Betrieb + Praxis

Search Funds helfen bei Betriebsübernahmen

Foto: Bopp und Hahn Mittelstandspartner ©
Sondieren den Markt – Christian Bopp (r.) und Benny Hahn

Über sogenannte Search Funds unterstützen Investoren Jungunternehmer, die einen übergabereifen Betrieb übernehmen wollen. Wie das Konzept funktioniert, zeigt das Beispiel der Bopp & Hahn Mittelstandspartner GmbH.

Eva Elisabeth Ernst, Ausgabe 12/2021

Christian Bopp (28) und Benny Hahn (29) haben ein klares berufliches Ziel: Sie möchten das Lebenswerk eines Unternehmers langfristig weiterführen und sind derzeit auf der Suche nach dem für sie passenden Unternehmen, um es per Management-Buy-in zu erwerben. Infrage kommt für sie ein unternehmensnaher Dienstleister, ein Technologie- oder ein Medizintechnikunternehmen. Es soll profitabel arbeiten und jährlich mindestens eine Million Euro Gewinn erwirtschaften.

Seit Anfang Juli dieses Jahres sondieren sie den Markt und sind dazu mit ausgewählten Nachfolgeberatern in Kontakt, die Unternehmer beim Generationswechsel unterstützen. Auch mit den Nachfolgeexperten der IHK für München und Oberbayern haben sie bereits gesprochen. »Wir schauen uns Schritt für Schritt in den für uns interessanten Märkten und deren Nischen um und sprechen die für uns spannenden Unternehmen gezielt an«, erklärt Hahn. Bis Mitte 2023 haben die beiden Entrepreneure Zeit für Sondierungen, Vorgespräche und Kaufverhandlungen.

Vollzeitjob Unternehmenssuche

Das Besondere: Für Bopp und Hahn ist die Suche nach dem für sie optimalen Übernahmekandidaten ein Vollzeitjob. Ihren Lebensunterhalt sowie die Kosten für die Suche bestreiten sie aus dem Kapital eines Search Funds, der Bopp & Hahn Mittelstandspartner GmbH. Search Funds gibt es im angloamerikanischen Raum schon seit rund 40 Jahren. »Mittlerweile gewinnen sie auch in Deutschland an Bedeutung«, sagt Holger Habermann (58) von der Beratung KERN Unternehmensnachfolge München. »Der große Vorteil für potenzielle Nachfolger besteht darin, dass sie in Ruhe und mit vollem Fokus nach einem geeigneten Unternehmen suchen können, weil ihr Lebensunterhalt gesichert ist«, erklärt Habermann. »Und Seniorunternehmer, die an einer externen Nachfolgelösung interessiert sind, können davon ausgehen, dass die Finanzierung des Kaufpreises keine allzu große Hürde darstellen wird, weil die Investoren auch dafür Mittel zur Verfügung stellen.«

Die Investoren der Bopp & Hahn Mittelstandspartner GmbH sind national und international tätige Unternehmer, die mit dem Search-Fund-Modell gut vertraut sind und regelmäßig Nachfolger unterstützen. Zunächst investierten sie einen mittleren sechsstelligen Betrag für die Firmensuche, werden sich jedoch auch an der Finanzierung des Kaufpreises beteiligen. »Wir sind somit in der Lage, ein Unternehmen mit einem Umsatz zwischen fünf und 25 Millionen Euro zu einem marktüblichen und fairen Preis zu kaufen«, sagt Hahn.

Transaktionsvolumina von fünf bis zehn Millionen Euro

Laut Habermann ist ein Search Fund eine Art Ritterschlag für junge Menschen, die gern einen bestehenden Betrieb weiterführen möchten: »Denn die Investoren sind meist erfahrene Unternehmer und Berater, die es den potenziellen Nachfolgern zutrauen, ein Unternehmen erfolgreich zu leiten.« Und Vertrauen sei beim Thema Unternehmensnachfolge eine nicht zu unterschätzende Komponente. »Dazu kommt, dass die Investoren nach der Übernahme als Mentoren oder Beiräte fungieren und auch mit ihren eigenen beruflichen Netzwerken einige Türen öffnen können«, so der Nachfolgeexperte. In der Regel werden über diese Modelle Transaktionsvolumina von fünf bis zehn Millionen Euro finanziert, mitunter aber auch größere Akquisitionen.

»Es gibt allerdings auch Search Funds, die ohne Ergebnis wieder aufgelöst werden«, weiß Habermann. Der Verlust halte sich für die einzelnen Geldgeber dabei in Grenzen. Für Investoren könne ein Search Fund daher eine gute Möglichkeit sein, sich an einem mittelständischen Unternehmen zu beteiligen. Vor dem Engagement sei es jedoch wichtig, dass zwischen allen Beteiligten Einigkeit und Klarheit über das gewünschte Unternehmen herrsche und das Leistungsprofil der künftigen Unternehmer stimme.

Der Wunsch, sich selbstständig, langfristig einzubringen

Bei dem jungen Unternehmerduo Bopp und Hahn scheint das der Fall zu sein. Die beiden kennen sich seit über fünf Jahren. »2018 haben wir erstmals festgestellt, dass wir Interessen und Werte teilen, die uns mittel- und langfristig ins Unternehmertum ziehen«, erinnert sich Bopp. Die beiden absolvierten Masterstudiengänge an Business Schools und sammelten einige Jahre Berufserfahrung in großen und kleineren Unternehmen. Doch der Wunsch, sich selbstständig zu machen, blieb. »Wir sind bereit, uns als Geschäftsführer vor Ort, in Vollzeit und vor allem langfristig einzubringen«, betont Hahn. »Damit wollen wir Mehrwert für eine Region, für die Mitarbeiter des Unternehmens, dessen Kunden, Lieferanten und alle anderen Beteiligten schaffen.«

Weitere Informationen auf der IHK-Website zur Unternehmensnachfolge.

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