Betrieb + Praxis

Platz für Antennen

Auf stabile Datenverbindung angewiesen – Christoph Willibald bei der Vermessung am Bau

Außerhalb der Ballungszentren ist die Abdeckung mit Mobilfunk immer noch lückenhaft. Zusätzliche Antennen auf Betriebsgeländen können die Lage verbessern. 

Josef Stelzer, Ausgabe 10/20

Bauunternehmer Kilian Willibald ärgert sich. »Die Netze sind lückenhaft und hoffnungslos überlastet, an eine ungestörte Baustellenkommunikation ist aufgrund der Funklöcher nicht zu denken«, sagt der Geschäftsführer der Kilian Willibald GmbH in Lenggries, die vorwiegend öffentliche Bauaufträge im Großraum Bad Tölz übernimmt. »Wir benötigen an den Baustellen eine gute Mobilfunkversorgung für eine sichere und schnelle Datenübertragung, denn während der mehr und mehr digitalisierten Bauausführung müssen wir für Vermessung und Maschinensteuerungen einen stabilen Datentransfer mit der bayerischen Vermessungsverwaltung gewährleisten«, erklärt der 57-jährige Bauingenieur.

»Das Netz muss störungsfrei funktionieren.«

Auch Stefan Will (53) ist nicht zufrieden. Er arbeitet als technischer Geschäftsführer bei der Stadtwerke Traunstein GmbH & Co. KG und sagt: »Als Energie- und Wasserversorger sind wir darauf angewiesen, dass unsere Leitstelle die Servicemitarbeiter, die auch in der Umgebung Traunsteins wohnen, jederzeit per Mobilfunk kontaktieren kann, etwa bei einem Wasserrohrbruch oder einem Stromausfall.« An einigen Wohnorten, so beklagt er, sei dies jedoch nur schlecht oder überhaupt nicht möglich. Will betont die wachsende Bedeutung einer optimalen Mobilfunkabdeckung. »Für ein Smart Metering, mit dem die digitale Datenübertragung von den intelligenten Stromzählern auch per Mobilfunk erfolgen kann, muss das Netz störungsfrei funktionieren.«

Viele Firmen, dasselbe Problem

Alexander Wolf (58), Geschäftsführer der Ludwig Wolf GmbH Präzisionsoptik in Riedering bei Rosenheim, produziert mit seinem Unternehmen Bauteile wie Linsen, Objektive, Blenden und Spiegel unter anderem für die Medizin- und Lasertechnik. Für Notfälle müssen Mitarbeiter permanent auch per Mobilfunk erreichbar sein. »Hierzu brauchen wir ein vernünftiges LTE-Netz für die betriebliche Kommunikation wie für den externen Datenaustausch mit Kunden und Lieferanten, doch schon wenige Meter neben unserem Firmengebäude ist die Mobilfunkverbindung weg.«

Drei Unternehmen, drei Regionen – und immer dasselbe Problem. Firmen benötigen eine stabile Mobilfunkversorgung mit möglichst hohen Datenübertragungsraten. Nur so können sie die Digitalisierung vorantreiben und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. In Zeiten von Corona gilt dies noch viel mehr.

Als Firma selbst Infrastruktur verbessern

Der Ausbau der Mobilfunkinfrastruktur ist dringend erforderlich. Denn das Datenvolumen im Mobilfunk steigt rasant. Hinzu kommt der neue 5G-Mobilfunk, für dessen Ausbau zusätzliche Flächen erforderlich sind. Geeignete Standorte für die Infrastruktur zu finden, ist jedoch laut den Mobilfunkbetreibern oftmals schwierig.

Allerdings können zahlreiche Firmen auch selbst etwas unternehmen, um die Situation zu verändern: Sie können ihre betrieblichen Dach- und Freiflächen für den Betrieb von Mobilfunkinfrastruktur vermieten und damit auch die eigene unmittelbare Infrastruktur verbessern. So wird zum Beispiel oft ein Glasfaseranschluss zur Antenne verlegt.

Eigener Markt entwickelt sich gerade

Für die Anmietung und Nutzung geeigneter Standorte entwickelt sich aktuell ein eigener Markt. Auf diesem sind Mobilfunkbetreiber entweder direkt (Vodafone, Telefónica) oder indirekt tätig (Deutsche Telekom über die Tochterfirma DFMG Deutsche Funkturm GmbH). Hinzu kommen einige Privatunternehmen, die sich auf den Markt der Mobilfunk-Standortakquise konzentrieren.

Unternehmen dankbar für Standortmeldungen

Speziell in Bayern sind auch viele Kommunen im Rahmen des Mobilfunkförderprogramms aktiv (siehe unten "IHK-Service Öffentliche Förderbedingungen"). Auch hier sind oft private Mobilfunkstandorte gefragt. Bekundet eine Firma ihre grundsätzliche Bereitschaft, einen Standort zur Verfügung zu stellen, prüfen die Infrastruktur-Unternehmen erst einmal die Eignung der jeweiligen Betriebsgebäude und Grundstücke. Selbst wenn kein aktueller Bedarf besteht oder die Flächen vorerst ungeeignet sind, sind die Unternehmen trotzdem dankbar für Meldungen, da immer wieder Ersatzstandorte gesucht werden. Erweist sich eine Fläche als tauglich, besorgt der mögliche zukünftige Mieter die Standortbescheinigungen der Bundesnetzagentur sowie die Genehmigungen der kommunalen Behörden – und übernimmt die Kosten für die Errichtung der Masten und Antennen.

Mietzeit von 15 Jahren

Die DFMG betreibt beispielsweise in Bayern rund 2.500 Mast- oder Dachstandorte auf Betriebsarealen. Die Mieten, die das Unternehmen dafür zahlt, orientieren sich an den ortsüblichen Gegebenheiten, die Mietverträge sehen in der Regel eine Laufzeit von mindestens 15 Jahren vor. Eine Voraussetzung für die funktechnische Eignung eines Firmengeländes ist allerdings, dass die Liegenschaft nicht von anderen Gebäuden oder Bergen überragt wird. Zudem darf sie sich nicht im direkten Umfeld einer Photovoltaikanlage befinden.

IHK-Service: Öffentliche Förderung des Mobilfunkausbaus in Bayern

Die Bundesregierung will für die Erschließung von bundesweit rund 5.000 Mobilfunkstandorten in den nächsten zwei Jahren immerhin 1,1 Milliarden Euro bereitstellen. Damit könnte in ganz
Deutschland endlich eine Netzabdeckung mit dem LTE-Standard (4G) verfügbar sein.
Im Freistaat soll das Mobilfunkförderprogramm der Bayerischen Staatsregierung Versorgungslücken schließen.

Förderfähig sind alle Kommunen, die nach Kenntnis der drei Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica noch Funklöcher aufweisen. Laut Bayerischem Wirtschaftsministerium
betrifft dies 906 der insgesamt 2.056 Gemeinden im Freistaat. Für jedes Projekt stehen maximal 500.000 Euro zur Verfügung.

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