Betrieb + Praxis

Gesund führen und deeskalieren

Foto: Tobias Geißle ©
Isabella Brunotte, bei der Stadtsparkasse München für betriebliches Gesundheitsmanagement zuständig

Die Stadtsparkasse München fördert mit speziellen Seminaren die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter und nutzt bei Bedarf auch externe Expertise.

Wie ist es um die psychische Gesundheit unserer Mitarbeitenden bestellt? Beugen wir übermäßigen Stressbelastungen ausreichend vor? Wo liegen mögliche Risikofaktoren? Das wollte die Stadtsparkasse München (SSKM) bereits vor der Pandemie herausfinden.

»Darum haben wir 2019 im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung geprüft, wie wir diesbezüglich im Vergleich zu anderen Wettbewerbern in der Finanzbranche dastehen«, erläutert Isabella Brunotte (59). Sie ist seit 2014 als Personalrätin freigestellt, um das firmeninterne betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) der SSKM zu koordinieren. Besondere Belastungsschwerpunkte brachte die Beurteilung nicht ans Licht, »aber es fiel auf, dass unsere Führungskräfte zum Teil Schwierigkeiten hatten zu erkennen, wann bei einem Kollegen oder einer Kollegin möglicherweise Handlungsbedarf besteht. Deshalb sind Seminare wie ›Gesundes Führen‹ bei uns für Mitarbeiter mit Führungsverantwortung mittlerweile Pflicht«, so Brunotte.

Ein weiterer Punkt, dem die SSKM Rechnung trägt, »und den Corona verschlimmert hat: die zunehmende Aggressivität in der Gesellschaft«. Mitarbeiter im Vertrieb wurden wiederholt von Kunden angefeindet, wenn diese warten mussten oder die Mitarbeiter auf die Einhaltung der Coronaschutzmaßnahmen hinwiesen. Teilweise musste das Personal sogar zwischen Streitenden vermitteln, brauchte es Sicherheitskräfte, um den Schutz aller zu gewährleisten. »Wir haben daher Deeskalationsseminare abgehalten, in denen die Mitarbeiter auch lernen, dass das Verhalten nichts mit ihnen persönlich zu tun hat.

«Bereits etablierte BGM-Kurse zu Resilienz oder Krisen- und Stressbewältigung, aber auch Schulungen zu Ergonomie und Ernährung baute das Team um Brunotte im Zuge von Corona ab dem Frühjahr 2020 nach und nach zu digitalen oder hybriden Angeboten um. Parallel weitete das Finanzinstitut die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten aus und passte die Öffnungszeiten in den Filialen an.

Durch die Anonymität Ängste nehmen

Bewährt hat sich auch die Option, bei Bedarf über die kostenlose Hotline des Centrums für Disease Management (CFDM) am Klinikum rechts der Isar in München Rat von Experten einholen zu können. Das CFDM unterstützt die SSKM zudem bei der Durchführung von Seminaren. »Externe Expertise ist gerade beim Thema psychische Gesundheit zu empfehlen, zum einen, weil man durch die Anonymität Ängste nehmen kann, zum anderen, weil wir trotz allen angeeigneten Wissens und aller Erfahrung keine Psychologen oder Therapeuten sind«, so Brunotte.

Das Thema psychische Gesundheit will sie dauerhaft im Blick behalten, »weil es eines der wichtigsten Themen bleiben wird«. Allerdings gelte auch hier wie beim gesamten BGM: »Wir können nur gesundheitsorientierte Angebote machen, jeder Mitarbeiter muss auch auf sich selbst schauen und bereit sein, diese gegebenenfalls anzunehmen.«

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