Klimaschutz | Standortpolitik

Klimaschutz: Wo Unternehmen ansetzen

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Strom aus Wind und Sonne – ein Beitrag zum Klimaschutz

Unternehmen intensivieren ihre Anstrengungen zum Klimaschutz. Zwei Beispiele aus der Praxis zeigen, wo Firmen hier ansetzen. Eine Änderung der Rahmenbedingungen sollte sie dabei unterstützen.

JOSEF STELZER, Ausgabe 11/2022

Die Ziele sind ambitioniert: Bereits bis 2040 soll Bayern nach den Plänen der Staatsregierung die Klimaneutralität erreichen – fünf Jahre früher als Deutschland insgesamt. Die Wirtschaft steht hinter den Zielen. Doch die Kosten, die der Umbau auf klimaschonende Prozesse mit sich bringt, müssen für die Betriebe tragbar sein.

»Die Unternehmen wollen ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten, dürfen aber dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht verlieren«, betont Julia Goebel, Klimaexpertin der IHK für München und Oberbayern. Die oberbayerischen Unternehmen forcieren ihre Anstrengungen, die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen möglichst zu senken.

Rahmenbedingung müssen stimmen

Schritt für Schritt steigern sie ihre betriebliche Energieeffizienz, nutzen verstärkt erneuerbare Energien und tragen so zum Erreichen der Klimaziele bei. Um dabei voranzukommen, müssen jedoch die Rahmenbedingungen stimmen, fordert eine aktuelle IHK-Position zum Klimaschutz (siehe Kasten unten).

Auch Christian Güntner (52), Geschäftsführer und Inhaber des Münchner Entsorgungsspezialisten ROHPROG GmbH, setzt auf Klimaschutz und reduziert schrittweise die betrieblichen Kohlendioxidemissionen. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Photovoltaikanlage für die Stromversorgung, eine modernisierte Fahrzeugflotte sowie energieeffiziente Bagger, Radlader und Flurförderzeuge. Die bisherige Beleuchtung der 5.000 Quadratmeter großen Lagerhalle wird er komplett durch LED-Strahler ersetzen. »Damit sparen wir im Vergleich zu den bisher verwendeten Lampen 50 bis 70 Prozent Strom.« Der reduzierte Energieverbrauch wird letztlich auch zum Klimaschutz beitragen.

Bestandsaufnahme zeigt Einsparpotential

Durch eine Bestandsaufnahme aller Maschinen und Anlagen will er weitere Einsparmöglichkeiten aufspüren. Dabei geht er folgendermaßen vor: Zunächst wird der Stromverbrauch der an vielen Stellen eingesetzten Elektromotoren gemessen. »Im nächsten Schritt werden wir deren Leistung auf ein optimales Niveau reduzieren, sodass der Verbrauch erheblich zurückgehen wird«, so der Unternehmer. Rund 100 Elektromotoren will er prüfen lassen, 40 allein in der Papiersortieranlage. Auch die Ballenpressen für Papier und Pappe sowie die Aktenvernichtungsanlagen werden elektrisch angetrieben und bieten Sparpotenziale.

Doch nicht nur Klimaschutz und Energieeffizienz sind ihm wichtig. »Die politischen Entscheidungen sollten gerade in der aktuellen Lage unbedingt darauf ausgerichtet sein, dass die Stabilität der Stromnetze und die Energieversorgung insgesamt gesichert bleiben, das ist überlebenswichtig«, fordert Güntner.

Seit 2020 nur Strom aus erneuerbaren Energien

Die BayWa AG will bereits 2030 konzernweit klimaneutral sein. »Ein entscheidendes Zwischenziel auf dem Weg dahin haben wir Ende 2020 bereits erreicht. Seitdem decken wir unseren Strombedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien«, freut sich BayWa-Nachhaltigkeitsexperte Hendrik Marx (28). »Die Modernisierung unserer Standorte mit intelligenter LED-Beleuchtung und fossilfreien, energiesparenden Heizsystemen sowie die Modernisierung unseres Fuhrparks werden wir selbstverständlich fortführen.«

CO2-Höchstgrenze für Dienstwagen

Für Dienstwagen gilt bei der BayWa seit 2020 in der Regel eine Höchstgrenze für den CO2-Ausstoß von 120 Gramm pro Kilometer, wobei immer mehr Elektro- und Hybridfahrzeuge als Dienstwagen bereitstehen. Bei der Wärmeversorgung der Standorte sucht das Unternehmen nach Alternativen für Erdgas und -öl. An vielen Stellen wird auf andere Energieträger umgestellt. Betroffen sind derzeit rund 300 Anlagen in Deutschland.

Scope-3-Emissionen im Blick

Künftig will sich das Unternehmen verstärkt mit den sogenannten Scope-3-Emissionen befassen. Dabei handelt es sich um Treibhausgasemissionen entlang der Wertschöpfungskette, zum Beispiel bei externen Dienstleistern und bei zugekauften Gütern.

Das fordern die Unternehmen

Die IHK-Position »Klimaschutz mit der Wirtschaft« formuliert die Erwartungen der Firmen an die Klimapolitik auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene. Dies sind die zentralen Forderungen:

  • Entschieden auf ein »Level Playing Field« hinarbeiten, also auf gleiche Wettbewerbsbedingungen im Klimaschutz
  • Erschließung von Marktchancen durch Klimaschutz stärker unterstützen, etwa durch klassische Außenhandels- oder Forschungsförderung
  • Kompensation von bisher unvermeidlichen Emissionen durch Treibhausgasminderung im Ausland mit Ausgleichszertifikaten ermöglichen
  • Verlässlichen Carbon-Leakage-Schutz gewährleisten, also die Verlagerung von Emissionen in Länder mit geringeren Klimaschutzstandards verhindern
  • Folgen und Wechselwirkungen von zusätzlichen Klimaschutzinstrumenten genau prüfen, um doppelten Aufwand zu vermeiden
  • Emissionshandel als Leitinstrument der Klimapolitik stärken, das EU-Emissionshandelssystem weiterentwickeln
  • Den Strompreis weiter entlasten, Sektorenkopplung ermöglichen
  • Planungs- und Genehmigungsverfahren für Netzausbau und Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen
  • Nutzung aller verfügbaren Technologien gewährleisten, Innovationen ermöglichen
  • Fördermaßnahmen für Treibhausgaseinsparungen transparent und unbürokratisch zugänglich machen, auch für kleine und junge Betriebe
  • Auf Partnerschaft und Dialog mit der Wirtschaft setzen, bewährte Instrumente wie den Umwelt- und Klimapakt Bayern oder die Bayerische EnergieEffizienz-Netzwerk-Initiative (BEEN-i) weiterführen

Das vollständige IHK-Positionspapier zum Klimaschutz steht hier auf der Positionspapiere-Website unter "Energie, Umwelt, Rohstoffe, Klima".

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