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Ein Prosit der Solidarität

Christian Endt ©
Erfolgreicher Spendensammler – Goldschmied Anton Kölbl

Der Goldschmied Anton Kölbl startete im Sommer eine Aktion zugunsten existenzbedrohter bayerischer Schausteller. Sein kleiner Anstecker, die Spendiermaß, hat bisher Spenden in Höhe von 16.000 Euro eingebracht.

Harriet Austen, Ausgabe 12/2021

Herr Kölbl, wie kamen Sie auf die Idee mit der Spendiermaß?
Im Frühjahr war klar, dass das Oktoberfest zum zweiten Mal ausfällt. Als begeisterter Wiesn-Fan dachte ich an die Schausteller, die Umsatzausfälle von 100 Prozent hinnehmen müssen, und beschloss, sie mit meinen Möglichkeiten zu unterstützen. Ich hatte während meiner Lehrzeit mal ein Maß-Grundmodell als Übung angefertigt. Das lag in der Schublade und wartete auf den richtigen Einsatz. Jetzt war es so weit – als kleines Zeichen der Solidarität. Und der Maßkrug passt ja prima zum Thema.

Und wie haben Sie den Namen gefunden?
Ich habe lange herumjongliert mit verschiedenen Begriffen, bis ich quasi auf dem Heimweg eine Eingebung hatte. Übrigens hat mir eine Rechtsanwaltskanzlei dringend geraten, den Namen schützen zu lassen – und es gleich pro bono für mich erledigt.

Über welche Kanäle haben Sie die Aktion bekannt gemacht?
Erst im Freundeskreis, dann über eine Website, einen Onlineshop, Facebook und Instagram. Sehr schnell kamen die Medien auf mich zu und dadurch erhielt ich immer mehr Bestellungen. Mich haben aber auch viele aus der Region unterstützt, wie zum Beispiel die Privatbrauerei Schweiger aus Marktschwaben, die ein Gewinnspiel daraus gemacht hat. Oder der Donisl-Wirt Peter Reichert, für den ich einen Werbebierdeckel entworfen habe.

Wer sind denn die typischen Kunden, die eine Spendiermaß ordern?
Das sind Menschen, die die bayerische Lebensweise schätzen und gern Tracht tragen. Sie kaufen die Spendiermaß meist für den Hut oder die Weste. Ich habe aber auch Bestellungen aus Frankfurt, Hamburg und Berlin.

Spendiermaß statt Wiesneinladung

Bei Ihnen kaufen ja auch Firmen ein. Wie verwenden die den kleinen Anstecker?
Manche haben 30 bis 40 Stück bestellt, um sie ihren Mitarbeitern oder Kunden statt eines Präsents oder einer Einladung zur Wiesn zu überreichen.

Sie haben eine Firma mit dem Gießen der Rohmodelle beauftragt. Weshalb fertigen sie diese nicht selbst an?
Für mich wäre das Gießen zu teuer und aufwendig gewesen. Mit den fertigen Gussteilen habe ich immer noch genügend Arbeit. Denn ich muss bei jedem Stück den Gusskanal absägen, die Oberfläche glatt feilen, beizen und bürsten, die Anstecknadel anlöten und bei der silbernen Variante den Stempel aufdrücken.

Sie hatten sich anfangs zum Ziel gesetzt, 100 Stück herzustellen. Jetzt sind es 1.200 geworden.Wie haben Sie das geschafft?
Ehrlich gesagt, habe ich nächtelang gearbeitet, nachdem mein kleiner Sohn im Bett lag. Ich musste das alles ja nebenbei machen. Die Buchhaltung hat mir zum Glück meine Frau abgenommen. Richtig heftig wurde es im September zur Wiesnzeit. Da gingen die Bestellungen durch die Decke.

Wie viel verlangen Sie für eine Spendiermaß?
Die bronzene Variante kostet 39 Euro, die silberne 49 Euro. Abzüglich Material und sonstiger Kosten geht der Rest – etwa 30 Prozent des Preises – an die Historische Gesellschaft Bayerischer Schausteller.

Hilfe wird dringend gebraucht

Auf diese Weise sind 16.000 Euro zusammengekommen, die Sie überreichen konnten. Wie haben Sie den Verein gefunden?
Am Anfang dachte ich, das sei das kleinste Problem. Aber ich habe lange suchen müssen. Das war eine richtige Odyssee, weil ich das Geld ja an einen Verein abliefern musste, der eine Spendenquittung ausstellen kann. Letztlich stieß ich auf die Historische Gesellschaft und hatte in der Vorsitzenden Yvonne Heckl eine Ansprechpartnerin.

Dort haben Sie helle Freude ausgelöst. Wie wird das Geld verwendet?
Bei den Schaustellern brennt es an vielen kleinen Ecken, es fehlt oft am Notwendigsten, an grundlegenden Dingen: Die Stromrechnung kann nicht bezahlt werden, die Autoreifen sind komplett abgefahren, die Gebühren für die Weihnachtsmärkte stehen an.

Was nehmen Sie persönlich aus dieser Aktion mit?
Ich bin bekannt geworden, habe viel positives Feedback bekommen und außerdem viel gelernt, vor allem unternehmerisches Denken. Und ich war gerührt von der Solidarität und Hilfsbereitschaft der Menschen.

Die Aktion sollte ursprünglich im Oktober auslaufen. Wie geht es jetzt weiter?
Am 1. Dezember öffnet der Onlineshop wieder und es gibt die Spendiermaß in einer limitierten Anzahl zu kaufen. Ich werde sogar eine vergoldete Anstecknadel herausbringen. Die Spende kommt wieder den Schaustellern zugute. Weil die ganze Aktion so gut etabliert ist, mache ich nächstes Jahr weiter, aber für unterschiedliche gute Zwecke.

Zur Person Anton Kölbl

Anton Kölbl, Jahrgang 1990, absolvierte eine Ausbildung zum Goldschmied und arbeitete danach ein Jahr in Rosenheim, bevor er 2011 zu einem renommierten Goldschmied in München wechselte. 2017 gründete er zusätzlich sein eigenes Atelier Kölbl, in dem er mit der Herstellung von Hirschfängern begann.

Im Juni 2021 startete Kölbl die Aktion Spendiermaß, um bayerische Schausteller zu unterstützen.

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