsführer der Münchner Nachhaltigkeits- und Klimaschutzberatung Go.Blue.Now. GmbH. Die Netzwerker können auch von der günstigen Außenwirkung profitieren. »Als Plattformteilnehmer wird man eher als zukunftsorientiertes Unternehmen wahrgenommen, das mit glaubwürdigem Klimaschutz Ernst macht«, ist Tuchen überzeugt. »Für uns war dies ein zusätzlicher Ansporn, um vom Start weg mitzumachen, überdies wird man einfach bekannter.«

Netzwerkgedanke begeistert

Von Beginn an dabei ist auch das Raublinger Papierbeschichtungsunternehmen Mondi Inncoat GmbH, das zum Verpackungs- und Papierkonzern Mondi gehört. »Unsere Geschäftsführung war vom Netzwerkgedanken sofort begeistert«, sagt Karlheinz Froschmayer (56), Umweltschutzbeauftragter und Leiter des Nachhaltigkeitsmanagements im Mondi-Inncoat-Werk.

Energiesparen – praktische Erfahrungen 

Um die Produktion aufrechtzuerhalten, benötigt das Werk 30 Gigawattstunden Erdgas pro Jahr. Hinzu kommen aus dem öffentlichen Netz 15 Gigawattstunden Strom aus Gaskraftwerken. »Wir bereiten Mondi Inncoat auf verschiedene Szenarien bezüglich der Energieversorgung vor, um den fossilen Brennstoff durch erneuerbare Energien zu ersetzen«, erläutert der Umweltschutzbeauftragte. »Außerdem wollen wir uns über neue Technologien informieren, die uns beim Energiesparen helfen können.« Das Klimaschutznetzwerk kommt da gerade recht. »Praktische Erfahrungen beim Einsatz von Wasserstoff als Erdgasersatz sind für uns sehr interessant«, so Froschmayer. Denkbar sei, Wasserstoff als Beimischung zu Erdgas einzuspeisen, etwa mit einem Anteil von zehn Prozent oder mehr.

Persönlicher Austausch gewünscht

»Wünschenswert für das Netzwerk sind auch Treffen und Workshops für einen persönlichen, intensiveren Austausch über Themen wie Energieeffizienz oder innovative Einsparungsmöglichkeiten, aber auch Best-Practice-Beispiele und Fallstudien«, regt er an.

Mondi hat in den vergangenen Jahren bereits diverse Maßnahmen zur Energieeinsparung in die Wege geleitet, von der Modernisierung des Maschinenparks bis zur Einführung von effizienteren Verfahren für die Papierbeschichtung. Jetzt sind weitere Neuerungen geplant, zum Beispiel der Austausch der Lüftungssysteme oder eine effizientere thermische Nachverbrennung bei der Papierbeschichtung, um Schadstoffemissionen zu vermeiden.

»Kulturbetriebe bei ihren Klimaschutzanstrengungen unterstützen«

Auch in der Kultur spielen Klimaschutz und CO2 -Reduktion eine immer wichtigere Rolle. Markus Wörl (58), Inhaber der Münchner Künstleragentur woerlpool, hat sich im Februar dieses Jahres als Netzwerkteilnehmer registriert. »Wir wollen uns mit den anderen Unternehmen austauschen und die Kulturbetriebe bei ihren Klimaschutzanstrengungen unterstützen«, sagt der Unternehmer, der europaweit Theater- und Tanzgruppen vermittelt. »Zudem werden wir den Künstlern aufzeigen, was im Klimaschutz heute bereits möglich ist und wie sie hierzu selbst einen Beitrag leisten können.«

Suche nach umsetzbaren Lösungen

Kulturbetriebe könnten von gewerblichen Betrieben in puncto Nachhaltigkeit womöglich viel lernen, etwa über energiesparende Beleuchtung und innovative Klimatisierungstechniken. Wörl: »Wir suchen nach Lösungen, die für die Kulturbranche finanzierbar und technisch umsetzbar sind.«

Fit für die klimaneutrale Zukunft

Das »Unternehmensnetzwerk Klimaschutz – Eine IHK-Plattform« will die Wirtschaft auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft unterstützen. Die Plattform steht Firmen jeder Größe und Branche offen, die Teilnahme ist kostenlos.

Unternehmen profitieren etwa durch Erfahrungsaustausch mit anderen Mitgliedern, bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen, durch Fachveranstaltungen, Fallstudien sowie Best-Practice-Beispiele. Überdies unterstützt ein Online-Tool bei der CO2 -Bilanzierung.

Das Netzwerk ist ein gemeinsames Vorhaben der IHKs und wird im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

Weitere Informationen auf der IHK-Plattform Unternehmensnetzwerk Klimaschutz 

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