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„Scheitern ist keine Option“

Marion Vogel ©
Gespür für Luxus – Korbinian Kohler, Chef der Bachmair-Weissach-Gruppe

Der Hotelier Korbinian Kohler hat zahlreiche marode historische Gebäude in exklusive Betriebe umgebaut. Nun setzt er mit weiteren Locations Akzente am Tegernsee.

Von Harriet Austen, IHK-Magazin 01-02/2025

„Wenn Sie bei uns einchecken, erleben Sie den ganzen Tegernsee“, sagt Korbinian Kohler. Seine Bachmair-Weissach-Gruppe bietet anspruchsvollen Gästen interessante Ziele rund um den beliebten See – egal ob sie in einem der Luxushotels mit erlesenem Spa absteigen, in einem der Spezialitätenrestaurants dinieren oder Berghütte, Edutainment Center, Reitsportanlage oder Strandbad aufsuchen. Essen, trinken und schlafen könne man auch woanders gut, sagt der 56-Jährige. „Wir müssen Destination sein und mehr bieten.“

Deshalb hat er in seinem Aushängeschild, dem Spa & Resort Bachmair Weissach, ein umfangreiches Programm zusammengestellt, zeigt Ausstellungen junger Künstler und veranstaltet mit dem Korbinians Kolleg Vorträge zu Fragen der Zeit.

Seine Hauptzielgruppe sind Unternehmer und wohlhabende Selbstständige, die privat mit der Familie oder als Firmenchefs mit ihrer Führungsriege anreisen. „Wir müssen jeden anders abholen“, stellt sich Kohler auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ein. Das kann er gut. „Ich versetze mich instinktiv in die Gäste hinein, sehe alles mit ihrem Blick“, sagt er. Das sei ein deutlicher Vorteil von Quereinsteigern, ist er überzeugt.

Unternehmer-Gen geerbt

Kohler ist erst mit 42 Jahren Hotelier geworden. Seiner Familie gehört die Büttenpapierfabrik Gmund GmbH & Co. KG, dort ist er aufgewachsen. Er erbte das Unternehmer-Gen, war nie als Angestellter tätig. „Obwohl mir das gutgetan hätte, um Struktur in mein Berufsleben zu bekommen“, sagt er schmunzelnd.

Bevor er ins Hotelfach wechselte, verkaufte Kohler die edlen Papiere aus Gmund in München und Paris, trat auf Bitten seines Bruders Florian 1994 in die Firma ein und erwarb, sanierte und verkaufte nebenbei schon die eine oder andere marode Immobilie. „Irgendwann musste ich mich entscheiden“, erinnert sich Kohler. 2004 schied er aus der Papierfabrik aus und verkaufte die Anteile an seinen Bruder. „Von ihm habe ich eine ganze Menge zum Thema Marke im Luxusbereich gelernt.“

Vom Gasthof zum Luxus-Spa

Auf einen Tipp der örtlichen Sparkasse hin stieß er 2008 auf den heruntergewirtschafteten Alten Gasthof an der Weissach in Rottach-Egern. Sein Ehrgeiz war geweckt. Er kaufte das Objekt und baute es zum luxuriösen Spa & Resort Bachmair Weissach um. An seine neue Profession als Hotelier ging er „mit einer gewissen Naivität“ heran. „Ich dachte, ich kann das alles“, so Kohler. „Ich habe aber gravierende Fehler gemacht, wie besessen gearbeitet und bin schnell an meine Grenzen gelangt“, erinnert er sich an „die härteste Zeit“ seines Lebens. Den Kraftakt meisterte er mit einem Mantra: „Scheitern ist keine Option.“

Es hat funktioniert, bald schrieb er schwarze Zahlen. Der Wendepunkt kam mit dem japanischen Mizu Onsen Spa im neuen Hotel. Mit jedem seiner nächsten Objekte bewies Kohler ein ausgeprägtes Gespür für Luxus, Spitzenleistung, Ästhetik und nicht zuletzt für Menschen. „Wir sind ein Familienunternehmen. Dazu gehören auch Gäste und Mitarbeiter“, betont Kohler, der 450 Angestellte beschäftigt.

Hohe Standards für Mitarbeitende

Den Begriff Familie nimmt er ernst, definiert ihn als besondere Vertrautheit, Zugehörigkeit, Zueinanderstehen in allen Lebenslagen. Seine Mitarbeiter profitieren von Benefits wie Personalwohnungen und Zusatzversicherungen. Ihre Kantine entspricht den Restaurants für die Gäste. „Ich kann nicht von meinen Leuten erwarten, dass sie gepflegt, wortgewandt und zuverlässig sind, und sie dann im Keller essen lassen oder ihnen Blechspinde hinstellen“, betont Kohler. Die Fachkräfte, die er braucht, findet er. Dazu tragen nicht zuletzt seine zahlreichen Auszeichnungen bei, die den Quereinsteiger, aber auch die Mitarbeiter stolz machen. Als er 2023 „Hotelier des Jahres“ wurde, hob er die Teamleistung hervor: „Wir sind Hotelier des Jahres.“

Große Pläne für Europa

Demnächst beginnen die Vorbereitungen für den Umbau des Sanatoriums Wildbad Kreuth. Sein bisher größtes Objekt, für das er den italienischen Stararchitekten Matteo Thun (72) gewonnen hat. Zudem möchte er mit dem Konzept des hippen Hotels Bussi Baby in Bad Wiessee in europäische Hauptstädte expandieren. Mit dem Resort spreche er junge Leute an, die hart arbeiten, hart feiern und hart Sport treiben. „Das kommt sehr gut an“, stellt er fest. Wie bei allen seinen Betrieben steckt auch hier eine persönliche Geschichte dahinter, die ihn motivierte: „In meiner Jugend gab es am Tegernsee nichts Attraktives für diese Altersgruppe.“

Zur Person: Korbinian Kohler

Korbinian Kohler, Jahrgang 1968, studierte erst Betriebswirtschaftslehre (BWL), dann Philosophie, Politik und Wirtschaft. Als Mitinhaber leitete er von 1994 bis 2004 gemeinsam mit seinem Bruder die Büttenpapierfabrik Gmund GmbH & Co. KG und gründete danach die Immobilienfirma KK Invest. 2010 wechselte Kohler in die Hotelbranche und eröffnete am Tegernsee unter anderem das Spa & Resort Bachmair Weissach, die Erlebniswelt „Tegernsee Phantastisch“ und das Hotel Bussi Baby. Sein neuestes Projekt ist die Umgestaltung des Sanatoriums Wildbad Kreuth in ein Mental Retreat, also einen Ort, in dem sich die Gäste aus dem Alltag zurückziehen, sich entspannen und auf sich selbst besinnen können. Kohler ist verheiratet und hat 4 Kinder.

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